Kapitel 32

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Ich schlief immer noch. Gestern hatte ich nicht genug Schlaf bekommen und den wollte mein Körper jetzt nachholen. Es wäre sowieso schwer gewesen sich hier wegzubewegen und das nicht nur weil ich mich nach dieser Nähe gesehnt hatte. Zufrieden mit mir und der Welt schlief ich weiter.

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Leicht verwirrt und mit dröhnenden Kopfschmerzen wachte Ace wieder auf. Er hatte es gestern Abend doch etwas übertrieben. So richtig betrunken war er schon lange nicht mehr gewesen, weil er wirklich viel Alkohol vertrug. Doch anscheinend hatte es geholfen. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, warum er gestern so angefressen gewesen war. Die Sommersprosse grinste und kuschelte sich enger an das, was in seinen Armen und über seinen Beinen lag. Verwirrt runzelte er die Stirn. Mit was kuschelte er da eigentlich? Er konnte sich an nichts erinnern! Hatte er am Abend etwa wieder etwas mit einer Frau angefangen? Nein, an so etwas konnte er sich nicht erinnern und überhaupt würde er nie sturzbetrunken mit einer Frau schlafen. Das verstieß gegen seine Prinzipien! Also: Was war das? Um sich seine Frage zu beantworten, öffnete er seine schweren Augenlieder einen Spalt breit. Er erblickte Haut. Hatte er doch etwas angefangen? Der überforderte und von Kopfschmerzen geplagte Kommandant hob seinen Kopf aus seiner jetzigen Position. Sein Blickfeld drehte sich merkwürdig schnell und ihm wurde schlecht. Es dauerte etwas, bis sich der Achtzehnjährige wieder beruhigt hatte. Nun konnte er auch erkennen, was in seinen Armen lag. Er blickte direkt in das schlafende Gesicht von Fünkchen. Ein zufriedenes und entspanntes Lächeln zierte ihre pinken Lippen. Einige ihrer Haare hingen wie ein Schleier über seinem Kopf. Wie kamen die den dahin? Was machte sie überhaupt bei ihm im Zimmer?! Außerdem, er hatte ihr zwar erlaubt mit ihm zu kuscheln, aber DAS war eindeutig zu viel! Der Schwarzhaarige blickte sich um und würde sich am liebsten gegen die Stirn schlagen. ER hielt sie fest in seinen Armen und ließ sie nicht los. SIE hatte garnichts gemacht. Wahrscheinlich wollte sie nicht einmal so nahe bei ihm sein, aber wer von denen, die wussten was für böses Blut durch seine Adern floss, wollte ihm denn auch nahe sein? Ruffy und Sabo ausgenommen... Sabo... Er war tot und Fünkchen hatte ihn erwähnt, deshalb war er gestern so sauer gewesen! Aces Kopf begann stärker zu dröhnen. Sein Gehirn war von den wenigen Gedanken schon überfordert. Bitte wie betrunken musste er gestern Abend gewesen sein?! Das konnte doch alles nicht wahr sein! Entnervt wollte er sich mit einer Hand seine Haare raufen, ließ sie dann aber da, wo sie war. Fünkchen konnte immerhin nichts dafür, dass er sie so hielt: Die rechte Hand unter ihrem Rücken und die linke auf ihrer Schulter, außerdem stellte er fest, dass er halb auf ihr lag. Das war doch zum Mäuse melken! Naja, aber er konnte sich eigentlich nicht wirklich über diese Situation aufregen, warum auch immer...
Das kleine Mädchen sollte ruhig noch weiterschlafen können. Sie war gestern bestimmt wieder zu ihm gekommen, weil sie mal wieder nicht schlafen konnte. Es war ein Glück, dass sie vorgestern nicht zu ihm kam, denn ansonsten hätten er und seine Bettgenossin sie für immer verkorkst, da sie sich gestern, nein vorgestern die ganze Nacht vergnügt hatten. Der Kommandant unterdrückte ein Gähnen. Wenn er so darüber nachdachte, dann hatte er auch noch einiges an Schlaf nachzuholen, also schloss er seine Augen wieder. Kurz darauf war er wieder eingeschlafen und sein Kopf machte sich eigenständig wieder auf den Weg, um in seine vorherige Position zurückzufinden, weil der Platz eindeutig bequemer war, als die jetzige Position, bei der er sich den Nacken verrenkte.

