Auf dem Flur holte ich Taehyung endlich ein und hielt ihn an der Schulter zurück. „Bitte warte mal."
„Was willst du von mir?", fauchte er genervt.
„Mit dir reden."
„Ich will aber nicht mit dir reden.", meinte er, wie ein trotziges Kleinkind, und wollte wieder gehen.
Doch ich ließ nicht locker. „Bitte Tae.", flehte ich ihn an. Da veränderte sich sein Gesichtsausdruck.
„Du weißt genau, wie sehr mich Jungkook verletzt hat!", fuhr er mich plötzlich an. „Ich habe dir alles erzählt, mich dir anvertraut, gedacht, dass du mich verstehst... und dann, keine drei Tage später, kommst du mit Jungkook zur Schule, lachst mit ihm, als ob nie etwas passiert wäre. Als ob er mir nicht das Herz aus der Brust gerissen hat und darauf rumgetrampelt ist, nein, nicht nur rumgetrampelt, sondern mit einer verdammtem Walze darüber gefahren ist."
Wäre ich nicht so geschockt gewesen über diesen plötzlichen Gefühlsausbruch, hätte ich vermutlich gelacht, weil Tae mal wieder alles überdramatisierte.
Doch sein Gesichtsausdruck zeigte deutlich, dass er zutiefst verletzt war. Und jetzt nicht nur wegen Jungkook, sondern auch wegen mir.
„Tae...", jammerte ich. „Bitte, glaub mir, ich verstehe dich, aber das ist alles gar nicht so, wie es für dich aussehen muss."
Er schnaubte und verdrehte die Augen. „Natürlich nicht."
Ich ignorierte seinem Sarkasmus und fuhr fort. „Nachdem du mir von dieser Sache erzählt hast, war ich unglaublich wütend auf Jungkook. Doch auf der anderen Seite fragte ich mich, wieso er das getan haben sollte. Wir kennen Kookie schon so lange, wieso sollte er dich plötzlich so verletzen? Wenn er nicht an einer Beziehung interessiert war, hätte er dir das auch ganz normal sagen können. Also habe ich irgendwie vermutet, dass vielleicht noch etwas anderes dahinter stecken könnte und habe beschlossen ihn zur Rede zu stellen. Und genau das, habe ich gestern getan."
Empört schaute Taehyung mich an. „Deinem Verhalten nach zu urteilen hat er dir also gestern irgendeine Lüge aufgetischt, die du natürlich geglaubt hast, und damit ist alles Friede, Freude, Eierkuchen, oder was? Soll ich diese Lüge jetzt etwa auch glauben?"
Ich seufzte. „Glaub mir doch, Jungkook hat die Wahrheit gesagt. Und er möchte sich mit dir treffen, um dir auch alles erklären zu können. Du musst ihm ja nicht gleich verzeihen, aber er möchte, dass du versuchst ihn zu verstehen und dass du weißt, wie leid es ihm tut. Nach dem Gespräch mit mir, hat er eingesehen, dass er den falschen Weg gewählt hat."
„Er möchte sich mit mir treffen?", fragte er misstrauisch. „Wieso sollte ich das zulassen? Er wollte mich doch nie wieder sehen."
Innerlich schlug ich mir gegen die Stirn. „Taehyung hör mir zu. Wenn Jungkook es mit seinen Beleidigungen ernst gemeint hätte, würde er sich doch jetzt nicht bei dir entschuldigen wollen, oder? Wo bliebe denn da die Logik?"
Er überlegte. „Vielleicht hast du Recht. Ich kann mir ja mal anhören, was er zu sagen hat."
Triumphierend grinste ich ihn an.
„Aber das heißt noch lange nicht, dass ich ihm verzeihen werde.", sagte er bestimmt.Einen anstrengenden Schultag später, standen wir vor dem Café. Ich musste daran denken, was das letzte Mal hier passiert war.
„Warum hier?", fragte Taehyung, der sich sichtlich unwohl fühlte, was wohl nicht zuletzt auch daran lag, dass Jungkook sich schon fünf Minuten verspätete.
Ich zuckte mit den Schultern. „Ich glaube hier schmeckt der Kaffee am besten."
Weitere fünf Minuten später wurde Tae ungeduldig. „Wenn er nicht bald kommt gehe ich. Das war wahrscheinlich sein Plan. Mich einzuladen und mich dann hier stehen zu lassen, um mich noch mehr zu demütigen." Plötzlich drehte er sich erbost zu mir. „Ich kann nicht fassen, Jimin, dass du bei so etwas mitmachst!Ich dachte ich wäre dein bester Freund."
Bevor ich etwas erwidern konnte, um ihn zu beruhigen, kam ein verschwitzter Jungkook vor uns zum stehen und rang schweratmend nach Luft.
Ich warf ihm einen bösen Blick zu, doch den bemerkte er gar nicht, da er Tae anstarrte. „Du bist wirklich gekommen.", stellte er ungläubig fest.
„Eine reine Zeitverschwendung, da du es nicht einmal für nötig hältst, pünktlich zu sein.", erwiderte der Angesprochene trocken.
„Das tut mir wirklich leid, ich... Herr Kim... die Klausur..., egal das ist nicht wichtig. Viel wichtiger ist, dass du wirklich gekommen bist, was mich unglaublich freut.", sagte der Jüngere aufrichtig und setzte sein charmantestes Lächeln auf.
Offensichtlich aus dem Konzept gebracht, wurde Taehyung rot.
Das war mein Stichwort. „Ich gehe dann mal.", verabschiedete ich mich grinsend und zwinkerte Tae zu, der mir schnell einen hilfesuchenden Blick zuwarf, bevor er von Kookie zu einen Tisch gezogen wurde.
Ich entfernte mich schlendernd und blieb nach einigen Metern stehen. Schließlich wollte ich wissen, wie das Gespräch verlaufen würde.
Also saß ich in sicherer Entfernung auf einer Bank und beobachtete, wie Jungkook sich alle Mühe gab, ein perfekter Gentleman zu sein. Sie schienen erst nicht wirklich über das eigentliche Thema zu sprechen, doch nach einiger Zeit fiel Jungkook wohl auf, dass sich Taehyungs abweisende Haltung nicht ändern würde, bis er die Wahrheit kannte.
Also nahm er all seinen Mut zusammen und erzählte Taehyung von dem Verhalten seiner Mutter und die Probleme, die dadurch entstanden waren.
Dieser wiederum war anfangs verständlicherweise misstrauisch, doch sein Gesichtsausdruck wurde weicher, als er den Schmerz in den Augen des anderen sah.
Als Jungkook fertig war, herrschte Stillschweigen, bis Taehyung, der offensichtlich mit sich gerungen hatte, seinem Drang nachgab, und aufsprang, um den überraschten Jungkook in eine lange Umarmung zu ziehen.
Glücklich wandte ich meinen Blick von den beiden ab, stand auf und machte mich auf den Heimweg.
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𝔹𝕖𝕘𝕚𝕟 ♡ 𝚢𝚘𝚘𝚗𝚖𝚒𝚗
FanfictionJimins Leben wird schlagartig auf den Kopf gestellt, als er eines Tages eine sehr seltsame Nachricht bekommt. ANONYM: Ich liebe dich! CHIMCHIM: Wer zum Teufel bist du?! ANOMYM: Ein Niemand und doch Alles, was du brauchst. Denn ich bin dein heimlich...