Kapitel 10

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"Musste das echt sein?", fragt mich eine komplett nasse Schönheit. "Ich bin Conners Cousine und keines seiner Flittchen", erklärt sie und grinst. 
"Tut mir leid." Mich zu entschuldigen fällt mir eigentlich schwer, doch scheinbar besitzt sie Humor und ist mir nicht böse, also erscheint es mir nur richtig. Sie ist mir echt sympatisch. 
Nach meiner Entschuldigung, kehre ich um und verlasse den Raum. Wie sonst auch, laufe ich weg.
"Bleib stehen." Conner packt mein Handgelenk und dreht mich zu sich.
 "Das ist doch bescheuert", fluche ich. 
 "Was genau?"
 "Alles." Um meinen Worten Bedeutung zu verleihen, fuchtel ich wie wild mit meinen Armen umher.
 "Auch das?", fragt er mich und zieht mich näher zu sich.
Sanft legt er seine Lippen auf meine. Mit langsamen Bewegungen drückt er mich gegen die Wand.
 Zeit zum antworten möchte ich mir nicht nehmen, zu sehr genieße ich seine Küsse.  
"Wo schläfst du?" Atemlos löst er sich von mir. Seine Hände ruhen noch immer auf mir, was meine Enttäuschung, dass er die Küsse unterbrochen hat, lindert. 
"Ich teile mir ein Zelt mit Amber. Aber die hat ne Begleitung bei sich. Also mal sehen." Geheimnisvoll grinst er und nimmt meine Hand. "Komm mit." Er zieht mich durch das ganze Gebäude bis er vor einer Tür stehen bleibt.
 "Reich sein hat Vorteile." sagt er und öffnet die Tür.
"Du hast hier allen ernstes ein Zimmer?"
Er zuckt mit den Schultern, packt meine Hüften und zieht mich zu sich.
"Hätte ich keins, dann könnten wir uns nichts so nah sein", sagt er und fängt an mich zu küssen. 

"Fuck, wir kommen zu spät!" Schnell ziehe ich meine Klamotten an und wecke Conner.
 In Windeseile fahre ich mit meiner Hand durch meine Haare, um sie einigermaßen zu richten.
Als ich mit allem fertig bin, mache ich mich auf dem Weg nach draußen.
Draußen angekommen, richten sich alle Blicke auf mich.
"Was wollt ihr?" frage ich und verdrehe die Augen. Ich kann es nicht leiden, beobachtet zu werden, wenn ich den Grund nicht weiß.
"Camille, Arthur sucht dich. Alle wissen was gestern am Feuer passiert ist, deshalb glotzen alle", klärt mich Amber auf.
"Und was noch?" frage ich mich heiser Stimme. Ich habe sicherlich keine Lust, dass alle über Conner und mich bescheid wissen.
"Wie und was noch? Alle spekulieren darauf, ob du ihm verzeihst."
Woher soll ich denn das wissen? Wenn ich ihm verzeihe, dann nur um ihn noch stärker zu verletzen als er es bei mir getan hat. Ich bin ein rachsüchtiger Mensch, dass war ich mein ganzes Leben lang und es wird sich nie ändern, da bin ich mir sicher.
"Camille!" ruft mich Arthur von weitem. Ich reagiere und drehe mich zu ihm um. Doch ich bleibe nicht stehen, sondern laufe weiter.
"Bleib bitte stehen!"
"Nö. Kein Bock." Alle Blicke richten sich auf uns. Ich beschließe ihnen die Show zu geben auf die sie hoffen.
"Bitte, bleib stehen!" Ich drehe mich wieder um, denn rückwärts laufen ist nicht gerade angenehm.
"Fick dich oder doch lieber sie. Ach, hast du ja eh schon."
Jetzt hat Arthur mich eingeholt und bringt mich zum stehen.
"Na, wie war es sie zu ficken? Nur weil ich dich nicht ran gelassen habe. War sie ein guter Ersatz?", frage ich ihn bittersüß. Die Leute fangen an zu lachen und jubeln mir aufgeregt zu.
"So war es doch gar nicht", versucht er zu erklären.
"Dann erkläre es mir!" fordere ich ihn auf.
"Und ihr hört auf zu glotzen, meine Fresse. Was seid ihr? Kleine Kinder?" Schreie ich die Leute an, doch innerlich lache ich mich kaputt. Das alles ist so lächerlich.
"Wir haben angefangen zu knutschen, ja das stimmt. Aber war nicht ich derjenige der mit ihr im Zelt war. Das war Conner, so wie sonst auch." Laut lache ich auf. Das wird ja echt immer besser. "Deine Eifersucht wegen ihm ist so lächerlich. Lass dir was besseres einfallen." Ich wollte Conner nicht mit einbeziehen. Es wäre nicht fair und doch tue ich es. "Es ist keine Eifersucht. Es ist die Wahrheit." Ich lache laut los. "Ich war den ganzen Abend mit ihm zusammen, also nein! Er war es nicht, sondern du. Ganz allein du." Provozierend stupse ich ihn mit meinem Finger an.
Arthur wird bleich.
"Was hast du getan?" fragt er heiser.
"Das was du mit jemand anderen gemacht hast." Wie gut ich doch im Lügen bin.
Conner und ich haben uns geküsst und rum geknutscht, aber mit einander geschlafen haben wir nicht. Ich bin irgendwann mega müde in seinem Arm eingeschlafen.
"Das hast du nicht getan."
Für einen kurzen Moment tue ich so als wenn ich überlegen würde, doch dann grinse ich und antworte ihm: "Doch. Doch, das habe ich."
Arthurs Blick ändert sich schlagartig. Von erschrocken zu verachtend. "War ja klar. Du miese Schlampe." Eine typische Reaktion, wenn die Ehre gekränkt wurde. Man geht auf Angriff und tut so als wenn alles nur ein Spiel gewesen ist. 
"Autsch. Das sagt der der zuerst sein Genital in ne andere Vagina gesteckt hat."
Meine Wut wächst von Minute zu Minute.
"Zum Glück warst du nur ein Teil eines Spiels. Also nichts von Bedeutung."

 Mein Atem wird schwer, doch meine Fassade trägt keinen Schaden davon. Zu lang habe ich gebraucht sie zu erschaffen. Niemand würde sie so schnell herunter reißen können.
 Weiter grinsen und so tun als wenn es mich nicht interessiert, so muss man reagieren.
 "Wie meinst du das?" Mein Ton klingt desinteressiert, doch ich bin alles andere als desinteressiert. Ich ein Teil eines Spiels, dass kann ja lustig werden.
 "Oh, hat Conner dir etwa nichts davon erzählt? Wer dich zu erst fickt, der hat gewonnen. Alle Jungs wussten bescheid. Es ist eine Art Tradition."
Wieso müssen Jungs immer so ne Arschlöcher sein?! Ich habe die Zeit hinter mir und habe auch viel Scheiße gebaut. Ja, auch Wetten. Es wurden auch oft Wetten über mich abgeschlossen, doch jedesmal wusste ich darüber Bescheid. Außer dieses Mal.
"Tja, dann hat Conner wohl gewonnen", gebe ich schlagfertig zurück.

 Auch wenn es eine riesige Lüge ist, aber ich gönne Arthur den Erfolg nicht.
 Zum ersten Mal in meinem ganzen Leben fühle ich mich wegen einem Jungen schwach.
Nicht weil Arthur mich verraten hat, sondern weil ich mich in Conner geirrt habe. Ich dachte allen ernstes, dass ich ihm vertrauen kann.

Mein Vertrauen wurde oft ausgenutzt und jetzt erneut. Ich bin gerade dabei gewesen mich in Conner zu verlieben, es mir einzugestehen und jetzt das.
Nach der Zugabe von Conners Sieg, ist Arthur sprachlos. Er starrt ins leere und sagt nichts.

Ich drehe mich um und laufe mit schnellen Schritten davon. Doch werde ich von Arthur aufgehalten. Scheinbar konnte er sich doch aus der Starre lösen.
"Es tut mir leid", flüstert er ganz leise.
"Willst du mich verarschen?! Gerade eben bist du nen Arschloch und jetzt, wo niemand da ist, entschuldigst du dich? Ist das dein ernst?" schreie ich ihn an.
 Er versucht mich zu berühren, doch ich schlage seine Hand weg.
"Wag es ja nicht mich noch einmal anzufassen."
"Lass es mich wenigstens erklären." Sein Blick ist ernst und irgendetwas sagt mir, dass er dieses Mal die  Wahrheit sagen wird. Doch ich kann und möchte ihm auch garnicht zuhören. Schon recht will ich ihm nicht verzeihen.

 "Wieso sollte ich? Ich will der Scheiße, die aus deinem Mund kommt nicht glauben", sage ich bittersüß. "Glaub mir wenigstens, wenn ich dir sage, dass ich mich in dich verliebt habe."
 Sofort fange ich an zu lachen. "Oh bitte sei einfach leise."
Erneut versucht er mich anzufassen, jedoch wird er von einer Hand unterbrochen.
"Fass sie nicht an", zischt Conner. "Was wenn doch?", fragt Arthur provozierend.
"Dann spürst du meine Faust in deiner Fresse." In diesem Moment, habe selbst ich Angst vor Conner. So provokant wie er da steht und noch dazu dieser verachtende Blick.
"Sie weiß es. Sie weiß alles", sagt Arthur nun schließlich. "Was heißt alles?!" fragt Conner panisch. Arthur grinst dreckig und verschränkt seine Arme vor der Brust.
"Du widerlicher Wichser!" schreit Conner und fängt an auf Arthur einzuprügeln.
"Sie hätte das nie erfahren dürfen! Es war ein Unfall!" brüllt er und ich sehe wie er anfängt zu weinen.
Statt etwas zu unternehmen, stehe ich wie angewurzelt da. "Was meinst du damit? Was war ein Unfall?" frage ich mit leiser und gebrochener Stimme.  Keine Reaktion. Erneut frage ich. Doch dieses Mal lauter, auch dieses mal reagiert er nicht. "Conner! Sag es mir! Was war ein Unfall!", schreie ich.
Er lässt von Arthur los und richtet sich auf. "Es tut mir so leid, Camille. Wir waren betrunken und dann..." Seinen Satz musste er erst gar nicht zu enden bringen, denn ich wusste genau was er meint...

FUCK OFF - Promise, Lies, LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt