Kapitel 28

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"Hier trink was." Arthur hält mir ein Glas Wasser hin und sieht mich eindringlich an. "Geht's dir gut?" Etwas benommen nicke ich. "Mein Kopf tut nur scheiße weh, meine Gedanken und Gefühle spielen verrückt, aber ja klar, mir geht's gut." Das es mir gut geht, ist ca. die größte Lüge, die es gibt. "Schlaf etwas und ruh dich aus. Ich hatte deiner Mutter ne SMS geschrieben und meinte, dass du nen wichtigen Termin hattest und du sofort los musstest." Ich bedanke mich und trinke schnell mein Wasser aus. "Schlaf gut, Kleines. Wenn etwas ist: ich bin in der Küche." Ich murmle erneut ein 'Danke' und kuschel mich in meine Decke ein. 

Als ich wach werde, höre ich zwei Stimmen. "Ich weiß nicht was ich machen soll. Sie kippt immer wieder um, bekommt oft schwer oder garkeine Luft", erklärt er und sofort höre ich ein: "Wie lange geht das schon?" Schlagartig bin ich hellwach. Sofort stehe ich auf und ignoriere das Schwindelgefühl, welches auftritt. "Das geht ihn nichts, aber auch rein garnichts an!" Wütend sehe ich Arthur an. Schuldbewusst sieht er mich an. "Ach und das ich ja so oft keine Luft bekomme, das passiert halt. Hab ja auch ne scheiß Zeit hinter und vor mir." Während ich das sage, sehe ich Conner an. Dieser sieht mich voller Sorge an und will gerade etwas sagen, doch ich schüttel leicht den Kopf. 
In meinem Zimmer, schnappe ich mir mein Handy und öffne mein Lieblingsalbum. Ich stöpsel meine Kopfhörer ein und schließe meine Augen. Wieso ist Conner hier? Hier, in Arthurs und meiner Wohnung. Und wieso zum Teufel lässt Arthur zu, dass Conner in meine Nähe kommt. Meine Gedanken spielen verrückt, genauso wie mein Körper. Schnell ziehe ich meine Kopfhörer raus und rufe ich Arthur. Doch es ist zu spät: ich übergebe mich direkt auf den Boden. "Ach du scheiße", ruft Conner und kommt zu mir gerannt. Auf dem Weg schnappt er sich den Mülleimer und hält ihn mir hin. "Wo ist Arthur?" frage ich panisch und sofort übergebe ich mich erneut. "Er ist einkaufen, da nichts im Haus ist." Keine Reaktion meinerseits. Conners Nähe bringt mich zum durchdrehen. Er sitzt genau neben mir und sieht mich besorgt an. Als ich meinen Kopf in die Nähe des Mülleimers bringe, fällt mir eine Haarsträhne ins Gesicht. Ich spüre Conners Blick auf mir ruhen und dann eine zaghafte Bewegung. Vorsichtig streicht er meine Haare nach hinten und bindet diese dann zu einem Zopf zusammen. Seine Berührungen lösen ein absolutes Gefühlschaos bei mir aus. Mir wird heiß und kalt zugleich. "Kannst du mir ein Wasser holen?" frage ich, damit ich kurzzeitig allein sein und durchatmen kann. Er springt auf und kommt Sekunden später zurück. "Danke." Als ich die Flasche nehmen möchte, berühren sich seine und meine Finger, ebenso treffen sich sein und mein Blick. "Ich bin wieder da", ruft Arthur. "Hier", rufe ich sofort und hoffe einfach nur, dass er ins Zimmer kommt. "Was ist passiert?!" Schockiert sieht er zwischen Conner und mir hin und her. "Mir war schlagartig schlecht. Conner hatte mir netterweise geholfen." Ich versuche schnell die Situation zu erklären, damit keine Missverständnisse aufkommen. Als ich versuche aufzustehen, verliere ich fast das Gleichgewicht, jedoch hält mich Conner sofort an der Hüfte fest und diese Berührung lies meinen Körper komplett durch drehen. "Ich muss auf Klo", erkläre ich schnell und stürme, so weit mein Körper es zu lässt, aus dem Zimmer. Im Badezimmer angekommen, lasse ich mich auf der Toilette nieder. Ich stütze meinen Kopf auf meinen Händen ab und versuche eine Sekunde lang einen klaren Gedanken zu fassen. Das ist alles so verwirrend. Ich beschließe zu baden und treffe alle dafür notwendigen Vorbereitungen. Vorsichtig teste ich mit meinen Zehen, die Wassertemperatur. Eine angenehme Wärme macht sich um mich herum breit als ich mich komplett ins Wasser begebe. Ich schließe meine Augen und lasse alles Revue passieren. So vieles ist für mich unklar. Sein plötzliches Auftauchen, seine Nähe, einfach Er. Noch nie hatte ich solche Gefühle für jemanden. Sie sind so stark und so Angst einflößend. Ich weiß, dass ich ihn liebe und auch nicht mehr ohne ihn leben kann. Die Zeit, wo er weg war, war die Schlimmste für mich. Die körperlichen und seelischen Schäden sind ein scheißdreck dagegen. Die Leere, das Loch in meinem Herzen, sein Verdienst. Dieser Schmerz war und ist viel zu stark. Und jetzt ist Conner wieder da. So nah und doch so fern. Er steht vor mir und doch habe ich das Gefühl, dass er nicht hier ist. Es ist wie eine Art Illusion. Ein Klopfen reißt mich aus meinen Gedanken. "Ist alles okay bei dir?" fragt Conner mich. "Ja. Alles okay." Ich habe nicht gemerkt, dass ich geweint habe, so vertieft war ich in meine Gedanken. Ich wische meine Tränen weg und tauche unter, mit der Hoffnung, meinen Kopf frei zu bekommen. Minuten lang fühle ich mich frei und dann bekomme ich nichts mehr mit. Erst als ich an die Wasseroberfläche komme, realisiere ich das ich bewusstlos wurde, erneut. "Scheiße Cam, was ist los bei dir?" höre ich Conner aufgewühlt rufen. Kurz darauf wird die Klinke heruntergedrückt und er kommt hineingestürmt. Sofort hievt er mich nach oben und hinaus aus dem Wasser. Er schnappt sich ein Handtuch und legt es um mich, so dass ich nicht mehr nackt vor ihm stehe. "Danke." In den letzten Stunden habe ich mich öfters bei ihm bedanken müssen als in meinem ganzen Leben. "Hör auf dich zu bedanken." Vorsichtig tritt er einen Schritt näher. Ich schließe meine Augen und stelle mir vor wie er mich küsst. Ich vermisse seine Nähe, seine Lippen auf meinen, seine Haut auf meiner. Ich vermisse ihn und nichts kann das ändern... 

FUCK OFF - Promise, Lies, LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt