Kapitel 36

87 2 0
                                    


Nach etwa fünf Tagen erreichten wir den Treffpunkt mit Whitebeard und den anderen. Vom Weiten konnte man bereits ein gewaltiges Schiff sehen. Es handelte sich dabei um die Moby Dick, die bereits in einer versteckten Bucht am anderen Ende der Insel vor Anker lag und wartete. Zwei Schiffe fehlten noch, nachdem wir ebenfalls in der Bucht angelegt hatten. Ich wunderte mich, dass es in dieser Bucht genug Platz gab, um die drei nicht grade kleinen Schiffe hier Ankern zu lassen. Ich hätte auch nicht gedacht, dass das Wasser hier tief genug wäre, aber das schien kein Problem zu sein, denn obwohl es einen Strand gab, fiel der sandige Boden nach einigen Metern steil ab, wie eine Klippe unter Wasser.
Ich staunte nicht schlecht, als ich die Moby Dick nun von der Reling der Black Moby aus betrachten konnte. Im Vergleich zum Mutterschiff war das, auf dem wir bis jetzt gereist waren, ein kleines Kind. Die Moby Dick war vielleicht sogar größer als Finixs riesiger Dreimaster.
Ein Mann in weißer Kleidung, die an einen Chefkoch erinnerte und einer gewaltigen hellbraunen Haartolle auf dem Kopf, sprang vom weißen Riesen zu uns rüber. "Hey Thatch!", begrüßte Ace die Tolle mit erhobener Hand. "Na, kleiner?", kam es zurück und der Braunhaarige nahm Ace in den Schwitzkasten und wuschelte ihm freundschaftlich durch die rabenschwarzen Haare. "Hey!", maulte die Sommersprosse und versuchte sich aus dem Griff des Anderen zu befreien. Letztlich ließ Thatch ihn los. "So und das ist deine kleine Freundin von damals?", erkundigte er sich, während er mich anblickte. Ich lächelte schüchtern und ein leises 'Hallo' erklang aus meinem Mund. Ich war wieder in diesem schüchternen Modus, den ich mir eigentlich abgewöhnen wollte, doch egal wie viele Fortschritte ich auch machte, ich blieb schüchtern. "Wirklich niedlich, die Kleine!", gab die Tolle verzückt von sich und stellte sich vor; "Ich bin Thatch. Kommandant der vierten Division." "Ich bin Fünkchen", antwortete ich. Komisch wie übertrieben schüchtern ich war, wenn Ace nicht hinter mir stand, obwohl ich auf der Fischmenscheninsel auch alleine klargekommen war.
Während ich dem Kommandanten die Hand schüttelte, fuhr ein Blitz durch meinen Körper. Es war so, als wäre jemand in der Nähe, der mir ähnlich war, aber der Mann vor mir war es nicht...
Blaue Flammen züngelten durch die Luft und fügten sich zu der Form eines Menschen zusammen. Sein Kopf hatte starke Ähnlichkeiten mit einer Ananas. "Da ist unser Problemkind ja wieder!", stellte er an Ace Gewand fest. Den kurzen Schulterblick mit der gehobenen Augenbrauen zu mir hatte ich bemerkt. Er hatte dieses komische Gefühl anscheinend auch gehabt. Ich fühlte mich in seiner Nähe wie in der Nähe eines Vaters, obwohl der Blonde nicht allzu alt war. War er auch aus unserer Welt hier her gekommen und ich kannte ihn nur einfach nicht? Ich schüttelte kaum merkbar meinen Kopf. Nein, das war es nicht. Er schien zwar stark zu sein, aber er war zu schwach, um aus meiner Heimat zu kommen. Was war das nur für ein Gefühl der Verbundenheit? Es war so ähnlich wie das Gefühl, dass ich in Finixs Nähe hatte...
"Man, Marco! Ich bin kein 'Problemkind'!", fauchte Ace und starrte den Blonden böse an, der aber nur kurz seine Augen über das Schiff schweifen ließ. "Wenigstens ist das Schiff noch heil", gab er, den Schwarzhaarigen ignorierend, von sich und Thatch nickte: "Ja, bei dem Hitzkopf würde es mich nicht wundern, wenn er das nicht-brennbare Adamholz abfackeln würde."
"Ototo-Chan!", rief eine fröhlich quietschende, weibliche Stimme, die ich als die von Haruta wiedererkannte. Sie war nicht mehr so verzerrt wie durch die Teleschnecke. Die Kommandantin hatte Jozu, Namur, Vista, Curiel und Izo anscheinend schon begrüßt, jedenfalls lagen vier von ihnen auch am Boden und lächelten oder grinsten. Kurz nachdem der Ruf erklungen war, sah ich nur noch wie ein grün-weißer Wirbel Ace zu Boden riss. "Du sollst mich nicht so nennen!", meckerte Ace, der nun unter einer kleinen Frau mit kurzen, braunen Haaren auf dem Boden lag. "Warum wirfst du mich eigentlich immer um, wenn wir uns wiedersehen?", fragte die Sommersprosse. "Das mache ich auch bei meinen anderen Brüdern, außer denen, die nicht umfallen!", sagte Haruta und warf Jozu und Marco böse Blicke zu. Der Blonde verdrehte nur seine Augen und behielt sein emotionslosen, monotonen Gesichtsausdruck bei. Thatch legte mir einen Arm um die Schulter und blickte grinsend zu seinen Freunden. Sein Arm war schwer und ich musste mich zusammenreißen, um unter dem Gewicht nicht einzubrechen. Körperlich war ich immer noch nicht die Stärkste. "Sieh mal Haru! Fünkchen ist sogar noch kleiner als du!", grinste die Tolle. Haruta hörte auf Jozu und Marco mit finsteren Blicken zu erdolchen und drehte sich zu mir um. Ihr Gesicht strahlte gradezu und schon war sie nicht mehr auf Ace und umarmte ihn, sondern riss Thatch und mich zu Boden. "Endlich ist hier noch ein weibliches Wesen!", rief sie erfreut und knuddelte mich, während sie halb auf Thatch lag, der lachte. Anscheinend hatte er ihre Reaktion vorhergesehen. "Haru, aber auf dem Schiff sind auch Krankenschwestern. Die sind ebenfalls weiblich", gab Marco sachlich von sich. "Das sind aber Zicken, die sich IMMER an euch ranschmeißen! Du solltest sie besser erziehen, immerhin bist du der Chefschiffsarzt!", meckerte sie und blickte starr in Marcos eisblaue Augen, die sie immer noch ohne jegliche Emotion ansahen.
"Wann kommen eigentlich die Anderen?", fragte Jozu. "Heute Abend. Sie sind in einen Sturm geraten, der über 24 Stunden angehalten hat", erklärte eine neue Stimme und ich drehte mich um. Neben Jozu stand ein Mann mit schwarzem Zylinder und Schnurrbart, der ebenfalls schwarze Haare hatte und schwarze Kleidung trug, den ich als Vista identifizieren. Ich hatte in den letzten Tagen kaum mit ihm geredet. "Das Wetter in der Neuen Welt ist eben noch schlimmer, als das in der ersten Hälfte", gab Haruta von sich und ließ mich los. Sie sprang mir einem Satz auf und stand wieder auf ihren Füßen. Thatch erhob sich ebenfalls wieder und zog mich mit hoch. Sein Blick fiel auf den Golem, der bis jetzt einfach neben mir gestanden hatte. "Was ist denn das für ein lustiges Spielzeug?", fragte die Tolle. "Das ist kein Spielzeug, sondern der Golem. Er ist mein bester Freund", erklärte ich ihm. Der Kommandant bückte sich auf den Boden und reichte dem Golem seine Hand. "Freut mich deine Bekanntschaft zu machen, Golem." Er reichte ihm die Hand und zu meiner Überraschung nahm der Golem sie entgegen. Die Zwei schüttelten sich kurz die Hände, was wirklich niedlich aussah, da die Hand vom Golem einfach winzig war. "Awww, ist der niedlich!", quietschte Haruta und knuddelte das kleine Kerlchen, nachdem Thatch ihn losgelassen hatte. Sie hob ihn hoch. "Nanu, du bist aber schwer...", stellte sie überrascht fest. "Ich habe ihn aus Metall erschaffen, deshalb ist er so schwer und kann auch nicht schwimmen", erklärte ich. "Komm, wir stellen dir Paps vor!", sagte Haruta nach kurzer Verwunderung über meine Worte. Sie drückte der Haartolle den Golem in die Hand und zog mich hinter sich her auf die Moby Dick. Die Brünette sprang auf das Schiff und ich ließ mich vom Wind nach oben tragen. Ich landete genauso elegant wie sie auf der Reling des Hauptschiffs. Vor uns erstreckte sich ein riesiges Deck auf dem viele Piraten umher wuselten. Am Bug befand sich ein riesiger, weißer Holzwal, der mich wirklich an Moby Dick, den Wal aus der Geschichte, erinnerte. Mein Blick wanderte weiter über das Schiff und blieb an einer riesigen Sake-Flasche hängen. Warum war die nur so groß? Die war ja größer als Ace! Haruta schnappte sich erneut meinen Arm und zog mich mit sich. Wir bewegten uns auf einen Thron zu, auf dem ein gewaltiger Mann mit weißem Sichelbart saß. Das musste Whitebeard sein. Er war noch größer, als ich angenommen hatte, aber das musste als stärkster Mann der Welt wohl auch so sein. Auf seinen riesigen Schultern ruhte ein Kapitänsmantel und auf dem Kopf hatte er ein schwarzes Tuch, anstatt eines gewöhnlichen Piratenhutes. Zu seiner rechten befand sich seine Waffe, die ich nicht kannte und zu meiner Verwunderung war der alte Kaiser an allerhand medizinischer Geräte angeschlossen. Der Piratenkapitän strahlte eine ungeheure Autorität aus und trotzdem blickte er jeden einzelnen hier wie ein liebender Vater an. Ein Grinsen Schlich sich auf sein Gesicht, das von einem halbmondförmigen Schnurrbart geteilt wurde,  als er zwei seiner Söhne streiten sah, weil sie sich nicht einigen konnten, wer von ihnen heute dran war, das Deck zu schrubben. Sie schoben den Wischmop immer hin und her.
"Hi, Pops!", grinste Haruta, "Das hier ist Aces Freundin. Du weißt schon: Die Kleine, die für eine Weile bei uns bleibt!" Whitebeard richtete seine Augen von seinen zankenden Kindern auf uns. "Eine kleine Göre, wie ich sehe", sagte der Kaiser mit seiner tiefen, grollenden Stimme und richtete seine ockergelben Augen auf mich. Wieso war ich eine Göre? "Du bist ziemlich kurz geraten, nicht war mein Kind? Gurarara!", lachte Whitebeard. "Im Himmel wächst man eben schlecht...", nuschelte ich, meine Größe verteidigend, vor mich her. Sein Lachen wurde daraufhin nur lauter. Auch Haruta neben mir kicherte und ich schmollte. "Schade, dass ich dich nicht fragen darf, ob du einmal gegen mich kämpfen würdest...", nuschelte ich und fragte mich, wie ich denn nun wieder darauf gekommen war, "Ace hat es verboten!" Whitebeard blickte mich nun mit hochgezogener Augenbraue an: "Warum möchtest du gegen mich kämpfen?" "Weil ich schon immer aus Spaß gegen einen Kaiser kämpfen wollte. Meine Mutter hat nämlich gesagt, dass man nur besser werden kann, wenn man gegen stärkere kämpft!", erklärte ich lächelnd. "Kleine, du solltest für so etwas lieber noch ein paar Jahre warten, nicht, dass du dich dabei verletzt", riet mir der Kapitän. Ich blies beleidigt meine Wangen auf und erwiderte trotzig seinen Blick. "Ich bin stark genug, um Jozu in Schach zu halten, ich glaube nicht, dass ich allzu viel Schaden nehmen würde! Außerdem hat Annabel viel mit mir trainiert..." Der Kaiser lachte nur. "Von mir aus, wenn wir das Organisatorische geklärt haben! Aber glaub nicht, dass ich dich mit voller Kraft angreife." "Vater...?", fragte Haruta verwirrt. "Das wird bestimmt amüsant", war das einzige, was der Kaiser daraufhin erwiderte. Die Braunhaarige schüttelte ihren Kopf über das manchmal kindische Verhalten ihres Käpt'ns. Ich grinste, also durfte ich doch einmal gegen einen Kaiser kämpfen und Whitebeard war auch noch ein freundlicher! Ace wird das bestimmt nicht gefallen, aber egal...
Jetzt war ich ja schon wieder so komisch! Was soll das? Warum benahm ich mich hier manchmal anders, als zu Hause? Fühlte ich mich hier wohler und dardurch kamen andere Seiten an mir zum Vorschein?
Whitebeard lachte noch eine ganze Weile, bis er irgendwann die riesige Sake-Flasche nahm und davon trank. In der Zwischenzeit waren auch Ace und die anderen Piraten an Board der Moby Dick gekommen und wie ich prophezeit hatte, war er nicht wirklich darüber begeistert. "Ach komm schon, Ace. Du hast auch öfters versucht Vater umzubringen, als du neu warst! Du bist der Letzte, der sich darüber beschweren sollte!", hatte Thatch daraufhin nur gesagt. "Genau, lass der Kleinen doch auch ihren Spaß, Kommandant!", kam es von einer Stimme hinter uns und die Piraten lachten.
Es wurde ziemlich voll auf dem großen Deck und einige beschlossen in die Stadt am anderen Inselende zu gehen. Natürlich war auch Ace mit von der Partie, also kam ich auch mit. Ich war nicht nur wegen der neuen Insel aufgeregt, sondern auch, weil ich bald gegen einen Kaiser kämpfen durfte. Das war wirklich der einzige Kampf, auf den ich mich jemals freuen würde! Obwohl es auch Spaß machte gegen Ruffy zu kämpfen...

Vom Himmel zu den MenschenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt