AUS CAMILLES SICHT
Noch zwei weitere Tage in der Schule und dann werde ich ins Internat zurück kehren.
Ich habe mich dazu entschieden, mich von allen zu verabschieden und nicht sofort abzuhauen. Nicht so wie ich es andauern gemacht habe. Die Menschen hier sind mir wichtig geworden, also halte ich es nicht für richtig sie einfach zu verlassen.
Schon eine ziemlich dumme Entscheidung noch die letzten Tage zur Schule zu gehen, schließlich werde ich Arthur und Conner wieder sehen.
Doch vielleicht ist es genau das was ich brauche, um mit all dem hier abschließen zu können.
"Camille, wir haben uns Sorgen um dich gemacht!"
Aufgelöst kommt Amber auf mich zu.
"Ja klar, deshalb habt ihr mich auch besucht oder mir geschrieben, ne? Verarschen kann ich mich alleine", gebe ich genervt von mir. Vielleicht ist es nicht fair ihnen Vorwürfe zu machen, denn sie wussten nicht wo ich bin. Aber es gibt immer Mittel und Wege, um so etwas heraus zu finden.
"Wir wollten dich besuchen kommen, aber wir durften nicht. Außerdem waren wir viel zu betrunken und zu high."
"Fick dich Amber."
Wütend knalle ich die Tür meines Spints zu. Sie waren zu betrunken und high? Ist das ihr ernst? Sie ist dauer high und betrunken. Das ist ihr Normalzustand.
Es geht mir auch nicht direkt darum, dass sie mich nicht besucht hat. Sie hat mich in einem der schlimmsten Momente allein gelassen und das kann ich ihr nicht verzeihen.
Wenn es ihr wichtiger ist sich zu betrinken und sich das Hirn weg zu knallen, dann bitte.
Aber von mir irgendetwas zu erwarten ist unfair.
"Camille, können wir bitte noch einmal mit einander reden?"
Arthur. Was will er denn jetzt? Wenn er mich um Verzeihung bitten möchte, dann keine Ahnung was meine Antwort ist. Das was er getan hat ist unverzeihlich, doch war ich früher auch nicht besser. Ich verstehe trotz allem nicht wieso er es getan hat. Was seine Beweggründe waren ist für mich auch ein Rätsel.
"Was willst du?", frage ich desinteressiert. "Ich möchte dir alles erklären. Aber dafür musst du mir zuhören und es zulassen."
Als Zeichen, dass er fortfahren soll, nicke ich.
"Zu aller erst: Es tut mir leid, dass ich eine Show draus gemacht habe. Sagen wir es mal so, ich wollte es nicht, doch ich war sauer, dass du mit meinem Bruder gefickt hast."
Sofort unterbreche ich ihn. "Habe ich nicht. War gelogen." Irritiert sieht er mich an.
"Wir haben uns geküsst, danach war ich auf dem Weg zu dir, weil ich nen schlechtes Gewissen hatte. Ach warte mal und dann, ach ja du hast ja dann mit ner anderen gefickt, stimmt ja. Ich war wütend und bin zurück zu Conner. Doch gefickt haben wir nicht, nein."Arthur wird blass und wirkt schockiert.
"Es tut mir leid, Camille. Alles. Die Wette bzw. das Spiel, das ist normal bei uns Jungs, wenn wir hören, dass jemand neues an der Schule ist. Und wenn sie dann noch scharf aussieht, so wie du, dann drehen wir alle durch."
"Weist du, ich bin ehrlich. Du hättest nichts besseres machen können, denn es hat mich eh gelangweilt das zwischen uns. Also vielen Dank dafür."
Es stimmt. Anfangs war es zwar schön, doch irgendwann hatte ich dieses hin und her satt.
Ich hasse Beziehungen und bin auch nicht in der Lage eine zu führen, also wieso mich selber foltern? Es gibt eine Person mit der ich mir das vorstellen könnte und das ist nicht Arthur.
"Doch weist du, es war schon sehr unehrenhaft von dir wie du es gemacht hast." Unehrenhaft, ein Wort was so stark und ausdrucksvoll ist.
"Ich hab selber kein Plan wieso. Schätze der Alkohol war schuld."
Mit einem Hauch von Ironie lache ich. "Es ist immer der Alkohol. Boah diese verdammten Ausreden kotzen mich an."
"Keine Ausrede, ich mein es ernst. Aber für mich ist das Nebensache. Es gibt etwas wichtigeres, was geklärt werden muss. Das mit dem Unfall. Ich wollte nicht dich damit verletzen, sondern ihn. Ich wusste, wenn ich ihn weiter provoziere, dann würde er auf mich einschlagen. Meine Hoffnung war, dass du ihn hassen würdest, doch scheinbar ist genau das Gegenteil passiert. Du liebst ihn und ich hätte es merken sollen. Allein wie du ihn ansiehst oder er dich. Ich war dumm euch auseinander zu bringen."
Geschockt stehe ich da. So viel Ehrlichkeit habe ich nicht erwartet, nicht von ihm.
"I-i-ch liebe Conner nicht und er mich auch nicht." Um jemanden zu lieben brauch es viel Zeit oder viele Ereignisse, die einen zusammen bringt. Und dann gibt es noch die Liebe, die "Liebe auf den ersten Blick" genannt wird oder auch das man "Seelenverwandt" ist, aber das ist etwas unrealistisch wie ich finde.
Traurig lacht Arthur. "Du wirst noch sehen." Verwirrt sehe ich ihn an, doch er ignoriert meine Verwirrtheit. "Er hat sie nicht getötet. Er war nicht schuld."
Das Schulklingeln unterbricht uns. Die aus den Klassenraum heraus kommenden Schüler, tragen dazu bei das er einfach so verschwinden konnte.
TAG 2 - letzter Tag
Ich räume die letzten Gegenstände aus meinem Spint und lege sie in meine Tasche. In so kurzer Zeit hat sich soviel Scheiße angesammelt und ich habe keine Ahnung wie das passieren konnte.
Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, dann war es vielleicht eine überstürzte Entscheidung zurück zu gehen, doch ich bereue diesen Entschluss nicht. Im Internat war und ist mein Zuhause. Die Menschen dort kennen mich besser als meine eigene Familie.Noch nie ist mein Leben, in so kurzer Zeit, aus den Fugen geraten. Ich will mein Leben wieder in den Griff bekommen und Menschen, die mir nicht gut tun, stören dabei.
Langsam laufe ich zum Ausgang.
Bevor ich die Türen öffne, drehe ich mich noch einmal um und gehe hinaus. Noch eine letzte Kippe in der Raucherecke und dann geht es los.
Doch sobald ich Conner und seine Freunde sehe, drehe ich wieder um.
Hoffentlich hat er mich nicht gesehen. Ich höre schwere und schnelle Schritte hinter mir, somit weiß ich genau: Er hat mich gesehen.
"Fuck", murmle ich. "Ich weiß, dass dir bewusst ist, dass ich hinter dir bin. Also mach es uns leichter und bleib einfach stehen."
Ich ignoriere ihn und laufe einfach weiter. "Bleib stehen, bitte", flüstert er seelenruhig.
"Fick dich doch", fluche ich und bleibe stehen.
Na toll, zusammen mit Conner in einer Gasse. Ein anderer Ort ist zu viel verlangt?
"Willst du wirklich weg rennen?!", fragt er wie aus der Pistole geschossen. "Ich renne nicht weg", wehre ich mich. Doch eigentlich hat er ja recht. Ich versuche aus dem ganzen Theater zu verschwinden. "Oh doch, genau das tust du. Du rennst vor deinen Gefühlen weg."
Er macht einen Schritt auf mich zu. Automatisch weiche ich nach hinten.
"Ich habe weder Gefühle für dich, noch gibt es ein Uns. Es war alles ein Fehler."Verdammt lüge ich gut.
"Du weist genau das es Schwachsinn ist.Du labberst scheiße. Allein wenn ich das mache, bist du kurz davor durchzudrehen." Ein weiterer Schritt seinerseits. Er stützt seinen Arm an der Wand ab, so wie schon so oft. "Hör auf damit", wispere ich. Er nutzt seine Wirkung auf mich aus.
"Das ist nicht fair."
"Geh nicht." Sein Blick bohrt sich in meinen. Sofort breche ich den Blickkontakt ab und sehe auf den Boden. Ich bin kurz davor zu weinen und das will ich nicht vor ihm, nicht schon wieder. "Sieh mich an." Doch ich bleibe stur und presse meine Augen zusammen. Ich spüre wie er seine Hand unter mein Kinn legt und meinen Kopf nach oben drückt. "Bitte", fleht er. Sofort öffne ich meine Augen und sehe ihn an. Er hat ebenfalls Tränen in den Augen, doch kann er sie unterdrücken, anders als ich. Er wischt sie weg und lässt seine Hand auf meiner Wange ruhen. "Wieso tust du das?" frage ich, noch immer gefesselt von seinen Augen. "Weil ich dich liebe."
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FUCK OFF - Promise, Lies, Love
Teen FictionConner ist der heißeste, beliebteste und zugleich gefährlichste Junge der Stadt. Er zieht jedes Mädchen in seinen Bann, so auch Camille. Doch bei ihr ist alles anders als bei anderen. Ungeahnt verbindet sie eine Geschichte... Dann gibt es noch Arth...