Kapitel 50

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Jimin POV:
Nachdenklich saß ich auf der Brüstung des kleinen Pavillons und schaute in den Nachthimmel. Ich wollte nicht glauben, was Leya mir erzählt hatte, aber mit der Zeit hatten sich Zweifel in mir breit gemacht. Könnte es wirklich sein, dass Yoongi mir das alles nur vorgespielt hat? Welchen Grund gäbe es sonst, mir zu verschweigen, dass Suga nicht echt war?
Und aufgrund seiner Reaktionen musste ich mir im Nachhinein eingestehen, dass er wohl genau davon wusste.
Aber andererseits, was hätte ihm das alles gebracht? Welches Ziel hätte er damit erreichen wollen, mir etwas vorzuspielen?

„Mir ist kalt.", durchbrach Leyas Stimme irgendwann die Stille. Sie saß auf einer der kleinen Bänke, etwa zwei Meter von mir entfernt, und zitterte ein wenig. Kein Wunder, wenn man im Herbst nur eine dünne Strickjacke anzog.
„Ist mir doch egal.", brummte ich missmutig.
Sie verstand das scheinbar dennoch als Aufforderung und stand auf, um ein Stückchen näher an mich heran zu treten. „Ich hätte da eine Idee wie uns beiden wärmer werden könnte."  Dabei klimperte sie mit ihren geschminkten Wimpern und ihre Stimme nahm einen süßen, verführerischen Ton an.
Aber ich hatte nur einen genervten Blick für sie übrig, bevor ich mich von ihr abwandte und wieder auf den ursprünglichen Abstand von ihr abrückte. „Lieber erfrier ich."

Ich hörte sie seufzen und spürte dann, wie sie mir wieder näher kam. Ich stand aber mittlerweile in einer der vier Ecken, mit dem Rücken zur Brüstung, und hatte so keine weitere Fluchtmöglichkeit.
Es überraschte mich immer wieder, wie schnell sich ihre Persönlichkeit verändern konnte. War sie gerade eben noch ein süßes kleines Mädchen, dass dir zeigen möchte, wieviel du ihr bedeutest, stand sie jetzt wie der Teufel höchstpersönlich vor mir und tippte energisch mit ihrem Zeigefinger gegen meine Brust. Ihre Gesichtszüge hatten einen missbilligenden Ausdruck angenommen und ich konnte sehen, wie sehr sie sich um ihre Beherrschung bemühte. „Ich habe es jetzt auf die nette Art versucht, aber du verstehst es einfach nicht. Der Grund, warum ich dir fremdgegangen bin, ist, dass du mich nie geliebt hast. Du hast mir nie das Gefühl gegeben, dass ich dir wirklich etwas bedeute."
„Das ist nicht wahr.", antwortete ich kopfschüttelnd. „Ich habe dich die ganze Zeit geliebt. So sehr, dass ich nicht erkannt habe, wer du wirklich bist."
Sie verzog ihr Gesicht. „Das Gefühl hatte ich nicht. Aber es war mir egal, weil ich dich geliebt habe. Klar, ich brauchte ab und zu, dieses Gefühl von jemand anderem, aber ich habe mich nie bei dir beschwert. Ich wusste, dass es dein Leben zerstören würde, wenn ich dich verlasse. Der stolze Vater würde verschwinden, ebenso wie sein Erbe, deine berufliche Zukunft.
Ich wollte dir das alles nicht antun, aber dann wolltest du es dir plötzlich selber antun, in dem du mich verlässt."
Je länger sie sprach, desto größer wurde die Wut in mir.
„Und als wäre das nicht genug, fängst du auch noch eine Beziehung mit einem Jungen an! Weißt du welche Schande du damit über deine Familie bringen würdest? Wie sehr es deine Mutter zerstören würde? Und was das für deinen Vater und seine Karriere bedeuten würde, wenn das alles ans Licht kommt? Versteh doch endlich, dass dieser Junge dein Ende ist. Ich will dir nur helfen!"
Sie war immer lauter geworden, ihre Stimme immer zittriger und auch ihre Augen immer feuchter. Einzelne Tränen hatten sich bereits auf ihre geröteten Wangen verirrt.
Ich merkte, dass es die Wahrheit war. Ihre Wahrheit, so wie sie sie empfand.
Aber das war mir in dem Moment egal. Sie hatte kein Recht sich so in mein Leben einzumischen und Leute schlecht zu reden, die sie gar nicht kannte. Sie war seit der Trennung kein Teil meines Lebens mehr und würde es auch nie wieder sein.
Ich drehte den Spieß um. Wortwörtlich, denn jetzt war ich derjenige, der sie gegen das Geländer drängte. Auch ich hatte ihr ein paar Sachen zu sagen. „Du hast doch gar keine Ahnung! Du kennst ihn nicht, du weißt nicht, wieviel er mir bedeutet. Er würde mir nie wehtun und er könnte niemals mein Leben zerstören, denn das hast du schon. Und deswegen werde ich nicht wieder zulassen, dass du dich wieder in mein Leben einmischst. Es ist schon schlimm genug, dass ich das erste Mal nicht verstanden habe, wer du wirklich bist, derselbe Fehler passiert mir kein zweites Mal." Ein Rascheln in den umliegenden Büschen unterbrach mich, aber ich ignorierte es. „Du bist eine Person, die Lügen verbreitet, nur um ihren eigenen Willen durchzusetzen. Egal, ob andere dabei verletzt werden. So warst du schon immer. Warum also sollte ich dir auch nur ein einziges Wort glauben?"

𝔹𝕖𝕘𝕚𝕟 ♡ 𝚢𝚘𝚘𝚗𝚖𝚒𝚗Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt