Kapitel 1

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Jungkook:

Es war verdammt kalt in der Nacht, in der ich durch die Stadt ging, um den Kopf frei zu bekommen.

Wie fast jede Nacht war ich ins Panter's gegangen. Die recht kleine Bar zog mich nicht nur an, weil sie 24 Stunden lang geöffnet hatte, sondern auch die gemütliche Atmosphäre.

Wenn man sich dort an den Einzeltisch, direkt neben dem Fenster setzte, hatte man eine großartige Aussicht auf die belebten Straßen der Stadt und konnte nebenbei Jazzmusik aus der alten Retro Stereoanlage hören. Für schlaflose Nächte wie meine, war dies der perfekte Ort, um die Gedanken schweifen zu lassen und dazu konnte man von diesem Platz aus wunderbar die Leute beobachten.

Was mit zu meinen Hauptangewohnheiten gehörte, aber bei 3 Uhr nachts nicht wirklich effektiv war. Außer mir waren nämlich meistens nur tanzende Schatten auf den Straßen unterwegs, die sich gerne um diese Uhrzeit noch volllaufen ließen und wahrscheinlich trotzdem ein spannenderes Leben verfolgten, als ich es tat.

Wenn man Glück hatte, sah man vielleicht auch noch den ein oder anderen Obdachlosen, der sich bei Nacht auf die Suche nach Essen oder Schlafplätzen machte.

Ich freute mich schon auf die Wärme, die mich bald einhüllen würde, als ich die Tür zur Bar öffnete. Doch zu meiner Enttäuschung saß bereits Jemand auf meinem Stammplatz.

Selten sah man Gestalten, die genau wie ich, sich einfach hinsetzten und aus dem Fenster schauten. Ich betrachtete den Dieb meines Tisches genauer, während ich mich auf einen Platz auf der anderen Seite der kleinen Bar niederließ. Es war ein Junge, schätze um die 20-25 Jahre.

Er trug ein Stirnband und überwiegend schwarze Kleidung. Das hieß ein schwarzes lockeres Shirt mit weitem Ausschnitt, dazu eine offene Lederjacke und schwarze Jeans. Die Schuhe schienen einfache Sneakers zu sein. Was besonders auffiel, waren seine feuerroten Haare, die von den Neonreklamen durch das Fenster angestrahlt wurden.

Auch seine Lederhandschuhe, erregten ebenfalls meine Aufmerksamkeit, typische Clochard-Handschuhe, die dieses Stadtstreicher-Outfit abrundeten.

Sein Style war irgendwie außergewöhnlich und einprägsam.

Er strahlte damit eine gewisse Freiheit aus.

Vermutlich sagte ihm keiner, was er tun oder wie er aussehen sollte.

Er war frei und zeigte seine Persönlichkeit offen.

Er musste sie nicht verstecken.

Doch was machte so jemand um drei Uhr morgens in einer Bar, wie das Panter's? Wartete er auf etwas? Vielleicht einen Flug oder er arbeitete im Nachtdienst oder er hatte auch einfach nur schlaflose Nächte, wie ich sie hatte und wollte sich aus den Albträumen und Gedanken entziehen, die ihn vielleicht schon eine Weile plagten. Ich stoppte meine Gedanken.

Ich musste damit aufhören andere Leute zu beobachten. Es fiel mir schwer nicht direkt jemanden zu hinterfragen und mir sein Verhalten, Persönlichkeit oder seine tiefsten Geheimnisse im Kopf auszumalen. Es war fast wie eine Sucht und es war krank.

Wie für die meisten Menschen, die sich wunderten, warum ich sie so merkwürdig anstarrte. Heutzutage muss man sich der Welle anpassen. Man darf nicht anders denken, damit man nicht aus der Reihe fällt. Leider Gottes gehörte ich zu dieser Gesellschaft und um meinen Ruf aufrecht zu erhalten, musste ich nun mal darauf verzichten meine Fantasien auszuleben.

Toby, der Besitzer des Panter's, ein kleiner Auswanderer aus den Staaten, der sich vor Jahren hier selbstständig gemacht hatte, riss mich aus den Gedanken.

Hellboy | Taekook Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt