Am nächsten Tag ließen Severus und Hermine Antonia lange schlafen. Hermine saß in ihren Räumen auf der Couch und blätterte in einem Fotoalbum. Hin und wieder entfuhr ihr ein Seufzer und fast die ganze Zeit prangte ein breites Lächeln auf ihrem Gesicht.
Severus betrat den Raum und ließ ein Tablett mit Tee auf den Tisch schweben."Komm her, setz dich zu mir", sagte Hermine lächelnd und klopftte auf den freien Platz neben sich. Severus setzte sich neben sie auf das Sofa und sah mit ihr in das Buch, welches aufgeschlagen auf ihrem Schoß lag.
Sie deutete auf eines der Bilder, die darin befestigt waren. Auf dem Bild war ein hellgrauer Fleck auf schwarzem Grund zu sehen, der sich leicht hin und her bewegte. "Das ist das erste Ultraschallbild", sagte Hermine verträumt lächelnd.
Sie blätterte um und deutete auf ein weiteres Bild. "Das war kurz nach der Geburt. Da hielt ich sie zum ersten Mal im Arm", sagte sie. Auf dem Bild war Hermine selbst abgebildet, welche ein Neugeborenes mit dunklem Haarschopf im Arm hielt. Es war in eine rosa Decke gehüllt und hatte friedlich die Augen geschlossen. Die kleine Hand des Babys hatte Hermines Zeigefinger fest umklammert.
Severus betrachtete das Bild mit einem kleinen Lächeln. Es war kaum vorstellbar für ihn, dass dieses kleine Geschöpf in den letzten 4 Jahren schon zu dem intelligenten, hübschen Mädchen herangewachsen war, welches er nun kannte. Doch vor allem faszinierte ihn, dass es seine Tochter war und er sie mit Hermine geschaffen hatte."Die Geburt hat 14 Stunden gedauert", sagte Hermine leise und sah ihn an. "Die Anfangsphase hat bei mir ziemlich lange gedauert. Dafür ging es später sehr schnell."
"Ich...wünschte ich hätte bei dir sein können", sagte Severus nach kurzem Zögern und sah Hermine an die schuldbewusst hinab auf das Buch sah. "Ich weiß...", murmelte sie. "Es tut mir leid."
"Ich weiß...", sagte Severus nur und blätterte weiter. "Was tust du da?", fragte er mit einem Schmunzeln, als ihm ein weiteres Bild ins Auge fiel aug dem Hermine lachte und dann zur Seite kippte oder eher gezogen wurde. Hermine lachte auf, als sie das Foto erkannte. "Oh das! Ich habe nur für einen Moment in die Kamera geguckt und dann hat sie angefangen mir an den Haaren zu ziehen."
* * *
Während Hermine mit Severus in ihren Räumen in Erinnerungen schwelgte, saß Minerva in ihrem Stuhl hinter ihrem Schreibtisch. Für ihre Verhältnisse saß sie ziemlich gelassen dort, was allerdings nicht auf den ersten Blick ersichtlich war, da die Schulleiterin immer etwas steif und stets formell wirkte. Ihre dünnen, fast knochigen langen Finger umklammerten ein Glas alten Scotch, den sie vorsorglich vor einiger Zeit weggeschlossen hatte um ihn im richtigen Moment genießen zu können.
Vor ihr, auf der anderen Seite des Schreibtisches saß Eileen, welche eine qualmende Zigarette in einer Hand zwischen zwei Fingern hielt und ebenfalls ein Glas Scotch in der anderen.Mit einem dezenten Lächeln, welches ihre dünnen, roten Lippen umspielte, trank Minerva einen Schluck aus dem Glas und brach dann die Stille im Raum: "Du siehst toll aus."
"Ach, leck mich", entgegnete Eileen trocken und nahm schmunzelnd einen Zug an der Zigarette."Du warst lange nicht mehr hier", sagte Minerva etwas wehmütig lächelnd und sah zu wie sich Eileen leicht aufsetzte.
"Es tut mir leid. Ist es das, was du hören willst?", fragte Eileen seufzend."Nein. Ich bin einfach froh, dass ich dich wiedersehe", sagte Minerva mit einem leichten Lächeln. Eileen streckte dataufhin nur die Hand aus und drückte sanft Minervas Hand.
Nach kurzem Schweigen, während Eileen sich wieder zurückgelehnt hatte sprach sie: "Wie geht es deinem Dingsbums?", fragte Eileen beiläufig und klopfte mit dem Zeigefinger auf die Zigarette, sodass die Asche zu Boden segelte und noch bevor sie auftraf in der Luft verschwand.
"Bitte wem?", fragte Minerva und hob irritiert eine Augenbraue.
"Na dem Kerl mit dem du damals gevögelt hast", sagte Eileen und pustete den Rauch der Zigarette in die Luft.
Minerva sah Eileen etwas grimmig an aufgrund ihrer direkten, vulgären Wortwahl, doch antwortete dennoch. "Das ist fast 5 Jahre her und schon lange vorbei."
"Ich verstehe", sagte Eileen und ging nicht weiter auf das Thema ein.Sie hielt Minerva die Zigarette über den Tisch vor die Nase, doch diese lehnte mit gehobener Hand und einem Kopfschütteln ab.
"Ich habe aufgehört", sagte sie und Eileen zog die Hand zurück.
"Wenigstens hast du nicht alle Suchtmittel abgeschrieben", sagte Eileen und deutete auf das Glas Scotch.
"Verbiete einer guten Schottin zu trinken und deine Leiche wird niemals gefunden", antwortete Minerva mit gehobener Augenbraue und sah zu wie Eileen ein tiefes, rauchiges Lachen von sich gab.* * *
Als Eileen zurückkam fand sie Severus auf der Couch in Hermines Räumen vor. Er sah gerade ein paar Unterlagen durch, als sie den Raum betrat.
"Warte, Mutter, ich helfe dir", sagte er und stand auf, als er sie sah.
Er half ihr bis zum Sofa und goss ihr einen Tee ein. Bevor er sich allerdings wieder setzen konnte, ertönte von nebenan ein helles Stimmchen. "Daddy!"Sein Blick glitt fast sofort hinüber zu dem Gesicht seiner Mutter, die ihn leicht entsetzt und kritisch ansah. Sie wusste genau was er vorhatte und versuchte ihn sofort mit einer Hand auf seinem Arm und einem vielsagenden Blick davon abzuhalten. Doch er wandte sich dennoch um, ohne auf Eileens geflüstertes: "Severus, nein!", zu reagieren.
Nach kaum einer Minute kehrte Severus mit Antonia an der Hand zurück. Eileen hielt angespannt die Luft an. Das hier sollte nicht passieren. Sie hatte versucht es zu verhindern. Severus nahm neben ihr auf dem Sofa Platz und zog das kleine Mädchen auf seinen Schoß. Eileen konnte es nicht verhindern, dass sie das Mädchen eindringlich musterte. Ihre Haare waren so schwarz wie die von Severus und ihre weiße Haut stand ihrer Haarfarbe sehr kontrastreich gegenüber. Die kleine Stupsnase erinnerte sie sofort an Hermine, sowie die kleinen Sommersprossen darauf. Das helle Stimmchen dieses kleinen unschuldigen Engels rissen sie aus ihren Gedanken. "Daddy, wer ist das?"
Severus streichelte sanft über ihren Rücken und antwortete liebevoll: "Das ist deine Oma Eileen."
Antonia wandte ihren Kopf zu der Frau und hielt ihr ihre kleine Hand entgegen. "Ich bin Antonia", sagte sie lächelnd.
Überrascht nahm Eileen Antonias kleine Hand in ihre und schüttelte sie. "Du hast ja den den selben Namen wie ich", sagte das Mädchen grinsend. "Ich heiße Antonia Eileen Granger."Eileen sah Severus überrascht an, was er nur mit einem Schulterzucken quittierte.
"Ja, sieht so aus", sagte Eileen schmunzelnd. "Wie alt bist du denn?""Ich bin schon vier, aber bald bin ich fünf", antwortete das Mädchen stolz.
Eileen antwortete mit einem leichten Lächeln darauf.
"Komm Antonia, zieh dich jetzt um, deine Mum will gleich mit dir los, nach London", sagte Severus dann.
Beide sahen zu wie das Mädchen von Severus Schoß sprang. "Ja, Dad", sagte sie und drückte Eileen kurz, bevor sie zurück in ihr Zimmer lief.
Als das Mädchen weg war, sah Eileen ihren Sohn mit einer Mischung aus Wut und Verzweiflung an.
"Genau das hier wollte ich verhindern", sagte sie."Mutter, du bist ihre Großmutter. Möchtest du Antonia ihre Großmutter vorenthalten?", fragte Severus.
"Severus, verstehst du nicht, dass ich einfach nicht der Grund sein möchte, wegen dem sie leidet?", sagte Eileen aufgebracht.
"Mum, bitte. Selbst wenn du nur eine begrenzte Zeit mit ihr hast, solltest du eben diese Nutzen!"
Eileen erhob sich und sah ihn grimmig an. "Ich will es nicht, Severus! Belästige mich nicht mehr damit!", rief Eileen und wandte sich um.
"Dieses damit ist deine Enkelin!", rief er.
"Ich will nichts mehr davon hören!", rief sie noch und knallte die Tür hinter sich zu.
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The Rose
FanfictionEine verhängnisvolle Nacht hinter Hogwarts Toren, sorgt für eine vollständige Veränderung in Severus Snapes Leben. Wie wird er damit umgehen, dass es jemanden gibt, der ihn braucht und beschützt werden muss? Jemand, von dem er sich nicht abwenden ka...