Kapitel 6

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"Hey Baby." Während er diese Worte ausspricht, küsst er mich auf die Wange.
"Selber hey",grinse ich und drehe mich zu Arthur um. Ich weiß nicht ob mein Grinsen gerade eben echt war. Ich weiger mich irgendetwas zu fühlen, denn nach dem Besuch gerade eben, würde ich es nicht aushalten.
"Ist alles okay? Du siehst fertig aus." Sein Blick ist voller Sorge, auch seine Körperhaltung hat sich merklich geändert. Nicht mehr gerade, sondern eher gekrümmt.
"Ja, alles gut. Ich hab nur kaum geschlafen, bin ungeschminkt und hungrig."
Niemals würde ich zu geben, dass ich geweint habe und ich seelisch am Ende bin. Denn dafür muss man ehrlich sein und sich öffnen. Zwei Dinge, die ich nicht besonders gut kann und verabscheue.

Nach dem Besuch auf dem Friedhof habe ich mich spontan entschieden doch wieder in die Schule zu gehen. Zuhause würde ich nur durch drehen und mir mehr Wunden zufügen. Ablenkung tut mir bestimmt gut, aber vor allem tut mir Arthur gut. Seine lockere Art und wie er mich behandelt, es fühlt sich so gut an.
 "Und trotzdem bist du wunderschön." Es streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht wie auch Conner es damals gemacht hat. Ich zucke zurück, weil ich weiß dass er mich küssen möchte und benutze auch genau das als Ausrede.
 "Wir haben gesagt, dass wir alles auf uns zu kommen lassen und uns in der Schule nicht küssen."
Frustriert wirft er seinen Kopf nach hinten. "Scheiß Abmachung", flucht er.
"Wie wäre es, wenn wir den Rest des Tages blau machen und etwas essen gehen?" Ich brauche nicht lange zu überlegen und stimme zu. Keine Ahnung wieso ich Appetit habe, aber auf den Unterricht habe ich eh kein Bock. Essen ist immer die bessere Option als Schule. 

"Pizza, Sushi, Chinesisch, du hast die Wahl." Wie aus der Pistole geschossen antworte ich: "Sushi!"
Er fängt an zu lachen, nimmt meine Hand und führt mich zum Sushiladen.
Zusammen wählen wir aus, was wir essen.Letztendlich haben wir uns für eine Partnerplatte mit allen Sorten entschieden. 
"Setz dich schon mal hin, ich geh bezahlen." Er küsst mich auf die Stirn und lächelt.
"Das kann ich nicht annehmen." Kopfschüttelnd zücke ich mein Portemonnaie, um ihm Geld zu geben.
Er legt seinen Zeigefinger auf meine Lippen und bringt mich somit zum Schweigen.
Mit seinem Zeigefinger zeigt er auf einen leeren Platz in der Ecke.
Frustriert, weil ich nicht bezahlen darf, steuer ich auf den Platz zu, doch wird dieser kurz vorher besetzt. "Verflucht", fluche ich und drehe gerade wieder um, als jemand anfängt mit mir zu reden.
 "Ich habe dich heute gesehen." Mit einem unguten Gefühl, schaue ich zum Platz.
"Behalte es für dich." Conner nickt und sieht mich eindringlich an.
"Wieso warst du da?", frage ich ihn als Gegenfrage. Was macht Conner auf einem Friedhof, wo er doch so gefühlskalt ist? 
"Langeweile", erwidert er. Mit einer richtigen und ehrlichen Antwort habe ich nicht gerechnet. Also hält sich die Enttäuschung in Grenzen.
Ich versuche gerade wieder umzudrehen als Arthur neben mir auftaucht. "Was willst du hier?" Seine eisige Stimme jagt mir einen Schauer über den Rücken.
"Hallo Bruderherz.Ich freue mich auch dich wiederzusehen. Aber um dir zu antworten, ich sitze in einem Sushiladen. Und was macht man in einem Sushiladen? Ach ja stimmt, man isst etwas. Also was mache ich wohl hier?" erwidert Conner gelassen.
 Hat Conner gerade allen ernstes Bruderherz zu Arthur gesagt? Das kann doch nicht wahr sein. Schlagartig ist mein Mund trocken und meine Stimme versagt als ich versuche zu reden. "Bruderherz?", frage ich so gut es geht nach. Ich bin mir sicher man kann nur einen Bruchteil verstehen, aber es reicht Conner um antworten zu können.
"Oh ja. Hat Arthur dir das nicht gesagt? Wir sind Geschwister." Conner grinst hinterhältig. Es stört mich, denn ich weiß genau was gerade in ihm vorgeht. Er genießt den Sieg. Ein Sieg gegen Arthur.
"W-w-ieso hast du mir das nicht gesagt?" Noch immer verwirrt, sehe ich zu Arthur.
"Ich schwöre Conner, ich bring dich um." Hasserfüllt sieht er zu Conner. Doch sein Blick wird wieder sanfter als er mich ansieht.
"Lass uns hin setzen und darüber reden, okay?" Nickend folge ich ihm. Mal sehen was er mir zu sagen hat.  
"Wieso hast du es verheimlicht?" frage ich erneut.
 "Weil ich nicht gedacht hätte, dass es eine Rolle für dich spielt."
Ernst sieht er mich an. "Oder tut es das?" 
"Nein! Nein. Natürlich nicht." Etwas zu schrill antworte ich ihm. Natürlich spielt es eine Rolle, eine sehr große sogar.
Für beide Jungs empfinde ich was.
Bei Arthur fühle ich mich gut aufgehoben und gut behandelt, doch es ist mir zu perfekt und zu langweilig.
Bei Conner kann ich nicht viel sagen, schließlich waren wir nur ein paar Mal kurz zusammen. Aber das hat mir gereicht. Ich habe gemerkt, dass ich mich bei ihm nicht verstellen muss, weil er mich so akzeptiert wie ich bin. Seine dunkle Seite zieht mich an, aber ich weiß das er auch anders kann. Sobald er in meiner Nähe ist, fangen meine Handflächen an zu schwitzen, meine Gedanken fahren Karussell und ich werde nervös. 
"Früher oder später hätte ich es dir erzählt, doch leider ist er mir ja zu vor gekommen." Arthut unterbricht meine Gedanken und legt seine Hand auf meine. Doch ich ziehe weg. Ich möchte nicht das Conner das sieht, weiß der Teufel wieso.
"Alles okay. Es war nur ein Schock, weil ihr so komplett verschieden seid." Amüsiert lacht Arthur. "Er ist einfach nur ekelhaft. Doch bitte lass uns jetzt nicht über ihn reden, sondern endlich essen. Ich bin am verhungern." Zustimmend nicke ich und nehme die Stäbchen in die Hand. Während ich meine Sushirolle erst in die Sojasauce und dann in den Wasabi tunke, schweifen meine Gedanken andauernd zwischen Conner und Arthur hin und her. 

"Ich geh kurz auf Klo." Schnell stehe ich auf und laufe zur Toilette.
Zu meinem Pech muss ich an Conners Tisch vorbei, wo er gerade mit einem, zugegeben, ziemlich attraktiven Mädchen sitzt. 
Ohne weiteren Blickkontakt laufe ich an ihm vorbei. Ich spüre seinen Blick auf mir, doch ignoriere ich es. Es hat mir einen Stich versetzt, ihn dort mit einem anderen Mädchen zu sehen. Doch ich bin kein Stück besser, schließlich sitze ich mit seinem Bruder zusammen.

"Camille." höre ich Conner leise sagen. Mit pochendem Herzen bleibe ich stehen. Ich spüre seinen heißen Atem an meinem Nacken. Sofort drehe ich mich um und erschrecke wie nah Conner mir tatsächlich ist. Um etwas Abstand zwischen uns zu bringen, stolpere ich einen Schritt nach hinten. Ich stoße gegen die Wand und stelle fest, dass ich gefangen bin.
"Was willst du von mir?" frage ich gerade heraus. "Dich warnen."
"Wovor?!"
 "Vor ihm."
Genervt verdrehe ich die Augen. "Das schon wieder. Conner, wir wissen doch beide, dass du das nur machst, um mich ins Bett zu bekommen." Verletzt sieht er mir in die Augen.
 "Ausnahmsweise mal nicht. Keine Ahnung was du mit mir machst, aber ich sorge mich wirklich um dich." Zu gern würde ich das glauben. Aber es gab viele Typen, die mir solche Sachen gesagt haben und jedesmal bin ich drauf herein gefallen.
 Mit der Zeit habe ich es mir aber zum Spiel gemacht, mal das Opfer und mal der Täter zu sein. 
Ich habe den Spies einfach umgedreht. 
"Ist das deine Masche, um jemanden ins Bett zu bekommen? Einen auf fürsorglich, oder was?!" Sauer schlägt er gegen die Wand. ich erschrecke nicht, denn ich konnte seine Tat vorher sehen. Seine Hand ruht links neben meinem Kopf. "Du checkst es echt nicht, oder? Arthur ist nicht der Gute. Er wird dich verletzen und ausnutzen." Sein Blick bohrt sich in meinen. Meine Beine werden weich und mein Atem geht schnell. Alles sein verdienst.
Er lässt seine Hände sinken. "Deine Hand. Sie blutet." Geschockt nehme ich seine Hand und sehe mir seine Wunde an. Ich ziehe ihn auf die Mädchentoilette und spüle sie mit kaltem Wasser ab. Das Wasser färbt sich rot, während es abfließt. Nur zu gut, kenne ich diese Mischung aus Wasser und Blut.
Mit jeder Sekunde, die ich mit Conner verbringe steigt meine Nervosität.
"Camille." Mit einem Tuch tupfe ich das restliche Blut ab. "Camille, es ist okay." höre ich Conner sagen, doch ich reagiere nicht.
Er entzieht mir seine Hand und legt diese auf meine Wange. "Danke", haucht er.
Sein Gesicht ist meinem ganz nahe, unsere Lippen kurz vorm berühren und doch küsst er mich nicht.
"Nimm dich in acht vor ihm."
Das waren die letzten Worte bevor er nach draußen stürzt. Ich schließe meine Augen und atme aus. Scheinbar habe ich nicht einmal gemerkt, dass ich den Atem angehalten habe.
Ich spritze mir eiskaltes Wasser ins Gesicht und wische mir Conners Blut von meiner Hand.

 Wo bin ich hier bloß hinein geraten?



FUCK OFF - Promise, Lies, LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt