Das Blatt in meinen Händen zitterte. Ich warf einen unwohlen Blick zu dem dunklen Vorhang, der im kalten Nachtwind hin und her schwang.
Wer zur Hölle schlief denn auch mit einem komplett offenem Fenster, das nebenbei auch noch bis zum Boden reichte?!
Ein Schauer lief mir über den Rücken, während ich mich bemühte, möglichst leise zu atmen. Langsam fühlte ich mich wirklich wie ein Stalker.
Wills Bett erinnerte mich an mein eigenes, nur befürchtete ich, er würde sich gleich mit den dünnen Vorhängen seines Himmelbettes strangulieren.
Die Decke hatte er beinahe bis zum Kinn hochgezogen, während er fast quer im Bett lag und sich - wie bereits erwähnt - dieser eine Vorhang gefährlich nah an seinem Kopf herum trieb.
Seine linke Hand hing vom Bett - mein Monster-unter-dem-Bett Alarm schrillte lauthals auf - und seine Brust hob sich langsam auf und ab, während sein Mund leicht offen stand und das braune Haar vollkommen wirr von seinem Kopf abstand.
Fehlte nur noch, dass er anfing zu sabbern...
Ich legte meine Stirn in tiefe Falten, während ich, wie der Stalker, der ich nun einmal war, seine entspannten, weichen Gesichtszüge betrachtete.
Und er sollte... er hatte tatsächlich...? Er hatte dem Mädchen, um das er offen bei mir getrauert hatte, das Genick gebrochen?
Ich seufzte und sah mich ein letztes Mal in dem großen Raum um, der sich - erneut - kaum von dem unterschied, in dem ich nun schlief. Vielleicht ein wenig unordentlicher, bedachte man das Chaos, das bei seiner Couchgarnitur herrschte, ganz zu schweigen von den Blättern, die sich auf seinem Schreibtisch unheilverkündend auftürmten.
Ich schnaubte.
Da war ja selbst Alec ordentlicher...
Gut, das war auch nicht schwer, bei der Etepetetigkeit Alecs.
Mein eigenes Zimmer, mein wirkliches Zimmer meine ich - Gott, wann hatte ich das zuletzt gesehen? - sollte man da am besten überhaupt nicht mit einberechnen. Ich war vieles, aber bestimmt nicht ordentlich.
Ein letzter Blick auf die hölzerne Tür, die sich zum Glück mit mir verbunden hatte und nicht einmal daran gedacht hatte, lautstark quitschend nach ihrem Herrchen zu schreien, dann sah ich auf den Zettel hinab, überflog die Worte.
Gut. Also das musste ich jetzt einfach sagen? Und dann?
Bei dem Gedanken, ihm tatsächlich gleich in seine dämliche Brust greifen zu müssen, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken.
Trotzdem umklammerte ich das Pergament noch entschlossener als vorher.
Für einen Augenblick hatte ich tatsächlich darüber nachgedacht, Will einfach alles zu erklären, ihm von allen zu erzählen, Little Falls und meinen Geschwistern, Ben, den Hybriden und, dass er Alec und mich unbedingt gehen lassen musste.
DU LIEST GERADE
Aruna - Die Rote Wölfin
WerewolfAruna wächst behütet im Pacem Pack auf, geschützt durch das Dasein einer Alphatochter. Doch das Mädchen ist anders. Eine Rote, wie man sie nennt. Keine Helle, die die Nachfolge gemeinsam mit einem Dunklen hätte übernehmen können. Rote bringen Unglü...