Kapitel 23

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„Und wie habt ihr gestern euren Tag verbracht?", versuchte ich die unangenehme Stille zu brechen.

Ich saß nun seit einer halben Stunde mit Taehyung und Jungkook in einem kleinen Café in der Altstadt, und wir hatten noch kein einziges Wort miteinander gesprochen. Naja ich hatte es versucht, doch die beiden wollten sich nicht einmal ansehen, geschweige denn miteinander reden.

Ich seufzte. „Irgendwann müsst ihr mir doch erzählen, was zwischen euch vorgefallen ist. Ich möchte meine zwei besten Freunde wieder zurück haben."
Tae sah mich entschuldigend an, doch Kookie drehte seinen Kopf stur zur Seite. Was war den nur los?
In Gedanken ging ich alle Möglichkeiten, an die ich seit Tagen dachte, durch und versuchte sie mir der Realität zu vergleichen.
Doch plötzlich stand Jungkook einfach auf, murmelte ein „Ich muss jetzt nach Hause" und ging.
Perplex starrte ich hinterher und wollte ihm gerade noch empört etwas zurufen, als Tae mich davon abhielt. „Lass ihn einfach."
Langsam wurde ich leicht wütend. „Was ist nur los mit euch? Ihr redet nicht miteinander und ich weiß nicht einmal worum es geht! Was auch immer vorgefallen ist, entweder ihr erzählt es mir oder schafft es aus der Welt. Ihr zerstört am Ende noch unsere Freundschaft!", schnauzte ich ihn an.
Ich sah wie sich Tränen in seinen Augen bildeten und bereute es sofort. „Hey tut mir leid, das war nicht so gemeint." Ich nahm ihn in dem Arm und er klammerte sich dankbar an mich. Eine ganze Weile saßen wir einfach nur so da.
„Ich werde es dir erzählen.", versprach er mir leise, als er sich von mir löste.
Wir tranken unsere Getränke leer und machten uns dann auf den Weg zu mir nach Hause, um ungestört reden zu können.

Dort angekommen saßen wir uns erst einmal eine gefühlte Ewigkeit auf der Couch gegenüber, stillschweigend Löcher in die Luft starren. Keiner wusste wie er am besten anfangen sollte. Es fühlte sich merkwürdig an. Früher haben wir einfach Ober alles geredet, ohne groß darüber nachzudenken. Und jetzt? Sitzen wir hier und schweigen.
Ich räusperte mich leise und flüsterte: „Erzähl es mir sobald du bereit bist."
Genau in dem Moment setzte auch er zum Reden an. „Ich bin schwul.", kam traurig aus seinem Mund.
Sprachlos sah ich ihn an.
Er wandte den Blick ab und ich konnte sehen, dass er schon wieder kurz vorm Weinen war. „Ist okay wenn du mich jetzt abstoßend findest."
Ich war so überfordert, dass ich einfach anfing zu lachen. Doch anstatt ihn damit zu beruhigen, regte es ihn anscheinend nur auf.
„Lach mich nicht aus!", schrie er mich verzweifelt an.
Schlagartig verstummte mein Lachen. „Ich würde dich doch niemals auslachen.", erklärte ich, schon fast beleidigt, dass er so über mich dachte.
„Ach ja? Und warum lachst du dann?"
„Ich lache, weil es so plötzlich kam. Aber das ist eigentlich nicht schlimm. Ich bin nämlich auch schwul.", grinste ich ihn an. „Glaube ich zumindest."
Jetzt war er sprachlos. Doch dann fing er auch an zu lachen. „Na dann."
Es war schön wieder mit ihm zu lachen. Das hatten wir ewig nicht getan.
Aber es gab noch eine wichtige Frage. „Was hat das denn eigentlich mit Jungkook zu tun?", fragte ich vorsichtig, nachdem wir uns beruhigt hatten.
Er seufzte und schaute mich ernst an. „Ich habe bemerkt, dass ich schwul bin, weil ich mich in ihn verliebt habe.", gestand er leise und wartete auf meine Reaktion. Ich sagte nichts, also sprach er weiter.
„Nach einem Jahr habe ich mich dann endlich getraut es ihm zu sagen. Das war dann also vor zwei Wochen. Er war natürlich überrascht und hat gesagt, dass er darüber nachdenken muss. Aber irgendwann...", Tränen bildeten sich in seinen Augen. Er schniefte. „Irgendwann kam er zu mir ... u-und dann hat er mit gesagt, d-dass ich Abschaum bin und er nichts mehr mit mir zu tun haben möchte..." Seine Stimme wurde gegen Ende immer leiser und ich verstand den Rest durch seinen lautes Schluchzen nicht mehr. Doch das war auch nicht wichtig. Ich nahm ihn in den Arm, drückte ihn fest an mich, versuchte ihn zu beruhigen, und verwünschte innerlich Jungkook dafür, dass er so ein Vollidiot war.
Tae's Zusammenbruch schien nicht enden zu wollen, und da ich ihn in diesem Zustand nicht nachhause gehen lassen wollte, brachte ich ihn hoch in mein Bett und legte mich neben ihn bis die Tränen versiegten, sein Atem sich langsam beruhigte und er tief und fest schlief.

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The mystery is solved.
~L

𝔹𝕖𝕘𝕚𝕟 ♡ 𝚢𝚘𝚘𝚗𝚖𝚒𝚗Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt