Kapitel 25

1K 56 6
                                    

Nachdem wir dann auch mit dem letzten Film fertig waren, entschied sich Tae, dass er jetzt langsam lieber nach Hause gehen sollte, denn seine Mutter hatte ihn schon dreimal gefragt, wann er käme.
„Dann bis morgen.", verabschiedete er sich. „Und danke, dass ich mit dir reden und hier bleiben konnte."
„Kein Problem.", lächelte ich. „Dafür sind beste Freunde doch da."
Er lächelte dankbar zurück, bevor er seine Schuhe anzog und mit einem kurzen Winken das Haus verließ.
Mit klopfendem Herzen schloss ich die Tür. Sollte ich Suga jetzt sofort anrufen? Oder ihm schreiben? Oder sollte ich lieber noch warten?
Ich entschied mich dafür, erst einmal zu warten und mir vielleicht grob zu überlegen was ich sagen wollte und wie ich es sagen sollte. Schließlich wollte ich ihm ja nicht zu viel Privates erzählen. Aber ich musste ihm genug erzählen, dass er das Problem verstehen und helfen konnte. Kompliziert.

Ungefähr eine Stunde lang malte ich mir verschiedene Gespräche aus, was er fragen könnte und wie ich reagieren würde.
Ich seufzte. Ich führte mich wieder auf wie irgendein Teenie, der zum ersten Mal mit seiner Internetbekanntschaft telefonierte. Naja, es war ja auch irgendwie so. Nur dass ich nicht in ihn verliebt war oder so.
„Dafür hast du ja Yoongi.", flüsterte mein Unterbewusstsein.
Ich seufzte wieder und stellte mich einer weiteren Frage. Sollte ich ihm eigentlich von meinen Gefühlen von Yoongi erzählen? Schließlich war er ein Freund von ihm. Das letzte Mal hatte ich seine Frage einfach ignoriert.
Aber könnte er mir denn helfen? Besser als Jin? Wahrscheinlich nicht. Denn Jin hatte ja eine Beziehung, er müsste schließlich wissen wie es geht. Taehyung hatte ich auch nichts erzählt. Obwohl wir schon ewig befreundet waren.
Wieso sollte ich es dann einem „Fremden" erzählen. Rein theoretisch könnte Suga ja auch ein alter Opa sein.
Ich bekam Angst.
Aber wenn er jemand anderes wäre, dann würde er doch nicht mit mir telefonieren wollen. Hoffte ich.

Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, klingelte plötzlich mein Handy. Erschrocken fuhr ich zusammen.
Warum rief er schon an? Oder war es Jin?
Langsam nahm ich mein Handy in die Hand.
Nein, es war Suga.
Mit zitternden Fingern strich ich über das Handy, um den Anruf anzunehmen.
„Hallo?"
Eine tiefe, leicht verzerrte Stimme antwortete.
„Jimin?"
Nervös lachte ich.
„Wer denn sonst?"
Ich hörte wie die Person am anderen Ende erleichtert ausatmete.
„Ich dachte schon es wäre etwas passiert. Schließlich ist es schon kurz nach zehn. Wolltest du mir nicht vorher schreiben?"
Ich hatte mich so sehr auf die Stimme konzentriert, dass ich etwas länger brauchte, um zu antworten.
„Äh ja wollte ich. Ich hab nicht auf die Uhr geschaut , sorry."
„Kein Problem."
Die Stimme klang normal. Wie die eines Jungen in meinem Alter. Vielleicht ein bisschen tiefer als die mancher, aber nicht zu tief. Sie kam mir bekannt vor, aber durch den verzerrten Klang, war ich mir nicht sicher. Am Telefon klang sowieso jeder gleich. Ich wurde zum Beispiel ständig mit meinem Vater verwechselt.
„Möchtest du mir jetzt von dem Problem erzählen?", fragte er in die Stille.
Ich überlegte, wo ich am besten anfangen konnte. Mittlerweile war ich sicher, dass er nicht jemand anderen spielte.  
„Also ich habe zwei beste Freunde."
„Und die streiten sich? Weshalb?"
„Naja, es ist kompliziert. Der eine... ist anscheinend schwul."
„Oh." Es herrschte kurze Stille. „Aber das ist doch eigentlich nicht schlimm."
Ich war erleichtert.
„Ja, das sehe ich auch so. Jedenfalls hat er sich in meinem anderen besten Freund verliebt. Und nachdem er sich endlich traute, es zu gestehen, wollte der andere darüber nachdenken."
„Oh.", machte Suga wieder. „Dabei kommt fast nie etwas Gutes raus."
Ich seufzte.
„Ja leider. Er hat ihm gesagt, dass er das abstoßend findet und nichts mehr mit ihm zu tun haben möchte."
„Was?", fragte er ungläubig. „Wie kann er das tun? Es ist doch sein bester Freund!"
Es freute mich, dass er genau dasselbe wie ich über die ganze Sache dachte.
„Eben!", pflichtete ich ihm energisch bei. „Das sage ich auch. Aber jetzt weiß ich nicht, was ich tun kann."
„Ach uns fällt schon etwas ein.", meinte er aufmunternd.
„Danke."
Ich erzählte ihm von meinen Überlegungen, Jungkook morgen nach der Schule einfach zu besuchen, da er mir in der Schule aus dem Weg gegangen war und Suga gab mir ein paar Tipps, wie ich ihn darauf ansprechen und mich verhalten sollte.

Halb zwölf entschieden wir uns dazu, aufzulegen, und ich versprach ihm, dass ich morgen sofort nach dem Gespräch mit Jungkook davon berichten würde.
Es tat gut, mit einer Person darüber zu reden, die die beiden nicht kannte. Denn er bildete kein zu schnelles Urteil, sondern betrachtete beide Seiten und half mir sie zu verstehen.
Ich war froh Suga als Freund zu haben und nahm mir vor, ihn in Zukunft besser kennenzulernen. Außerdem wollte ich öfter mit ihm telefonieren und von meinen Problemen erzählen, denn er verstand mich und wer weiß, vielleicht würde ich ihm auch bald von Yoongi erzählen.

-------------------------------------------
Ich glaube mir waren die Ferien doch lieber...
Wie geht's euch so?
~L

𝔹𝕖𝕘𝕚𝕟 ♡ 𝚢𝚘𝚘𝚗𝚖𝚒𝚗Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt