4 | Bastard!

6.3K 273 93
                                    

Severus saß auf einem Stuhl in der Küche und las in einem Buch, als er ein zartes Stimmchen von der Tür vernahm.

"Wo ist Mummy?", fragte Antonia und rieb sich den Schlaf aus den Augen.
Sie hatte ein Kuscheltier unter ihren Arm geklemmt und stand mit nackten Füßen auf dem kalten Boden.

"Sie ist bei der Schulleiterin, aber sie kommt bald wieder", entgegnete er und legte das Buch auf den Küchentisch.

"Bei Tante Minnie?", fragte das Mädchen müde und tapste ein paar Schritte weiter in die Küche.

"Tante Minnie?", fragte Severus entgeistert. Also musste auch Minerva von dem Kind gewusst haben.

"Sie hat mir ein Kleid geschenkt", nuschelte die Kleine Stolz und stand nun direkt vor dem Professor, den sie erst einen Tag kannte.

"Ich hatte eher mit einem Hut gerechnet", brummte er mit einem Augenrollen. Mehr zu sich selbst, als zu dem Mädchen.

"Ich hab hunger", sagte sie und blickte den myteriös aussehenden Mann erwartend an.

"Gut, was möchtest du essen?"

"Mummy macht mir immer Pfannkuchen", sagte sie und sah ihn aus kugelrunden Augen an.
"Kannst du auch kochen?"

"Das behaupte ich mal von mir", entgegnete der Professor und stand auf.

* * *

"Und? Sind Sie der Meinung, dass ich kochen kann, oder nicht?", fragte Severus als er der kleinen Antonia beim Essen zusah.

Sie stach ein Stück Pfannkuchen auf ihre Gabel und schob sie sich in den Mund. Zögernd begann sie zu kauen und schluckte kurz bevor sie antwortete.
"Schmeckt gut, aber Mummys Fannkuchen sind die besten."

Hermine hatte ihr anscheinend gute Manieren beigebracht. Das war Severus schon am See aufgefallen, doch ob er sich jetzt geschmeichelt fühlen sollte, wenn ihm eine vierjährige ein Kompliment über seine Kochkünste machte, blieb abzuwarten.

"Hier", sagte das Mädchen und schob ihm den Teller hin. "Iss", forderte sie ihm mit einem leichten Kopfnicken auf.

Severus kämpfte mit dem Drang seine Augen zu rollen, konnte sich aber beherrschen und ergriff seine eigene Gabel und piekste ein Stück der Süßspeise auf.
Nachdem er es heruntergeschluckt hatte, gab er ein künstliches Geräusch von sich, dass seine Zustimmung bedeuten sollte.

Antonia grinste breit und widmete sich wieder ihrem Teller.
Severus kehrte zu seiner Zeitung zurück und ließ ab und an seine Augen zu dem Mädchen gleiten, dass bald den Pfannkuchen verspeist hatte.

"Aufgegessen?", fragte er nach einer gefühlten Ewigkeit und sah das Mädchen nicken. "Gut, dann wasch die die Hände und zieh dich an."

Sie sprang von der Bank und verschwand im Badezimmer um sich die Finger zu waschen, während Severus damit beschäftigt war das Geschirr wegzuräumen.
Er hoffte, dass Hermine bald zurückkehren würde und er das kleine Problem nicht mehr am Hals hatte.
Wer weiß was für ein Hippogreif ihn da geritten hatte, als er ihr das Angebot gemacht hatte auf ihre Tochter aufzupassen.
Er musste allerdings innerlich zugeben, dass das Mädchen wirklich umgänglich war und kaum störte. Sie schien gute Manieren zu haben und für ihr zartes Alter wirklich schon sehr intelligent zu sein.
Gut, bei der Mutter, was kann man da schon anderes erwarten.

Seine Gedanken wurden unterbrochen als er das Mädchen rufen hörte.
"Perfesser!"

Er schloss den Kühlschrank, in dem er zuvor die restlichen Pfannkuchen verstaut hatte, und ging der Stimme des Mädchens nach.
Sie stand im Wohnzimmer, immer noch in ihrem Schlafanzug bekleidet und empfing ihn, indem sie auf ihn zu kam.

The RoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt