FUCK OFF - Promise, Lies, Love

Kapitel 5

  Arthurs letzen Worte, bevor wir auflegen sind folgende: "Guten Morgen und auch Gute Nacht, Kleines."
An Schlaf ist nicht mehr zu denken, also raffe ich mich auf und mache für den Tag fertig.
Besondere Pläne für heute habe ich eh nicht, also beschließe ich ungeschminkt zu bleiben und ein einfaches Outfit anzuziehen. Zur Schule werde ich nicht gehen, schließlich habe ich die ganze Nacht nicht geschlafen und für Schule brauch man bekanntlich Konzentration.
"Bin dann mal weg", rufe ich meinen Eltern zu. "Viel Spaß in der Schule", erwidert meine Mutter. "Schule? Was ist das?" Mit diesen Worten lasse ich die Haustür ins Schloss fallen.
Auf dem Weg zu meinem Ziel, begegne ich meinem Lehrer. Na toll, da will man mal schwänzen und selbst dann müssen die Lehrer abfucken.
"Camille, Sie wollten nicht zufällig schwänzen?" fragt er mich tadelnd.
"Von wollen kann man nicht reden, aber leider habe ich meine Periode bekommen und jetzt sind meine Klamotten voll mit Blut. Was soll man da bloß machen." Schulter zuckend grinse ich frech.
Er schaut mich verdutzt an und schaut mir sprachlos hinterher.
"Schönen Tag noch, Mr. Coleman", rufe ich ihm über meinen Rück zu. Während dessen setze ich meinen Weg fort. 


AUS CONNERS SICHT 
So wie jeden Morgen besuche ich meinen Besten Freund.
Mit jedem Mal fällt mir der Besuch leichter. 
 2 Jahre ist es jetzt her. Seit 2 Jahren, komme ich täglich her und halte ihn über das Leben auf dem laufenden.
Wie ich ihn damals verloren habe, fragt ihr euch?
Damals kamen wir von einer Party und waren betrunken.
Wir hatten den Wagen seines Vaters und das machte es sehr leicht Mädchen abzuschleppen.
Auch in der Nacht des Unglücks wollten wir genau das tun: rumvögeln.
Zusammen mit zwei Mädchen, saßen wir im Auto. Wir fuhren gerade um eine Kurve als uns ein LKW entgegen kommt und uns rammt. 
Wir sind den Hang abgestürzt und waren alle bewusstlos. Nur einer hat diesen Unfall überlebt und das bin ich.
Ich habe in dieser Nacht meinen besten Kumpel verloren und zwei unschuldige Mädchen. Vorwürfe mache ich mir keine, denn ich kann nichts für.
Vielleicht hätte es anders geendet, wenn wir nüchtern gewesen wären und in der Lage gewesen wären den Wagen um zu lenken, doch man weiß es nicht. 
Niemand wusste zu diesem Zeitpunkt, dass auch ich mich in diesem Wagen befand. Auch heute weiß es keiner, da war mir Arthur mal nützlich. Er hat die Sache weitgehend vertuschen können. Keine Ahnung wie, aber er hat es geschafft und nur das zählt.
Es wäre das schlimmste für meine Familie gewesen, wenn heraus gekommen wäre, dass ich in dem Wagen saß und sogar am Steuer.
Wir sind ziemlich hoch angesehen in der Stadt, weshalb wir uns keinen Skandal leisten können. 
 Meine armen Eltern... Tag ein Tag aus randaliert ihr jüngster Sohn und das nur, um anderen Angst zu machen und um seinen Ruf zu verteidigen. 
Reue, weil ich ihnen das Leben so schwer mache, verspüre ich nicht.
Wieso auch? Es ist mein Leben und ich bestimme darüber. 

Meine Cap habe ich tief in das Gesicht gezogen, um nicht erkannt zu werden. Schließlich weiß man nie wer auf dem Friedhof rumlungert. Ob es die Junkies aus der Schule sind oder doch nur die alten Leute, die ihren Verlust betrauern, ich darf kein weiteres Risiko eingehen. 
Ich hocke mich vor sein Grab hin und fange an zu reden:
 "Hi Blake. Also das neuste zuerst. Die Neue scheint mit dem Hurensohn zusammen zu sein, du weißt schon wen ich meine. Und Gott wie ich es hasse die Beiden zusammen zu sehen. Mir kommt das Kotzen. Und glaub mir mal, ich habe keine Ahnung wieso das so ist. 
Ich hab das Gefühl sie beschützen zu müssen, nicht nur vor ihm sondern auch vor allem anderen. Auch vor mir beschützen aber es geht nicht. Ich kann mich nicht fern halten von ihr. Sie macht es mir aber auch nicht gerade leicht, wenn sie sich andauernd in Schwierigkeiten begibt. Keine Ahnung was mit mir los ist. Aber Alter glaub mir mal, du hättest mich schon längst zusammen geschlagen, weil ich kitschige Scheiße von mir gebe." Bei dem Gedanken muss ich leicht lächeln. "Ich frage mich ob du mich überhaupt hören kannst, aber vor allem ob du sehen kannst was für Scheiße ich eigentlich baue. Übrigens das Geschäft läuft. Wir haben jetzt den Rest verkauft und das Geld fließt förmlich. Hattest ne gute Idee mit dem Dealen. Du hattest Recht, unser Chemielehrer kifft wirklich. Der hat letztens vier Gramm gekauft. Die Anfrage nach Koks und dem ganzen anderen Scheiß steigt. Also kann ich dir sagen: wir sind reich." Stolz und traurig zu gleich, lächle ich.
"Ich werde dir deinen Traum erfüllen. Versprochen Bruder."

Ich stehe auf und atme einmal tief durch, bevor ich wieder zu dem kalten und hasserfüllten Junge werde. Für kurze Zeit darf auch ich Gefühle zulassen.
Auf dem Weg zum Auto bleibt mein Blick an einer zierlichen Person hängen. Sie macht es mir unmöglich mich wieder in den kalten Jungen zu verwandeln. Jedenfalls nicht in diesem Moment...

AUS CAMILLES SICHT
"Bitte sag mir wie ich es noch ohne dich aushalten soll. Es geht einfach nicht. Mum und Dad machen mir mein Leben zur Hölle. Lynn, ich vermisse dich", fange ich an und lasse meine Tränen laufen. Lange genug habe ich sie zurück gehalten.
"Wieso musstest du unbedingt auf die Party gehen und in dieses verfickte Auto steigen. Mann Lynn, ich brauche dich doch. Wieso hast du mich verlassen?!"
Schmerzhaft fasse ich mir an meinen Unterarm, wo sich alte und auch neue Wunden bemerkbar machen.
"Ich kann nicht aufhören. Es tut mir leid, Lynn. Aber wenn ich mich verletze, dann habe ich das Gefühl dir näher zu sein. Verrückt oder? Ich mache etwas was du zu tiefst verabscheut hast, nur um dir näher zu sein." Wütend über mich selbst, lächel ich. Die beste Art um mit Wut fertig zu werden ist doch das Belächeln, oder nicht?
Automatisch ziehe ich meine Knie enger an mich heran. "Unser Vater hat eine Affäre." Das Wort Vater spreche ich verachtend aus. Schließlich tue ich das, ich verachte ihn.
"Und ich gehe daran kaputt, dass ich dich verloren habe. Ich habe ihn erpresst. Weißt du was er meinte? Das ich genau wie du wäre. Ein schöneres Kompliment konnte er mir nicht machen."
Ich spüre wie meine Tränen immer stärker werden und ich immer leerer...