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Es war zu spät. Viel zu spät.

Ich hörte sie nicht, ich sah sie nicht, am Ende wusste ich nicht einmal, wer sie waren.

Ihre Gesichter hatte ich nie gesehen.

Aber vielleicht hätte es so viel verändert, vielleicht wäre alles anders gekommen, vielleicht wäre die Welt nicht über mir zusammengebrochen, wäre der Himmel nicht hinabgefallen, hätte mich nicht unter sich begraben, wenn ich nur richtig hingesehen hätte.

Aber ich tat es nicht. Ich sah nicht richtig hin. Und deshalb musste ich büßen. Für alles.

Ich warf einen nervösen Blick in Alecs Richtung, er schien nichts zu bemerken, runzelte die Stirn, sah mich verwirrt an, mein Herz pochte angstvoll auf, es war, als wären meine Beine gelähmt, als hätten sie vergessen, wie man sich bewegte, als würden sie mich strafen, wie mich alles andere in diesem Moment strafte.

Weil ich zu einem Monster geworden war. Und deshalb wurde mir mit einem Schlag alles genommen. Alles, bis nichts mehr übrig blieb.

Wie erstarrt blickte ich Alec an, der vollkommen verwirrt da stand, wir beide bewegten uns nicht, als hätte uns irgendetwas gelähmt, meine Beine zitterten, ich sah, wie Alec den Mund aufmachen wollte, sah, dass er etwas sagen wollte, sah, wie er meinen Wolf ansah.

Doch es war zu spät. Er erstarrte. Es war zu spät. Seine Augen weiteten sich. Es war zu spät. Einfach zu spät.

Und ich würde es nie, niemals vergessen, diesen einen Moment, der alles wegnahm, an dem ich mich bis dahin festgeklammert hatte, damit ich nicht unterging.

Es geschah wie in Zeitlupe. Und doch bewegte sich keiner von uns beiden.

Es war, als wäre die Welt einfach stehengeblieben.

Alles, auch wir. Alles, bis auf das grausame Teil, das mit einem lauten Surren die Luft durchschnitt.

Ein Geräusch, das ich niemals vergessen würde. Ein Geräusch, das sich in mich brannte, aufschreien ließ, wimmern, weinen, ächzen.

Und dann war da dieser Laut, dieser grässliche, dieser grausame Laut, der meine Ohren verbrannte.

Ein dumpfes, schmatzendes Geräusch, mein Wolf schrie auf, Alecs Augen weiteten sich, er sah mich voller entsetzen an, ein einziges, ein letztes Mal sahen mich diese sturmgrauen Augen an, sahen mich an, voller Angst, voller Schmerz, voller Panik, ich schrie und schrie, auch wenn man es nicht hörte, ich schrie.

Und dann sackte er zusammen. Sackte einfach zusammen, krachte ungehalten auf den Boden, sein Kopf donnerte gegen einen Stein, wurde in meine Richtung geschleudert, der Pfeil steckte mitten in seiner Kehle, das Blut blendete mich, ließ mich wimmern, schreien, toben.

Und seine stahlgrauen Augen sahen mich an, verspotteten mich, verhöhnten mich.

Denn der Sturm aus ihnen war verschwunden. Sie waren leblos. Vollkommen leblos.

Aruna - Die Rote WölfinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt