𝔹𝕖𝕘𝕚𝕟 ♡ 𝚢𝚘𝚘𝚗𝚖𝚒𝚗

Kapitel 46

Tatsächlich wurde es noch ein unerwartet schöner Abend. Meine Mutter war so glücklich wie lange nicht mehr und auch ich wurde mit der Zeit immer lockerer und konnte endlich mal wieder die Zeit mit meinen Eltern genießen, ohne ihnen in Gedanken durchgehend Vorwürfe zu machen. Mein Vater verhielt sich normal, redete nicht über seine Arbeit, die sonst so ziemlich das einzige Gesprächsthema war, wenn wir miteinander sprachen, und stellte sogar ernsthaft interessiert Fragen über die Schule und meine Freunde.
Gegen 10Uhr wurde es ruhiger und jeder hing einer Weile seinen Gedanken nach, bis meine Mutter sich schließlich von der Couch erhob und mit einem Gähnen ins Bett verabschiedete.
Als sie die Treppe hoch verschwunden war, rutschte mein Vater ein Stück näher an mich heran und sah mir in die Augen. „Es tut mir leid.", flüsterte er leise.
Verwirrt schüttelte ich den Kopf. „Was tut dir leid?"
Er seufzte. „Deine Mutter hat mir erzählt, dass es dich scheinbar sehr verletzt, wie wir mit dir umgegangen sind und dass es für dich so aussieht, als würde meine Arbeit an erster Stelle stehen."
Ich spürte Wut in mir hochkochen. Es verletzte mich scheinbar und es sah nur so aus, als ob? Er hatte es also nicht einmal von selbst bemerkt.
Doch bevor ich zu einer pampigen Antwort ansetzen konnte, fuhr er fort. „Ich weiß, dass wir uns in letzter Zeit nicht gerade wie die besten Eltern verhalten haben und das tut mir sehr leid. Uns tut das sehr leid." Er senkte seinen Blick. „Ich erwarte auch nicht, dass du uns sofort verzeihst, aber ich möchte, dass du weißt, dass wir dich trotz allem sehr lieb haben, und dass wird auch immer so bleiben. Egal, was passiert." Mit diesen Worten stand auch er auf und ging die Treppe hoch, während ich sprachlos zurückblieb und versuchte das Gesagte zu verarbeiten.
Mein Vater war nie der sentimentale Typ gewesen und es musste meine Mutter viel Überzeugungskraft gekostet haben, ihm die Realität vors Auge zu führen. Und dafür war ich ihr sehr dankbar.

Als ich später in meinem Bett lag und den Tag Revue passieren ließ, fiel mir ein, dass ich Suga vorhin gar nicht geantwortet hatte. Schnell griff ich nach meinem Handy, das auf dem kleinen Nachttisch neben meinem Bett lag, und öffnete den Chat.

SUGA:
Hey
Tut mir leid, dass ich mich die Woche nicht gemeldet hab, mir ging es nicht so gut :(
Aber jetzt bin ich wieder da, also wie kann ich dir helfen?

Erleichtert tippte ich eine Antwort.

CHIMCHIM:
Ich bin froh, dass es dir besser geht :)
Naja, ich wollte eigentlich nur mal über ein paar Dinge reden, aber das dauert wahrscheinlich viel zu lange, wenn ich sie dir schreibe.
Vielleicht können wir morgen telefonieren?

SUGA:
Wir könnten uns auch einmal persönlich treffen, wenn du möchtest?

CHIMCHIM:
Klar, ich fände es toll dich endlich mal kennenzulernen!

SUGA:
Wir kennen uns doch schon xD

CHIMCHIM:
Ja ,aber du weißt schon, so als Person. Ich hab schließlich keine Ahnung, wie du aussiehst und vielleicht bist du ja doch ein alter Opa xD

SUGA:
Ich werd dir zeigen, dass ich niemand bin, der dir etwas antun will xD
Wie wärs mit nächstem Freitag?

Genau in dem Moment poppte eine zweite Nachricht auf.

YOONGI ♡:
Halt dir Freitag Abend frei, da findet unser Auftritt statt ;)

Was ein Zufall.

CHIMCHIM:
Okay, alles klar, bin jetzt schon aufgeregt :))

YOONGI ♡:
Ach was, das wird bestimmt super!

CHIMCHIM:
Wenn du meinst...
Ist jetzt alles wieder okay bei dir? Du warst vorhin so schnell weg

YOONGI ♡:
Ja, alles gut, das mit Suga hat mich nur irgendwie... überrascht?
Er ist in letzter Zeit etwas komisch drauf und irgendwie habe ich kein gutes Gefühl dabei, wenn du weiter mit ihm schreibst

CHIMCHIM:
Ich passe schon auf mich auf ;)

YOONGI ♡:
Das glaube ich dir, aber ich traue Suga nicht. Also sei bitte vorsichtig.

Plötzlich beschlich mich ein ungutes Gefühl. Was wenn er Recht hatte?
Doch etwas in mir glaubte fest daran, dass Yoongi einfach zu vorsichtig war. So nett und hilfsbereit und verständnisvoll wie Suga die ganze Zeit gewesen war, konnte er einfach nicht gefährlich sein.
Oder?