22.Freund oder Feind

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Lillys point of view:

Mein Kopf dröhnte vor Schmerz, als ich wieder zu Bewusstsein kam.
Ich vertrieb die Finsternis, in der ich mich befand, durch blinzeln.
Ich befand mich unter freiem Himmel, an einen Baum gebunden.
Das warme Licht der Abenddämmerung erwärmte mein Gesicht.
Vor mir lag ein schlafendes Mädchen.
Bei genauerem Hinsehen erkannte ich Beth.
Von ihrer Cousine, keine Spur.

Von meiner Spionageaktion wusste ich, dass Beth fasziniert, ja regelrecht besessen von Akane war.
Ich beschloss meinen waghalsigen Plan weiter zu verfolgen und alles auf eine Karte zu setzten.

"Beth! Beth!", versuchte ich sie zu wecken.
Beth murmelte etwas unverständliches und drehte sich von mir weg.
"Beth! Beth, wach auf!", versuchte ich es weiter.
Nichts passierte.
Ich war verzweifelt.
"Beth! Ich bin eine von DeepRedMoons Anhängern.", den letzten Satz flüsterte ich nur und doch verfehlte er seine Wirkung nicht.

Beth setzte sich auf und sah mich erwartungsvoll und voller Hoffnung an.
Was hatte ich nur getan!?
Erst jetzt wurde mir die gesammte Tragweite meiner Entscheidung klar.
Ich war dabei ein unschuldiges Mädchen an Akane auszuliefern.
Doch es war schon lange zu spät für einen Rückzieher.

"Wirklich?", fragte Beth und Zweifel schlich sich in ihren Blick, "Wieso sollte ich dir glauben?"

"Weil es die Wahrheit ist."
Ein besseres Argument war mir nicht eingefallen.

"Hast du Beweise?", wollte Beth wissen.

"Nein, aber es wäre doch zu schade, wenn du dir diese Gelegenheit entgehen lässt, oder?"

"Du hast recht", bestätigte Beth, "Bringst du mich zu ihr?"

"Wenn du willst, aber zuvor musst du dich beweisen. DeepRedMoon lässt nicht jeden, bei uns mitmachen.", log ich.

"Was soll ich tun?", Beths Augen glänzten vor Vorfreude.

"Da gibt es ein Mädchen, das DeepRedMoon haben will. Ich weiß nicht wieso, aber sie will es unverletzt.", erklärte ich.

"Wer ist dieses Mädchen?"

"Lucy"

Perplex starrte Beth mich an.
"Was hat DeepRedMoon mit ihr vor?"

"Ich habe keine Ahnung, wieso?", fragte ich verwirrt.

"Ich liefere keine Freunde an jemanden wie sie aus.", erklärte Beth bestimmt.

"Oh, glaub mir. Sie ist nicht deine Freundin. Sie hat Ayumi getötet und das nur um an Items zu kommen.", erklärte ich und verbannte dabei jegliche Gefühlsregungen aus meiner Stimme.

Eine Träne lief über ihre Wange.
Sie sah mir tief in die Augen, wandte sich dann ab und sagte eine Weile lang nichts.

Anschließend holte sie tief Luft und schrie ein Wort in den Sonnenuntertgang, das ich noch nie gehört hatte.
Ich hatte so das Gefühl, dass es sich um keinen netten Ausdruck handelte.

Sie wirbelte wieder zu mir herum und fragte mich mit einem gefährlich wütendem Unterton in der Stimme: "WO IST SIE!" Sie sprach leise, doch in diesem Moment fand ich sie genau so angateinflößend wie Akane bei einem Mord.

Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinunter.

Ich hatte ein Monster erschaffen.

Roter Tod (SAO ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt