Kapitel 42

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Am Freitag eine Woche später war es dann so weit. Die Projektvorstellungen hatten begonnen.
Wir waren das vorletzte Paar und je weiter die Stunde voranschritt, desto nervöser wurde ich.
Neben mir saß Yoongi und drückte meine Hand. Dankbar lächelte ich ihm zu.
Die Präsentation hatte wenigstens einen Vorteil, denn so hatte ich jeden Tag eine Ausrede gehabt, mich mit ihm zu treffen.
Es war schön gewesen, so viel Zeit mit ihm zu verbringen. Natürlich haben wir viel an unserem Projekt gearbeitet. Aber wir hatten eben auch mal die Zeit zusammen einen Film zu gucken oder einfach nur miteinander zu reden. Und zu knutschen natürlich.
Leya hatte sich zum Glück auch nicht nochmal gemeldet, weshalb meine Mutter dieses Thema nicht weiter ansprach und ich die Zeit mit meinem Freund genießen konnte, ohne mir Gedanken darüber machen zu müssen.

Das erste Treffen von meiner Mutter und Yoongi war letzten Donnerstag glücklicherweise auch ganz gut gelaufen. Sie war früher zuhause gewesen als ich geplant hatte, weshalb ich ihn ihr unerwarteter weise kurz vorstellen musste. Doch sie war sofort hin und weg von dem „höflichen jungen Mann" und hätte sich gerne noch ewig mit ihm unterhalten, wenn er nicht leider dringend nach Hause hätte gehen müssen. Also lud sie ihn direkt für Freitag Abend zum Essen ein, um mehr über ihn zu erfahren, denn — Überraschung — mein Vater musste doch länger arbeiten.
Sie beschwerte sich sogar, dass ich ihn ihr nicht schon eher vorgestellt hatte. Ich verkniff mir die Bemerkung, dass sie ja nicht wirklich zuhause gewesen war, und lächelte einfach, froh, dass sie ihn scheinbar mochte.

Während dem Abendessen quetschte sie ihn über alles mögliche aus und ließ ihm fast gar keine Zeit zum Essen.
Im Gegensatz zu mir, schien Yoongi dabei vollkommen ruhig zu bleiben und beantwortete alle Fragen mit einem höflichen Lächeln auf den Lippen.
Als wir danach in mein Zimmer gingen, drehte ich mich nur ungläubig zu ihm. „Wie hast du das gemacht? Sogar ich war nervös gewesen, obwohl es ja nicht wirklich um mich ging. An deiner Stelle hätte ich wahrscheinlich kein Wort herausbekommen."
Er lacht nur meinte: „Glaub mir ich war auch ziemlich aufgeregt. Ich meine auch wenn ich jetzt nur ein „normaler Freund" bin, wäre es trotzdem ziemlich blöd gewesen, wenn sie mich nicht mögen würde."
„Ich glaube sie mag dich nicht nur, sie liebt dich.", erwiderte ich lachend.
Er grinste zurück. „Na das ist doch toll."
Plötzlich bekam ich ein schlechtes Gewissen. „Ist es wirklich okay, wenn du für sie erstmal nur ein Freund bist und nicht mein fester Freund?"
Aufmunternd lächelte er mich an. „Ich verstehe das vollkommen, wenn du jetzt noch nicht bereit bist, es deinen Eltern zu sagen."
In dem Moment war ich mir nicht sicher, ob ich es ihnen überhaupt irgendwann mal sagen würde. Denn ich wusste genau, wie mein Vater reagieren würde.
„Danke für dein Verständnis."
„Kein Problem, ich kenne das ja.", erwiderte er und gab mir einen Kuss auf die Wange.

Ich war froh so einen unterstützenden Freund zu haben und dachte an ihn, unsere Gespräche, Treffen, und eigentlich an alles andere, was mich von der Präsentation ablenkte, in der Hoffnung mich so zu beruhigen.

Doch dann rief der Lehrer unsere Namen auf. Benommen und mit schwitzigen Händen erhob ich mich von meinem Stuhl und bewegte mich nach vorne zur Tafel, als mir plötzlich schwindelig wurde.
„Kipp jetzt bloß nicht um.", flüsterte ich leise zu mir selbst und wäre am liebsten auf der Stelle aus dem Klassenzimmer gerannt.
„Jimin, du musst atmen." Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich die Luft angehalten hatte, aber das würde natürlich auch den zunehmenden Schwindel erklären.
Ich blickte zu Yoongi, der immer noch komplett ruhig dastand und seinen Blick durch die Klasse schweifen ließ. Ein weiteres Mal fragte ich mich, wie er es schaffte, seine Nervosität so gut zu verbergen.
Als hätte er meinen Blick gespürt, drehte er sich zu mir und flüsterte: „Versuch dich gerade hinzustellen und drück die Brust raus. Wenn dein Körper ausstrahlt, dass er keine Angst hat, dann wird deine Psyche ihn glauben."
Irritiert sah ich ihn an. War das sein Ernst? Das war viel leichter gesagt, als getan.
Doch er zwinkerte mir nur zu und dreht sich wieder zur Klasse, bereit mit dem Vortag anzufangen.
Ich versuchte mich zu beruhigen und straffte die Schultern ein wenig. Dann atmete ich noch einmal tief durch.
Na dann, los gehts.

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Wer kennt die Aufregung?
~L

𝔹𝕖𝕘𝕚𝕟 ♡ 𝚢𝚘𝚘𝚗𝚖𝚒𝚗Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt