Kapitel 27

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Nichts für schwache Nerven!

"Darf ich bitte wieder gehen?" frage ich Arthur leise. "Das ist deine Feier", verblüfft sieht er mich an. "Ich hab mit den meisten nichts zu tun. Meine Eltern sehen das hier eher wie eine Feier, wo sie Kontakte für ihre Arbeit knüpfen können. So war es immer schon." Er legt seinen Arm um meine Hüfte und zieht mich zu sich. "Es ist deine Feier und die lässt du dir nicht vermiesen, okay?" Ich nicke und lege meinen Arm, um seinen Nacken. Bevor ich sein Gesicht näher zu mir ziehen kann, werden wir unterbrochen. "Hallo ihr Süßen." Erschrocken zucke ich zurück. "Mum, hallo." Arthur löst sich von mir und umarmt sie. "Kommt Dad nicht?" Seufzend schüttelt sie den Kopf. "Du weist doch, wie er ist." Jetzt wendet sie sich an mich. "Gott bist du schön." Lächelnd umarme ich sie. Seit dem einen Abend haben Conners Mutter und ich ein gutes Verhältnis. Verrückt, wenn man bedenkt, dass ich mehr Kontakt zu ihr habe als ihr eigener leiblicher Sohn. "Gleich wird das Buffet eröffnet", erklärt sie freudig und schnappt sich Arthur. "Na komm, ich hab Hunger." Sie grinst und zieht einen lachenden Arthur mit sich. 

Während sich alle auf das Buffet stürzen, will ich mir Wein eingießen, jedoch fällt mir die Flasche mit einem lauten Klirren runter und zerbricht sofort in mehrere Scherben. "Mist", fluche ich während ich die Scherben aufsammle. "Lass mich das machen." , "Oh nein, ist schon gut trotzdem danke." Ich sammle weiter die Scherben auf, ohne auf meine Gesellschaft zu achten, bis mein Gegenüber meine Hand berührt. Schlagartig wird mir schlecht und ich zucke zusammen. Ich sehe nach oben und blicke in mir bekannte Augen. "Nein", hauche ich und renne aus der Küche. "Cam, warte bitte!" ruft er hinter und versucht mein Tempo beizubehalten. Zum Glück sind alle am Essen und bekommen nichts mit. Mir laufen die Tränen herunter, während ich raus aus dem Haus renne. Wie kann er es wagen nach so langer Zeit wieder aufzutauchen?! 
Als ich bemerke, dass Conner mich nicht eingeholt hat, sacke ich nach unten. Die Tränen laufen immer schneller und stärker. Mein ganzer Körper zittert und ich kann kaum noch richtig atmen. Ich atme viel zu schnell und kann nur mit viel Mühe bei Verstand bleiben. Nach all der Zeit kommt er her und denkt ernsthaft, dass ich mit ihm reden will? Oh nein, dafür habe ich gerade keine Kraft. Er hat mich verlassen, in einer meiner schlimmsten Zeiten. Er hat mich allein gelassen, sich nicht gemeldet oder sonst was! Ich weiß nicht einmal wieso er weg gegangen ist oder wo er war. Und jetzt? Jetzt taucht er einfach in meiner verfickten Küche auf. "Cam",flüstert er während er mich an der Schulter anfasst. "Fass mich nicht an", brülle ich und schubse ihn weg von mir. "Was willst du hier, verdammt?!" brülle ich wütend und schubse ihn erneut. "Beruhig dich! Bitte!" Sarkastisch lache ich auf. "Ich soll mich beruhigen?! Ist das dein Ernst?! DU hast dich verpisst, mich allein gelassen! Für dich bin ich in den Knast gegangen, ich wurde vergewaltigt, geschlagen und du?!" Meine Worte gleichen eher einem Schluchzen als menschlichen Worten. "Du hast mich allein gelassen! Noch nie war ich so am Boden wie zu dieser Zeit, jetzt wo es mir besser geht, tauchst du wieder auf?! Ich verstehe es nicht!" Nun sehe ich ihn, unter Tränen an. Er weint ebenfalls. Was zur Folge hat, dass mein Herz noch mehr bricht. Ich habe Conner noch nie so weinen sehen... "Du-du- wurdest missbraucht?" fragt er leise. "Ja, verdammt. Hier!" Ich ziehe mein Kleid bis zur Brust hoch. Es ist mir egal, ob man meine Unterwäsche sieht. Automatisch kommt er einen Schritt auf mich zu, welchen ich sofort wieder ausgleiche indem ich nach hinten gehe. "DAS habe ich für DICH durchgemacht!" Auf meiner Haut sind unzählige Narben, welche von den Wunden damals kommen. Meine Oberschenkel habe ich mir komplett aufgeritzt, weil ich all das nicht mehr ertragen konnte. "Wolltest du das?! Wolltest du, dass ich mich weiter zerstöre als du es schon getan hast?! Sag es mir!" fordere ich und boxe gegen seine Brust. "Das wollte ich nie!" erklärt er ruhig. Aufgewühlt fährt er sich durch seine Haare. Ich schließe meine Augen, da mir zu schwindelig ist.
"Atme ruhig. Ein, aus, ein aus." Das ist nicht Conners Stimme, nein, es ist Arthurs. Er stützt mich und hilft mir wieder richtig Atmen zu können. Als ich Conner ansehe, erkenne ich klar das er geschockt ist. Geschockt von dem Geschehen gerade, aber vor allem geschockt davon, wie gut Arthur und ich miteinander klar kommen. Ich weiß genau, dass Conner gerade wütend und eifersüchtig ist. "Habt ihr gefickt?!" fragt er trocken heraus. "W-Was?!" brülle ich und traue meinen Ohren nicht. "Du hast mich verstanden." Geschockt sehe ich ihn an. "Ist das dein Ernst?" frage ich verletzt. Seine Worte verletzen mich, denn eigentlich dachte ich, dass er wüsste dass ich ihn liebe... "Du hast kein Recht noch irgendetwas von mir zu erfahren!" schreie ich aufgewühlt. Noch immer weint Conner. "Es tut mir leid, dass ich dich verlassen habe", flüstert Conner leise und dreht sich zum gehen. "Ist das dein Ernst? Du verpisst dich schon wieder?! Du tauchst auf und dann lässt du mich wieder alleine?! Ich dachte immer, dass du mich lieben würdest aber alle hatten Recht! Du liebst nur dich allein!" Conner dreht sich um. Ich weiß, dass er mich immer geliebt hat und noch immer liebt. Ich wollte ihn verletzen, so wie er es bei mir getan hat. "Du weißt, dass das nicht stimmt." Verletzt kommt er auf mich zu. Doch Arthur stellt sich sofort dazwischen. "Lass sie in ruhe", zischt er. "Du bist doch nur froh, dass ich weg war! So hattest du freie Bahn bei ihr!" Beide stehen sich bedrohlich nah aneinander. Arthur lacht nur. "Sie kann keine Nähe mehr zulassen. Du hast sie zerstört." Vorsichtig sehe ich Conner an. Ich studiere seine Gesichtszüge, seinen Style, einfach alles. Verdammt, ich liebe diesen Mann noch immer und weiß genau, dass ich nie über ihn hinwegkommen werde. 
"Lass mich bitte zu ihr." Conner sieht mich traurig an. "Ich denke gar nicht daran" Bedrohlich stellt sich Arthur vor mich. Schlagartig endet sich das Gesicht von Conner. "Ihr habt geknutscht." Mein Herz setzt einen Moment aus. "Hab ich recht?!" brüllt Conner aufgebracht. Unter Tränen nicke ich leicht. "Du mieser Bastard! Sie ist meine Freundin! Mein Mädchen!" brüllt Conner und schubst Arthur, welcher sofort nach hinten kippt und mich somit umwirft. "Scheiße, Camille! Es tut mir leid!" Conner stürmt sofort zu mir. Doch bevor er mich erreicht hat, wirft Arthur ihn um und fängt an auf ihn einzuprügeln. Alles passiert so schnell, sodass ich es kaum realisieren kann. Stattdessen kann ich kaum noch atmen. Es fühlt sich an als wenn mehrere Kilo auf meine Lunge drücken und mir so das Atmen erschwert. "Conner", rufe ich mit meiner letzten Kraft bevor ich endgültig nicht mehr Atmen kann...

FUCK OFF - Promise, Lies, LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt