Kapitel 39

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, beschloss ich spontan nach dem Unterricht etwas mit Yoongi zu unternehmen.
Am Wochenende konnten wir nur mit einander schreiben und gestern in der Schule hatten wir, dank Kookie und Tae, auch nicht wirklich Zeit alleine.
Also sagte ich meiner Mutter Bescheid, dass ich mich nach der Schule mit einem Freund treffen würde. Sofort ergriff mich wieder das schlechte Gewissen von gestern Abend. Yoongi war nicht nur irgendein Freund, er war jetzt mein fester Freund. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf meine Lippen, als ich an den Abend dachte.
Meine Mutter nickte nur zur Bestätigung und wünschte mir viel Spaß in der Schule. Amüsiert verdrehte ich die Augen. Wann hatte man an diesem Ort des Grauens schon Spaß?

Doch unerwarteter Weise verliefen die meisten Stunden gar nicht so schlimm wie sonst. Ganz im Gegenteil, es war teilweise sogar ganz angenehm, denn kein Lehrer schien heute wirklich Unterricht machen zu wollen, weshalb wir den Tag entweder im Computerraum mit einem Film oder draußen an der frischen Luft verbrachten.
Meine ohnehin schon gute Laune wurde immer besser und je näher das Klingeln rückte, das uns erlöste, desto weniger konnte ich meine Vorfreude verstecken. Ich grinste vor mich hin wie ein Honigkuchenpferd.
„Warum hast du denn schon wieder so gute Laune?", fragte Tae mit einem wissendem Blick. „Liegt das etwa an dem süßen schwarzhaarigen Jungen, von dem du in letzter Zeit so besessen bist?"
Es störte mich, dass er Yoongi süß nannte, aber da ich wusste, wie sehr er an Jungkook hing, überging ich die Tatsache und antwortete grinsend. „Kann sein."
„Was hast du denn vor?", kam es augenbrauenwackelnd von ihm.
Ich zuckte mit den Schultern. „Das wird heute ziemlich spontan."
„Und weiß er denn schon etwas davon?"
Ich schüttelte den Kopf. „Das soll so eine Art Überraschung sein."
„Schon wieder?" Tae lachte. „Na, wenn die wieder so ausgeht wie das letzte Mal..."
Für diese Anspielung haute ich ihm lachend gegen die Schulter. „Dir erzähl ich irgendwann gar nichts mehr."
Tae grinste nur.

Als der Schultag dann endlich vorbei war, sprang ich von der alten Holzbank unter der großen Eiche auf und schnappte mir meine Tasche.
„Hey langsam, Kurzer.", hielt mein bester Freund mich auf.
Empört drehte ich mich wieder zu ihm. „Was heißt hier bitte Kurzer?" Er wusste genau, dass ich es hasste, wenn man Bemerkungen über meine nicht besonders herausragende Größe machte. Doch er winkte lachend nur ab.
Ungeduldig wartete ich bis auch er sein Zeug zusammengepackt hatte. „Was willst du denn noch von mir? Ich hab nicht so viel Zeit", drängelte ich.
Endlich schulterte er seinen Rucksack. „Du hast mindestens noch so lange Zeit bis Yoongi dieses Gebäude verlässt, was erfahrungsgemäß um einiges länger dauert als bei dir."
Zu meinem Missfallen hatte er damit Recht.
„Außerdem, woher weißt du ob er überhaupt Zeit für dich hat? Vielleicht trifft er sich schon mit jemandem oder er muss zum Training oder so. Du kannst ihn nicht immer überraschen wollen, irgendwann geht das vielleicht mal nach hinten los." Bei meinem mürrischen Blick fügte er schnell noch etwas hinzu. „Nur so als gut gemeinter Rat."
Ich seufzte. „Du hast ja Recht." Ich wusste zwar von Yoongi, dass er nicht viele Freunde und keine sportlichen Hobbys hatte, aber sicher sein konnte man sich schließlich nie.
Mein nachdenkliches Gesicht wich einem breiten Grinsen, als ich die dunklen Haare meines Freundes in der aus dem Schulhaus strömenden Menge entdeckte. Sofort ging ich auf ihn zu.
Er war so in Gedanken versunken, dass er mich erst bemerkte, als ich seine Hand in meine nahm. Erschrocken drehte er sich zu mir und wurde rot.
„Süß.", kommentierte ich grinsend und auch er musste lächeln.
Außerhalb des Hofes blieben wir in einer eher versteckten Ecke stehen. Eine Weile standen wir Hand in Hand da und genossen einfach nur die Anwesenheit des anderen. Als Yoongi schließlich auf die Uhr schaute und sich zaghaft von mir löste, hielt ich ihn fest. Schüchtern lächelte ich ihn an. „Möchtest du heute vielleicht noch etwas mit mir unternehmen?"
Er wirkte überrascht. „Ähm eigentlich schon, aber...", kam es zögerlich von ihm.
Enttäuscht seufzte ich und schaute zu Boden. „Es ist okay, wenn du schon etwas Anderes geplant hattest. Ich hätte dich früher fragen müssen."
Sanft hob er mein Kinn an und schaute mir in die Augen. „Eigentlich hatte ich mit Hobi ausgemacht, dass ich ihm mal wieder beim Training zugucke."
Traurig wendete ich den Blick ab.
„Aber er wird es bestimmt verstehen, wenn ich ihn dieses Mal für meinen Freund versetze.", grinste er.
Ungläubig schaute ich zu ihm. Es war das erste Mal, dass einer von uns von einer richtigen Beziehung sprach.
Das Grinsen auf seinen Lippen verschwand langsam, als ich nichts erwiderte. „Ich hoffe, es ist in Ordnung, äh, dass ich dich, naja, so bezeichne.", stotterte er nervös.
„Oh ja klar natürlich. Es ist nur, wir haben noch nicht wirklich darüber gesprochen... aber natürlich ist das in Ordnung.", stotterte ich, mindestens genauso verlegen.
Nun grinste er wieder breit. „Na dann ist ja gut." Er gab mir einen kurzen, aber leidenschaftlichen Kuss, der mich noch mehr um den Verstand brachte, und zog mich fröhlich zur Bushaltestelle. „Komm, lass uns gehen."

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Die nächsten Tage habe ich endlich wieder Zeit um ein paar Kapitel vorzubereiten :)
~L

𝔹𝕖𝕘𝕚𝕟 ♡ 𝚢𝚘𝚘𝚗𝚖𝚒𝚗Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt