Kapitel 23

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Nachdem Haruta aufgelegt hatte, breitete sich bei uns Stille aus. Da ich sowieso Durst hatte, ging ich zum Tresen, um die Anderen in Ruhe zu lassen, dann konnte sie in Ruhe das machen, was Piraten in einer Bar so taten.

Hinter dem Tresen stand ein durchgeschwitzter, dicklicher Mann, der grade einige Gläser polierte. Sein Handtuch über seine Schulter werfend, fragte er: "Na, was darf's sein?" Er starte mich seltsam lüstern an und mir schauderte es. Dieser Blick war gruselig und ich wurde davon nervös. Meine Hände begannen leicht zu zittern und ich begann etwas zu schwitzen, aber ich versuchte höflich zu bleiben und mir nichts anmerken zu lassen. Ich war erleichtert, dass ich keine Gedanken lesen konnte, denn das, was ihm grade durch den Kopf ging, wollte ich nicht wissen. "Haben sie auch alkoholfreie Getränke?", fragte ich daraufhin. "Ja, Saft und Wasser." Immer noch dieser Blick... Ob mich auch noch andere so angesehen hatten? Ich wusste zwar, dass Kimonos nicht in eine Bar gehörten und das ich angestarrt werden würde, aber das es so schlimm war...? Hatte Izo es mit dem Make-up oder dem Kimono übertrieben? "Könnte ich dann bitte ein Wasser bekommen?", fragte ich höflich, doch ich zitterte leicht. Solche Situationen war ich nicht gewohnt. Er nickte und stellte ein Glas voll mit Wasser vor meine Nase, danach gab er einer der Bedingungen, die für meinen Geschmack zu wenig anhatten, eine Bestellung, die sie auch sofort zum gewünschten Tisch brachte. Die Männer in der Bar warfen den Bedingungen die selben Blick zu, wie mir. Doch anders als ich, schienen sie sich davon nicht stören zu lassen. Es wirkte eher so, als ob sie diese Blicke bewusst auf sich ziehen wollten.
Während der Wirt seiner Bedingung hinterher starrte und abgelenkt war, nutzte ich die Gelegenheit der Unaufmerksamkeit und untersuchte das Wasser. Ich wollte nicht, dass ich versehentlich irgendwelche schädlichen Substanzen, wie zum Beispiel Drogen oder Alkohol zu mir nahm. Damit kam mein Körper nicht gut zu recht. Ich würde wahrscheinlich die Kontrolle über ihn und meine Kräfte verlieren. Das wäre gefährlich.

Zum Glück war in dem Glas nichts enthalten, aber ansonsten hätte ich diese Substanzen einfach verpuffen lassen können. Ich hatte mir in den letzten Jahren auch etwas Magie angeeignet. Annabel, die sehr viel damit arbeitete, hatte mir Tipps gegeben, wie ich manche Zauber schneller lernen oder perfektionieren konnte. Sie war in den fünf Jahren eine bessere Mutter für mich gewesen, als Finix es je sein könnte. Warum durfte sie nicht meine Mutter sein? Musste Finix unbedingt meine Mutter sein, weil sie der einzig andere Phönix war? Egal, ich konnte sowieso nichts daran ändern. Je eher ich mich damit abfand, desto besser. In vier Jahren war ich sowieso erwachsen. Dann konnte ich das Siegel entfernen und endlich frei sein. Darauf freute ich mich jetzt schon. Was würde ich dann nur machen? Vielleicht reisen und mir die verschiedenen Welten ansehen?

Ich hob mein Getränk an und nahm einen kleinen Schluck davon. Das Wasser war gekühlt und obwohl das bei diesen milden Temperaturen nicht nötig gewesen wäre, fand ich es toll, wie die kalte Flüssigkeit meinen Hals hinunterlief.
Ich drehte meinen Kopf etwas nach links und sah zu meinen Begleitern. Seitdem ich vom Tisch verschwunden war, hatten sie begonnen irgend ein Kartenspiel zu spielen, das ich nicht kannte und zu reden. Anscheinend konnten sie das nicht machen, wenn ich in der Nähe war. Worüber sie sich wohl unterhielten?
Ace und Izo führten ein intensives Gespräche, sahen jedoch ab und zu zu mir hinüber, um sich zu vergewissern, dass mit mir alles in Ordnung war. Das Wissen beruhigte mich ungemein. Wenn etwas schief gehen würde, dann wären sie da. Ich fühlte mich nicht mehr ganz so alleine und auch diese gierigen Blicke, die mir von Tischen mit anderen Gesetzlosen folgten, waren nicht mehr ganz so schlimm.
Die Bedienung, die grade die Biere für den Tisch meiner Freund geholt hatte, brachte sie ihnen unverzüglich, doch sie verließ den Tisch nicht und begann mit Ace zu flirten. Der Schwarzhaarige bemerkte das und erwiderte etwas mit einem charmanten Lächeln, dieses Lächeln hatte ich vorher noch nie gesehen. Während ich die Beiden beobachtete, fühlte ich mich komisch. Mein Herz verkrampfte sich seltsam und wurde von einer unsagbaren Trauer erfasst, die wie eine Kralle daran kratzte. Mir war schlecht und die Kralle drückte nich fester zu, als sich die Braunhaarige zu ihm setzte.
Ich war verwirrt. Warum war es mir nicht recht, dass er mit ihr flirtete? Es schien ihn doch glücklich zu machen, also konnte es nicht falsch sein... Doch warum schmerzte es trotzdem?
Ich schüttelte den Kopf und beschloss, dass diese Gefühle nicht existierten, da sie absolut untypisch für mich waren. Und solange es ihm Freude bereitete, war es sicherlich gut. Es war mir soviel lieber Ace glücklich zu sehen, egal, warum er es war.

Vom Himmel zu den MenschenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt