Ein seichtes Schaukel weckte mich langsam aus meiner Bewusstlosigkeit. Da mein Kopf schmerzte, öffnete ich stöhnend meine Augen und sah nichts als pure Dunkelheit. Meine Flügel waren immer noch schützend um meinen Körper geschlungen. Wieder schaukelte es, warum schaukelte es? Ich öffnete vorsichtig meine Flügel. Durch den schmalen Spalt drang Licht. Ich öffnete noch den Rest und blickte mich irritiert um.
Ich war nicht mehr auf der Straße, ich befand mich in einem Zimmer, einer Kajüte um genau zu sein, doch das war nicht das erste, was mich interessierte: Wo war der Golem? Suchend blickte ich mich in dem Raum um. Er war nicht da! Mit einem Satz saß ich kerzengrade im Bett. Meine Arme, die immer noch Flügel waren, hingen seitlich herab. "Golem?", fragte ich zaghaft in den Raum, da ich hoffte, dass er sich einfach in meinen Totenwinkel befand, doch er antwortete nicht. Er war nicht einmal in der Nähe, ich konnte seine Aura nicht spüren, aber dafür die von circa dreihundert anderen. Ace hatte mich doch nicht... Nein, er würde mich doch nicht einfach mit aus sein Schiff nehmen, oder? Er wusste doch, dass ich nicht gerne unter vielen Leuten war!
Plötzlich ging die Tür auf und wie aufs Stichwort erschien der Schwarzhaarige, an den ich grade gedacht hatte. Er schloss die Tür hinter sich wieder. "Schön, dass du wieder wach bist", sagte er mit einen grinsen im Gesicht. Warum grinste er? Wo war der Miesepeter, den ich kannte? "Seit wann bist du eine Grinsekatze, so wie Ruffy und ich?", fragte ich ihn und er lachte herzhaft und meinte gespielt ungläubig: "Ernsthaft, das ist das erste, das du mich fragst, nachdem du in einem völlig fremden Raum aufgewacht bist?" "Ja? Oh und wo ist der Golem?", fragte ich gleich weiter. "Der wie bitte was?", fragte Ace sichtlich verwirrt. Er konnte mit dem Wort anscheinend nichts anfangen. "Das kleine grausilberne Kerlchen, dass mir immer hinterher gelaufen ist", erklärte ich, aber der Sommersprossige wirkte immer noch verwirrt und kratzte sich am Hinterkopf. "Bitte sag nicht, dass du ihn einfach auf der Straße stehengelassen hast." "Ähhh..." Mit einem Mal stand ich vor ihm auf dem Boden. Während ich aufgestanden war, hatte ich meine Flügel wieder in Arme verwandelt. Ich schob den etwas verwirrten Schwarzhaarigen zur Seite, öffnete die Tür und war aus dem Raum verschwunden. Der Sommersprossige folgte mir. "Warte, Fünkchen! Du hast über vierzehn Stunden geschlafen! Wir haben schon lange wieder abgelegt!", rief er mir hinterher. "Das macht es auch nicht besser!", schimpfte ich über meine Schulter zurück. Der Golem war so auf mich fokussiert, dass er mir immer hinterherlief, egal wo ich hinging. Das hieß, wenn er nicht auf dem Schiff war, dann war er unter Wasser. Hoffentlich war er nicht gefressen worden! Ich lief schneller.
Warum auch immer fand ich das Deck ohne seine Hilfe. Mit schnellen Schritten überquerte ich die letzten Meter zur Reling und starrte ins Meer. Er hatte recht, die Insel war schon lange hinter uns verschwunden. Schnell aktivierte ich meine Klarsicht und suchte nach meinem kleinen Freund. Wie konnte Ace ihn nur einfach vergessen?! Ok, er hatte ihn bestimmt einfach nicht bemerkt, aber trotzdem. Der Schwarzhaarige hätte aufmerksamer sein müssen.
Als ich ihn dann endlich gefunden hatte, musste ich feststellen, dass ich recht hatte. Er war mir gefolgt UND er wurde von einem Seekönig verschluckt. Na toll! Aber egal, ich musste ihm jetzt helfen, immerhin war er mein Freund. Zum Glück war er nur einpaar Kilometer vom Schiff entfernt. Schnell sprang ich auf die Reling und dann auf der anderen Seite wieder runter. Ich verwandelte mich und flog in die Richtung, in der ich ihn gespürt hatte. Das genervte Seufzen von Ace und die entsetzten Rufe seiner Kammeraden, als ich einfach über die Reling ins Meer gesprungen war, nahm ich nicht wahr. Ich hatte seine Freunde nicht einmal bemerkt. Die Sorge um meinen kleinen Golem war viel größer.Es dauerte nicht lange und ich hatte die Stelle erreicht, an der sich mein Freund befand. Ich konnte ihn nun deutlich spüren und tauchte ab. In meiner Phönixgestallt brauchte ich nicht einmal meine Schutzhülle aus Luft, ich konnte mich auch so schnell Unterwasser bewegen und atmen. Zu meinem Glück war der Seekönig nicht allzu tief und ich erreichte ihn schnell. Da ich ihn aber nicht verletzen wollte, wartete ich, bis er sein Maul aufmachte, um einen Fischschwarm, der sich vor ihm befand, zu verschlingen. Ich glitt unversehrt durch seine spitzen Zähne in sein Maul. Nun befand ich mich im Inneren eines Seekönigs. Das war eine... interessante, neue Erfahrung.
Da es hier drinnen Dunkel war und ich nichts sehen konnte, erschuf ich eine Lichtkugel, die mir, wie damals in Goa, überallhin folgte. Nun konnte ich mich nach meinem Golem umsehen. Leider konnte ich schon jetzt sagen, dass er sich tiefer im Magen des Seekönigs befand. Ich seufzte in Gedanken und flog durch sein Maul, bis ich die Speiseröhre erreicht hatte. Sie war wirklich riesig und vor allem lang. Es dauerte etwas, bis ich schließlich im Magen ankam. Wie erwartet war der auch nicht grade klein. Ich bin mir sicher, dass ich den Golem ohne meine Klarsicht nie gefunden oder jedenfalls länger gebraucht hätte, so musste ich nur seiner Aura folgen.
Als ich ihn fand, lag er eingeklemmt unter einem Schiffsfrack. Wie er so mit seinen kleinen Beinchen zappelte, sah er echt lustig aus. Mein kleiner Freund schien schon eine ganze Weile unter dem Schiff fest zu stecken. Warum hatte der Seekönig das überhaupt gefressen?
Ich näherte mich dem Golem und packte seine Beinchen mit meinen Klauen. Das war garnicht so einfach, weil er erstens so erschrocken war, dass er noch heftiger zappelte und zweitens boten seine Beinchen nicht viel Platz. Sie waren genau so klein, wie die eines Kleinkindes oder noch kleiner. Zum Glück waren sie nicht so verletzlich.
Mit einem kräftigen Ruck zog ich ihn aus seinem Gefängnis. Er hatte seine Augen zusammengekniffen und zappelte immer noch wie wild. Als er dann aber bemerkte, dass nichts passierte, öffnete er seine Augen und entspannte sich als er mich sah. Ich lächelte, soweit das mit einem Schnabel möglich war. Das arme kleine Kerlchen hatte alleine scheinbar furchtbare Angst gehabt. Wie konnte Ace ihn nur einfach vergessen? Er war doch kein Spielzeug, er war ein lebendiges Wesen mit Gefühlen. Wenn der Schwarzhaarige das bei seinen Freunden oder später bei seinen Kindern auch machte, dann hatte er echte Probleme, aber ich schätzte diesen Missmuffel nicht als Familienmenschen ein. Obwohl ich sagen musste, dass er nicht mehr so griesgrämig aussah, wie damals in Goa. War er inzwischen zu einer Grinsekatze mutiert oder hatte er sich einfach eine neue Maske aufgesetzt? Möglich war beides.
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Vom Himmel zu den Menschen
FanfictionIn dieser One Piece Fanfic geht es hauptsächlich um meinen 5 jährigen, später sechs jährigen Oc Fünkchen, die aus ihrer Heimat, dem Himmel, nach Goa kommt, wo sie auf Sabo, Ruffy und Ace trifft. Sie erleben einiges zusammen, bevor Fünkchen wieder in...