Kapitel 34

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Im Nachhinein kann ich nur sagen, dass ich mir die Filmbeschreibung vielleicht etwas genauer hätte durchlesen sollen. Denn anders als von mir erwartet, schauten wir keinen Romantik-Film sondern eine Horror-Romanze, mit der Betonung auf Horror.
Den Titel eines Romantik-Films hatte es wahrscheinlich auch nur bekommen, weil sich die zwei Hauptdarsteller am Ende einmal kurz küssten, bevor sie von Zombies gefressen wurden.
Also alles in allem, kein Film für mich. Und doch saß ich Yoongi zuliebe zwei unendlich lange Stunden in diesem stockdunklen Kinosaal und bekam alle zwei Minuten einen Herzinfarkt.
Doch im Gegensatz zu mir schien er den Film sogar toll zu finden. Er fieberte richtig mit, gab den Schauspielern Anweisungen, und erklärte sie für bescheuert, wenn sie sich mitten im Wald aufteilten und deshalb einer nach dem anderen starb. Außerdem lachte er auch immer wieder, meistens genau an Stellen, bei denen ich mich zu Tode erschrak und mir vielleicht auch das ein oder andere mal ein kleiner Schrei rausrutschte.
Für Yoongi schien es also eine sehr gelungene Überraschung gewesen zu sein und ich musste zugeben, das es auch Vorteile hatte einen Horrorfilm anzuschauen, denn so hatte ich immer wieder eine Ausrede um seine Hand zu halten.

Als das Licht endlich anging, seufzte ich erleichtert auf und entspannte mich ein wenig. Yoongi musterte mich von der Seite und grinste. „Ich glaube, dass war nicht gerade deine Lieblingsfilm, oder?"
Ich schüttelte den Kopf. „Ich hab mir die Beschreibung nicht so genau durchgelesen."
Mit einem tadelnden Grinsen fügte ich hinzu: „Dir schien er ja trotzdem zu gefallen."
Er hob abwehrend die Hände. „Hey ich mag nunmal Horrorfilme. Aber eigentlich auch nur, um mich darüber lustig zu machen. Ich meine, komm schon, wer ist bitte so blöd, sich mitten in der Nacht in einen Wald zu schleichen, während man von Zombies verfolgt wird, und sich dann auch noch aufzuteilen? Also ich wäre nicht so blöd."
„Dafür lässt du dich ziemlich leicht entführen.", griff ich den Witz von vorhin wieder auf.
„Aber nur von dir.", wiederholte er und sah mir diesmal dabei tief in die Augen.
Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte, also stand ich auf und packte mein Zeug zusammen. „Wir sollten gehen, außer uns ist niemand mehr hier."
Er nickte und wir verließen schweigend den Saal.

Auch der Rückweg verlief größtenteils schweigend. Ohne wirklich darauf zu achten, schlugen wir automatisch den Weg zu Yoongis Haus ein.
Als wir vor der Tür standen, war die Stimmung erdrückend seltsam. Keiner von uns wusste, was er sagen sollte und so standen wir da stillschweigend und beobachteten die vorbeigehenden Leute.
Da war ein Pärchen, das sich glücklich anlächelte, lachte, und ich hatte das plötzliche Bedürfnis wegzusehen, denn die beiden waren so vertraut miteinander, das es mir vorkam, als würde ich sie bei einem intimen Moment stören.
Also schaute ich zu Yoongi, der im selben Augenblick zu mir schaute. Immer noch schweigend sahen wir uns an, bis er sich schließlich räusperte. „Danke."
„Fürs Begleiten? Das ist doch selbstverständlich-", wollte ich abwinken, doch er unterbrach mich.
„Nein, nicht nur dafür, sondern für den ganzen Nachmittag. Es war schön mit dir Zeit zu verbringen." Verlegen schaute er auf den Boden. „Ich würde so etwas gerne noch einmal wiederholen."
Ich lächelte ihn an. „Ja, ich auch."
Wieder standen wir still da, doch diesmal lächelten wir einander an, schauten uns in die Augen und ich musste unwillkürlich an das Pärchen denken, konnte plötzlich nachvollziehen, wie glücklich es sich in dem Augenblick gefühlt hatte.
Ein Klingeln unterbrach den schönen Moment. Hastig holte ich mein Handy aus meiner Tasche, als könnte ich so die Unterbrechung rückgängig machen.
Jin hatte mir geschrieben, er wolle mich später noch besuchen, um mir etwas zu erzählen.
Unschlüssig steckte ich es wieder ein und sah zu Yoongi. „Ich denke, ich muss langsam los."
Er nickte langsam.
Da nichts weiter passierte, verabschiedete ich mich leise und drehte ich mich um, doch er hielt mich am Arm zurück. „Warte."
Verwirrt und seltsamerweise erleichtert drehte ich mich um.
„Ich will noch wissen, ob das heute ein Date war."
Bevor ich fragen konnte, was er damit meinte, hatte er mich zu sich gezogen und seine Lippen auf meine gelegt.
Das Gefühl, das mich plötzlich durchströmte, war so überwältigend, dass ich mich nicht bewegen konnte. Ich war vollkommen erstarrt.
Erst als Yoongi sich mit einem traurigen Blick löste, realisierte ich, was gerade passiert war. Ohne nachzudenken, hob ich meine Hände, legte sie an seine Wangen und zog ihn wieder zu mir.
Er wirkte überrascht, erwiderte aber sofort.
Es war der schönste Kuss den ich je hatte. Sanft und voller Gefühle küssten wir uns, draußen vor seiner Tür, uns war es egal, was die anderen Leute dachten, denn wir hatten alles um uns herum ausgeblendet, es existierten nur noch wir beide.
Als wir uns schließlich lösten, standen wir da und sagen uns an, mit geröteten Wangen, geschwollenen Lippen und einem glücklichen Lächeln.
„Und?", fragte ich. „War das heute nun ein Date?"
Er nickte und nahm meine Hand. „Schöner als ich es mir hätte vorstellen können."

𝔹𝕖𝕘𝕚𝕟 ♡ 𝚢𝚘𝚘𝚗𝚖𝚒𝚗Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt