Kapitel 13

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"Das ändert nichts daran, dass ich gehe." Schnell löse ich mich von ihm. "Verdammt, wieso tust du das!" fragt er emotionslos. "Weil du mir nichts bedeutest." Meine Stimme bricht und meine Tränen verstärken sich. "Sag mir nicht, dass dir das nichts bedeutet." In sekundenschnelle hat er mich zu sich gezogen und seine Lippen auf meine gelegt. Der Kuss ist intensiv, gemischt mit Schmerz, Trauer und Liebe... 
"Es tut mir leid." 


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"Mary?!" frage ich als ich die Tür zu meinem Zimmer öffne. "Hi Camille, dieses Mal bitte verschonen." Lachend nimmt sie mich in den Arm. Etwas überfordert erwidere ich die Umarmung. Verfolgt mich diese Familie irgendwie?! 
"Was machst du hier?" frage ich, während ich meine Sachen auspacke. "Man könnte mich sowas wie nen Babysitter nennen." , "Für wen?" frage ich misstrauisch nach. "Dreimal darfst du raten." Sie zwinkert mir zu und verschwindet aus dem Zimmer. Ist doch nicht wahr, oder?! Conner hat seine Cousine hier her geschickt, damit sie sich um mich kümmern kann? Wie bescheuert ist das denn? Ich versuche alles zu vergessen und dann das. 
Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es Zeit zum Abendessen ist. Ich schnappe mir mein Handy und verlasse das Zimmer. Amber hat versucht sich bei mir zu entschuldigen, Arthur versucht eine Antwort von mir zu bekommen und Conner, der hat mich unzählige Male angerufen, sowie mir Nachrichten geschickt. Gerade bin ich dabei ihm zu antworten als ich von jemanden angerempelt werde, mal wieder. "Die Gerüchte sind also wahr." grinst mein Gegenüber. "Wie du siehst bin ich hier." Mit einer übertriebenen Geste begleitet, verbeuge ich mich. "Wir haben dich vermisst." Ich hake mich bei Dash ein folge ihm in den Essensraum. Dash und ich waren früher Beste Freunde mit naja,wie sagt man.. Gewissen Vorzügen. Alle wussten von uns bescheid, jedoch hat sich nie jemand zwischen uns gedrängt. Eines der schönen Dinge im Internat.

Er öffnet die Tür und sofort werden uns neugierige Blicke zugeworfen. "Seht wer wieder da ist." Alle brüllen und klatschen als sie mich sehen. Ich lasse meinen Blick über all die Leute schweifen. Ein paar sind neu und genau die schauen sich irritiert um. "Wo sind die anderen?" frage ich als ich aufgehalten werde. "Kannst du mal mit kommen?" Mary zieht mich am Arm zur Seite. "Ich kenne eure Vorgeschichte und du solltest aufpassen, wenn Conner davon irgendwas erfährt, dann bist du und auch er am Arsch." warnt sie mich. "Ich bin weder mit Conner zusammen, noch gehören wir zusammen." , "Verarschen kann ich mich alleine." gibt sie von sich. "Ich mein es ernst pass lieber auf." Damit lässt sie mich stehen und kehrt wieder um. "Ist alles okay?" fragt mich Dash. Mit einem Nicken beantworte ich seine Frage und setze mich zu all meinen Freunden, die mich herzlichst Willkommen heißen. 

"Ich muss schon sagen: ich hab dich vermisst." Dash versucht mich zu küssen, doch ich blocke ab. "Ich hab dich auch vermisst, aber nicht auf diese Weise." Conner, was machst du nur mit mir?Selbst wenn du nicht da bist, will ich nur dich. "Hab ich mir schon gedacht. Man sieht es dir an." Verwirrt schaue ich ihn an. "Was genau?" , "Das du nur einen willst und dieser schon existiert." Okay, haben sich alle gegen mich verschworen oder wieso sagt mir jeder das gleiche? 
"Ändert das was an unserer Freundschaft?" Grinsend sieht er mich an. "Natürlich nicht. Sag bescheid, wenn das gewisse Extra fehlt." Zusammen fangen wir an zu lachen. "Mach ich."


"Schau mal in deine Tasche. Rechts hinten ist ein Fach. Da ist etwas für dich drin." erklärt mir Mary. "Du wirst alleine sein wollen, deshalb werde ich die Nacht bei meinem Freund schlafen. Wenn was ist, dann kannst du anrufen, okay?" Irritiert nicke ich. Sie schließt die Tür und sofort sprinte ich zu meiner Tasche. Ich öffne das Fach, welches mir genannt wurde und sofort bin ich wie versteinert. Es ist ein ziemlich langer Brief, der nach Conners Parfüm riecht. 
Ich schaue auf mein Handy und schalte es aus. Wenn ich den Brief lese, dann ungestört. 

Cam,
ich schreibe dir diesen Brief, um mich dir zu erklären. Es ist ein Versuch dir näher zu bringen wie es damals ablief. Doch vor allem möchte ich dir erklären, wieso ich so bin wie ich bin. 
Ich fange damit an, wie ich so geworden bin. 
Arthur und ich sind nur Stiefgeschwister, sein Vater hat meine Mutter geheiratet. Anfangs haben wir uns gut verstanden, doch dann kam die Rivalität. Wir haben uns gegenseitig fertig gemacht, so wie auch heute. Meist war ich der Schwächere und er der Stärke. Arthur hat sich in das Herz meiner Mutter geschlichen und wurde schnell zum besseren Sohn. Ich nenne seinen und meine Mutter zusammen: meine Eltern, da niemand weiß, dass wir Stiefgeschwister sind. Wir sind hoch angesehen und dennoch bin ich die Schande der Familie. Ich deale mit Drogen jeder Art, jedoch nicht für mich, sondern für meinen besten Freund Blake. Er war einer der wichtigsten Personen für mich. Durch ihn bin ich mit dem ganzen Scheiß in Verbindung gekommen. Er hat mir gezeigt wie man mit Mädchen umgeht, da ich früher sowas nie gemacht habe. Er war auch der Jenige der mich zu dem gemacht hat, wer ich heute bin. Ich bin ehrlich, er tat mir nie gut, doch war er für mich wie ein Bruder. Er hat mir geholfen beliebt zu werden, dass was wichtig war. Um meine Wut los werden zu können, bin ich zu Kämpfen gegangen. Habe mich viel geprügelt, mich verprügeln lassen, doch irgendwann war ich der Starke und ich habe mir einen Ruf gemacht. Nichts worauf man Stolz sein kann, doch ich bin es, denn ich habe etwas erreicht was bis heute anhält. 
Zum Dealen muss ich sagen, dass ich das nur für Blake mache. Er wollte genau so krass sein wie Walter White von Breaking Bad. Eine ganze Menge Cash machen mit Drogen. Dieses Drogengeld wollte er dafür benutzen, um das Pferd seiner Mutter zurück zu kaufen. Es gab damals ein Problem in der Familie, weshalb sie ihr ganzen Besitzt verloren haben. Seine Mutter hat das Pferd damals geschenkt bekommen und es geliebt. Es hat ihn fertig gemacht sie so zu sehen. Ich hatte ihn Angeboten es zu zahlen, doch ist Walter sein Vorbild gewesen. Das Dealen werde ich bald aufgeben, denn es ist fast geschafft. Noch ein paar Deals mit den Größten der Größten und ich habe das Geld zusammen. Eine Sache auf die ich besonders stolz sein werde. 
Komme ich zum nächsten Punkt. Ich kann Frauen nicht schätzen, weil ich es nie erlernt habe, so bescheuert es auch klingen mag. Ich sehe sie als Objekt, doch ist es bei dir anders. Als ich dich zum allerersten mal sah, mein Herz hat so schnell gepocht, mir wurde heiß, doch vorallem war ich sprachlos. Als du mir auf der Party eine geklatscht hast, da wurde mir zum aller ersten mal wirklich bewusst, dass es falsch war wie ich mit dem weiblichen Geschlecht umgegangen bin. 
Ich muss ehrlich mit dir sein. Von Anfang an wusste ich bescheid, dass du die Schwester von Lynn bist. Mein Plan war es dir aus dem Weg zu gehen und keinen Kontakt zu dir aufzunehmen. Doch genau das ist gescheitert. Von Anfang an hast du mich in deinen Bann gezogen. Du bist mir einfach nicht aus dem Kopf gegangen. Ich konnte mit keiner anderen mehr schlafen, weil ich nur dich vor meinen Augen gesehen habe. Verdammt, ich liebe dich. Etwas, was ich noch nie gefühlt habe. 
Jetzt komme ich zu dem heikleren Thema. 
Es war eine der heftigsten Partys überhaupt. Blake und ich waren dort, um zu saufen und  zu ficken. Dieses Mal haben wir so viel getrunken, dass wir kaum noch stehen konnten. Wir hatten unseren ersten Deal abgeschlossen und hatten mehrere Angebote. Wir sind mit dem Wagen von Blakes Vater gefahren. Ziemlich heftiger Schlitten... Die Mädels sind darauf geflogen wie keine Ahnung was, ebenfalls deine Schwester. Sie wollte etwas von Blake, doch hat auch mich angemacht. Camille, ich möchte dir kein schlechtes Bild von ihr vermitteln oder dich eifersüchtig machen. Das was ich möchte ist dir die Wahrheit sagen. Ich will nicht das noch mehr zwischen uns steht. 
Jedenfalls hatte sie Pillen dabei. Alle außer ich haben sie genommen. Blake, die beste Freundin deiner Schwester, Lynn und ich sind ins Auto gestiegen. Wir wollten zu mir und in den Pool gehen. Doch sind wir nie dort angekommen, denn ein LKW hat uns gerammt. Wir haben ihn nicht kommen sehen, da wir um die Ecke gebogen sind und abgelenkt waren. Eine Ausweichmöglichkeit gab es nicht, somit sind wir den Hang abgestürzt. Wir alle vier hatten das Bewusstsein verloren. Irgendwann bin ich wach geworden und habe sofort den Krankenwagen gerufen. Als sie dann vor Ort waren hieß es, dass alle an inneren Verletzungen, sowie Quetschungen gestorben sein. Nur ich war der Jenige der es überlebt hat. Ich denke die ganze Zeit darüber nach ob es an den Pillen gelegen hat die sie eingeworfen hatten, denn nur ich, der keine genommen hat, hat überlebt. Ich kann mir keine Vorwürfe machen, weil mich keine Schuld trifft. Ich wusste es nicht besser, denn ich war jung und dumm. Mir tut eine Sache leid, unzwar das ich es dir nicht früher gesagt habe. 
Als ich dich den einen Tag auf dem Friedhof gesehen habe, dort wurde mir klar, was für scheiße ich gebaut habe. Ich war dort, um Blake zu besuchen. Seit der Beerdigung war ich das erste mal dort. Zwei Jahre lang, habe ich den Mut nicht aufgebracht ihn zu besuchen. Doch dann kamst du, keine Ahnung wie aber du hast etwas in mir ausgelöst, weshalb ich hin gehen wollte. Ich habe das Gefühl gehabt als könne er mich hören und so habe ich alles erzählt. Jedes einzelne Detail. 
Ich habe nicht mitbekommen was und wie lange du an dem Grab deiner Schwester warst, doch eines kann ich dir sagen. Noch nie hat mir etwas so sehr weh getan. Dich dort so fertig zu sehen, dir zuzusehen wie du weinst, alles in mir ist gebrochen. Ich wollte dich einfach nur in den Arm nehmen...

Was Lynn betrifft, ich fand sie immer hübsch, doch nie wollte ich was mit ihr Anfangen. Mir ist wichtig, dass du das weißt.
Mary ist da, damit du mich nicht vergisst. Sie soll dich im Auge behalten, damit dir dieses mal nichts passiert. Vielleicht ist es auch eine Art Egoismus von mir... Ich habe Hoffnungen, dass du zurück kommst. Auch wenn es nur darum geht, um mit mir zu reden. Allein das reicht mir schon. 

Als wir im Camp waren und du in meinen Armen lagst, da habe ich nicht eine Sekunde geschlafen. Ich habe dich beobachtet und alles an dir studiert. 
Cam, du bist ein wunderschönes Mädchen, schöner als alles was ich kenne. Ich liebe es wie du dich für andere einsetzt,wie du so vorlaut redest aber ich liebe besonders die Wirkung, die du auf mich hast, auch wenn sie noch neu ist.
Der Brief riecht nach meinem Parfüm, weil ich gemerkt habe wie du jedesmal  wenn ich vor dir stand, deine Augen geschlossen und den Duft eingezogen hast. 
Ich vermisse dich.

Conner.


Während ich den Brief lese, rollen mir Tränen über die Wange. Mein kompletter Körper zittert, mir ist kalt und warm zu gleich. Meine Gedanken spielen verrückt und vor meinem Auge spielt sich die komplette Partyszene ab. Mir wurde nie gesagt, woran meine Schwester wirklich starb. Ich wusste nur, dass der Autounfall schuld war, doch nie was die Todesursache war. Es ist mir gerade alles zu viel. Ich schnappe mir eine Zigarette, zünde sie an und versuche etwas runter zu kommen. Doch es hilft nicht. Es gibt eine Sache, die mir kurzzeitig helfen kann...


FUCK OFF - Promise, Lies, LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt