Kapitel 39

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Auch, wenn ich mich mit allen Marinesoldaten angefreundet hatte, war ich erleichtert, als ich nach Tagen endlich die weiße Silhouette der Moby Dich am Horizont erkennen konnte. Es hatte viel zu lange gedauert, sie ein zu holen, da sie anscheinend genau in die selbe Richtung gereist waren, wie wir. Zum Glück war dieses Kriegsschiff, da es kleiner war, schneller als die Moby.
Ich hüpfte aufgeregt und fröhlich auf und ab, während ich an der Reling stand und zu dem Piratenschiff sah, das immer größer wurde. Aokiji stand neben mir. Er hatte seine Arme vor der Brust verschränkt und wirkte angespannter als üblich. Der Crew ging es mehr oder weniger genauso: Sie waren alle ein wenig ängstlich sich dem Piratenkaiser und stärkstem Mann der Welt zu nähern.
Gleichzeitig freuten sie sich darauf, endlich wieder zu ihren Freunden und ihrer Familie zurückkehren zu können, sobald sie mich hier abgeladen hatten.
Das Piratenschiff am Horizont schien uns inzwischen bemerkt zu haben, denn es änderte seinen Kurs und steuerte nun direkt auf uns zu. Ich konnte leider nicht alleine zu ihnen fliegen, da ich es Aokiji versprochen hatte. Er wollte mich einfach persönlich hinbringen. Ich hatte eigentlich auch nichts dagegen, aber es dauerte so laaannnggggeee bis wir bei den Piraten waren. Je näher die Moby Dick kam, desto fröhlicher aber gleichzeitig auch trauriger wurde ich, denn, auch wenn sie von der Marine waren, mochte ich diese Menschen. Es fiel mir immer schwer, mich von Freunden zu verabschieden.

Die Luft knisterte vor Anspannung, als die beiden feindlichen, unterschiedlich großen Schiffe nebeneinander zum Stehen kamen. Die Piraten standen an der Reling und sahen von Oben auf die Soldaten herab, die ebenso angespannt waren. Die Menge teilte sich und ein blonder, ananasförmiger Haarschopf trat an die Reling. Marcos berechnender und kalter Blick glitt über das Marineschiff, blieb kurz bei Aokiji hängen, bis er auf mir verweilte. Etwas von der Anspannung in der Luft schien zu weichen, denn auch wenn der Kommandant sich äußerlich nichts anmerken ließ, konnte ich seine Erleichterung über meine Unversehrtheit spüren. Trotzdem fragte er: "Was wollt ihr hier?" Aokiji kratzte sich, wie so oft, am Hinterkopf, während er antwortete: "Naja, wir haben dieses Mädchen auf einem Sklavenhändelerschiff gefunden und wenn unsere Informationen richtig sind, gehört sie zu euch." Er schob mich sanft nach vorne, was ich kaum mitbekam, da ich einfach nur froh war, endlich wieder bei Ace und den Anderen sein zu können. Auch, wenn ich mir von ersterem bestimmt eine Predigt anhören konnte... Vielleicht sollte ich doch bei Aokiji bleiben? Noch war es noch nicht zu Spät! Aber nein. Egal, wie nett diese Leute auch waren, ich wollte zurück zu Ace. Ich hatte ihn schon in den letzten Tagen so schrecklich vermisst, dass mein Herz schmerzte. Es war schlimmer, viel schlimmer, als letztes Mal. Wie würde es dann erst sein, wenn ich wieder zurück in den Himmel musste? Wenn ich das richtig berechnet hatte, dann müsste Finix mich schon sehr bald wieder einsammeln. Vielleicht, wenn ich Pech hatte, sogar noch heute oder morgen. Es war gut, wenn Aokiji mich sofort hier abladen würde, denn Whitebeard war ein Freund von Annabel und sie war auch eine Kommandantin, also würde Finix ihm nichts tun, ganz gleich, was sie von ihm hielt, doch Aokiji hatte kein solches Privileg. Ich war weder alt, noch stark genug, um eine Kommandantin zu sein. Finix würde dieses Marineschiff einfach zerstören und mich mitnehmen...

"Wir wollen sie nur zurückbringen und dann nach Marineford zurückkehren", erklärte Aokiji. Kurz musterte Marco ihn noch, ehe er mit seiner Hand ein Zeichen gab und eine Planke zu uns heruntergelassen wurde. Ich wäre am liebster fröhlich hochgehüpft, ich sprang sowieso schon seit einer kleinen Ewigkeit auf und ab, aber Aokiji wollte mich persönlich nach Oben begleiten und ich hatte nichts dagegen. Sobald wir das Deck erreicht hatten, hörte ich Whitebeard fragen: "Sie haben dir doch nicht wehgetan, oder mein Kind?" Der Kaiser fixierte den Admiral mit seinen stechenden, ockerfarbenen Augen. "Nein, mir geht es gut! Ich glaube, ich bin die, die für viel Trubel gesorgt hat", antwortete ich grinsend und fügte noch hinzu: "Sie haben sogar mit mir verstecken gespielt, als wir Flaute hatten!" Ich grinste allein bei der Erinnerung noch breiter. "Aokiji musste suchen! Er ist dabei eingeschlafen!" Ich kicherte leise vor mich hin und konnte sehen, dass auch die letzte Anspannung wie vom Winde verweht wurde und weit über den Horizont hinweg verschwand. Einige Piraten grinsten sogar mit. Der verschlafene Aokiji kratzte sich leicht verlegen am Hinterkopf und sagte: "Wie dem auch sei. Wir wollen auch nicht zu lange bleiben." Whitebeard nickte und der Admiral verließ das Schiff wieder. Die Planke wurde eingezogen und das Marineschiff setzte sich in Bewegung. "Auf wiedersehen!", rief ich meinen neuen Freunden winkend hinterher. Aokiji hob nur kurz verabschiedend seine Hand.
"Thatch, sie schließt Leute noch schneller in ihr Herz, als du!", lachte Haruta. "Und sie befreundet sich auch mit jedem, selbst, wenn sie von der Marine sind", fügte Ace noch hinzu, der, wie üblicherweise, sein Dauergrinsen trug. Ich zeigte es nicht offen, aber ich war skeptisch, ob er wirklich so fröhlich war. Sobald wir wieder unter uns waren, konnte ich mir bestimmt wieder etwas anhören!
Ein unerwartetes Gewicht in meinen Armen, die ich eher reflexartig um den kühlen Metallkörper geschlossen hatte, ließ meine Aufmerksamkeit nach unten wandern. Meine strahlend grünen Augen trafen auf den anklagenden blauen Blick des Golems. Auch ohne, dass er die Frage aussprach, konnte ich seine vorwurfsvolle Stimme in meinem Kopf so deutlich hören, als hätte er sie ausgesprochen: "Warum hast du mich einfach alleine gelassen?" Das hatte er schon einmal gefragt, als ich, ohne es vorher zu sagen, ein Tag bei meiner Tante in ihrer Wohnung in der Hauptstadt verbracht hatte, damit sie mir vor meinem Ausflug in die Menschenwelt noch einen neuen Trick beibringen konnte. Sie konnte nämlich leider auch nicht in den Himmel! Der Golem konnte das auch nur, weil er ein Teil von mir war. Ich hätte das kleine Kerlchen am Tag des Aufbruchs deshalb fast vergessen, wenn Annabel mich nicht nochmal daran erinnert hätte, als Finix mit mir los wollte. Sie war wirklich seeeehr begeistert gewesen, als sie auf mich warten musste. Hört man die Ironie? Ok, ich glaube nur, dass sie wütend war, denn ihr Gesicht zeigte weniger Emotionen, als eine Mischung aus Marco und einem Holzbrett, wobei das Holzbrett von allen drein noch am meisten von seiner Gefühlslage erkennen ließe. Das war zumindest der Eindruck, den ich bis jetzt hatte. Ich kannte den ersten Kommandanten und Chefsschiffsarzt ja erst seit kurzem.

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