Währenddessen erwachte der Golem im Zimmer nebenan. Er war etwas irritiert, da er seine Freundin nicht finden konnte. Das kleine Kerlchen schrak hoch. Seine Augen flackerten schneller als sonst wenn er aufwachte und sie leuchteten schon nach wenigen Millisekunden in dem hellen Blau, das symbolisierte, dass er wach war. Tatsächlich befand er sich ganz alleine in diesem Zimmer. Bockig setzte er sich auf seinen Hintern, wenn man das so nennen konnte und verschränkte seine Ärmchen vor seinem Körper. Wenn er es gekonnt hätte, hätte der Golem seine Wangen aufgeblasen, aber das ging nicht. Schmollen konnte er trotzdem und das tat er auch zu Recht: Sie hatte ihn einfach alleine gelassen! "Unfair! Unfair! Unfair!!!", gab das kleine Wesen in seiner eigenen Sprache von sich. Er war beleidigt und etwas sauer.
Der Golem rutschte zum Rand des Bettes und ließ sich mit einem lauten Knall auf den Boden fallen. Er landete wie eine Katze auf seinen Beinen und tapste mit kleinen, schnellen Schritten zur Tür, um Fünkchen zu suchen. Wobei, eigentlich konnte er sich denken, wo sie war. Immerhin war sie ja in diesen eingebildeten Menschen verliebt. Der, laut dem Golem, ziemlich einen an der Waffel hatte. Wer hasste sich den bitteschön selbst?! Er wusste zwar nicht, warum Ace sich selbst nicht leiden konnte, aber er wusste, dass es so war. Es war für ihn nämlich ein Leichtes Gefühle zu erkennen und in den Tagen, in den Fünkchen wegen der Kälte geschlafen hatte, konnte er ganz genau spüren, dass sich der Mensch dafür die Schuld gab, außerdem hatte der Feuermann die meiste Zeit so zerknirscht geschaut.
Das aus Magie bestehende Metallgebilde erreichte die Zimmertür und starrte entgeistert zum Türknauf. "Das kann doch nicht war sein! Wie soll ich da ran kommen? Menschen sind so kurzsichtig! Denken nicht an kleine Leute...", murrte er immer noch beleidigt vor sich hin. Der Golem hatte nämlich nicht genug Energie, um sich selbst groß zu machen. Er brachte dafür die Energie seiner Schöpferin und davon nicht grade wenig, da er nicht nur größer, sondern auch stärker wurde. Fünkchen hatte ihm das letzte Mal die Energie eher reflexartig gegeben, da sie Panik bekommen hatte.
Die Hotelbesitzer hatten an dem, was er jetzt machen würde, selber schuld. Er richtete seinen kleinen Handflächen auf die Tür und fokussierte Energie in ihnen. Er konzentrierte die Kraft so sehr, bis er sie kaum noch halten konnte und ließ sie dann ganz plötzlich los. Mit einem kräftigen Schlag wurde die Tür samt einigen Teilen der Wand weggeschleudert und knallt gegen die andere, gegenüberliegende Wand. "Was war das für ein Krach?!", riefen sofort einige Menschen und stürmten aus ihren Zimmern, wo sie nur in Schlafzeug bekleidet, es war erst kurz nach acht Uhr morgens, in der Tür stehen blieben und irritiert auf die aus den Angeln gerissenen Tür blickten. Sie erkannten nur ein kleines Etwas, das einfach aus dem Zimmer heraustrat, das jetzt ein gigantisches Loch als Eingang hatte.
Der Golem ließ sich von den Blicken, die auf ihn gerichtet waren, nicht stören und ging schnurstracks zur Tür des Kommandanten hinter der er seine beste Freundin vermutete. Auch vor dieser Tür blieb er stehen, aber er konnte sie schlecht genauso öffnen, wie die letzte, denn wenn die Zimmer ähnlich aufgebaut waren, befand sich das Bett genau gegenüber der Tür. Der Golem interessierte sich zwar nicht für die Feuerfaust, aber Fünkchen wollte er nicht unbedingt mit einer fliegenden Tür wecken. Das würde Ärger geben und er wusste, dass sie es nicht mochte jemandem Ärger zu geben.
Zum Glück für das Hotel, kam grade in dem Moment Jozu vorbei, der von dem Krach nach oben gelockt wurde. Sonst hätte sich das Kerlchen etwas anderes einfallen lassen. Der Golem stand immer noch vor der Tür und überlegte sich bereits einen anderen Weg in das Zimmer, als er den Kommandanten bemerkte. Mit seinen großen blauen Glubschaugen sah er unschuldig wie ein kleines Lamm zu dem Hünen auf und zeigte auf die Tür. Das kleine Kerlchen hoffte einfach, dass dieser Mensch nicht so begriffsstutzig war, wie die anderen und ihm diese vermaledeite Tür öffnen würde, bevor der Golem noch seine nicht wirklich existierenden Nerven verlor. Er war ungeduldig. SEHR ungeduldig. "Las mich raten, Kleiner: Du bist für den Radau hier oben verantwortlich?", stellte Jozu eher fest, als das er es fragte und sah zwischen dem seltsamen Wesen und der Tür hin und her. Er verstand, was das Kerlchen ihm sagen wollte und bevor der Golem noch auf die Idee kam den Rest des Hotels zu zerstören, holte der Hüne den Zweitschlüssel für Aces Zimmer aus seiner Hosentasche. Jozu hatte ihn nur für den Fall der Fälle, dass der hitzköpfige Neuling wieder einmal beim Baden einen seiner narkoleptischen Anfälle hatte und fast ertrank.
Seufzend schloss der Riese die Tür auf und öffnete sie für den Golem. Dieser schlüpfte auch sofort rein. Zu mindest waren nicht alle Menschen so geistig eingeschränkt wie Ace. Es bestand eine kleine Hoffnung für die Spezies! Dachte der Golem sich euphorisch. Merkte man, dass er nicht ein Bisschen eifersüchtig auf die Feuerfaust war, weil er so viel Zeit mit SEINER besten Freundin verbrachte?!
Jozu schüttelte währenddessen nur seinen Kopf, als er sah, dass die Beiden trotz des Lärms einfach weiter schliefen. Der Hüne musste grinsen. Er und Izo hatten mit ihrer Vermutung recht behalten: Die Zwei hielten es einfach nicht Lage ohne einander aus. Er schloss die Tür hinter sich wieder ab und begab sich zurück zu Izo in den Speisesaal.
Der Verursacher des ganzen Tumults hatte inzwischen das Bett erreicht und kletterte etwas unbeholfen daran hinauf. Missmutig starrte er auf die beiden Schlafenden. Er wollte auch Aufmerksamkeit und gekuschelt werden! Wie ein bockiges Kleinkind, das von seinen Eltern ignoriert wurde, tapste er zu ihnen. Fünkchen gehörte zu ihm. Er war ihr bester Freund, Liebe hin oder her! Und NEIN er war NICHT eifersüchtig! Nicht ein klitzekleines Bisschen! Der Golem kletterte über den Rücken von Ace und ließ sich auf der anderen Seit auf Fünkchens Bauch plumpsen. Aus einem inneren Reflex heraus schlang die Pinkhaarige einen ihrer Arme um ihn. Der Golem quietschte zufrieden und kuschelte sich näher an sie. Das war alles, was er gewollte hatte. Er wollte auch wahrgenommen und gekuschelt werden, schließlich hatte er auch Gefühle!

Vom Himmel zu den MenschenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt