"Was?", fragte Severus erschüttert. Doch Hermine konnte es nicht nocheinmal wiederholen, da ihr erneut Tränen über die Wangen liefen. Sie nickte nur und schluchzte wieder, von panischer Angst ergriffen.
"Weiß Antonia davon?""Nein", schniefte Hermine. "Wie soll ich ihr soetwas bitte erklären?? Das wird sie niemals verstehen."
Severus nickte. "Was haben die Heiler gesagt?"
"Sie wollen gleich nocheinmal mit mir sprechen. Ich sollte erst nach Hause gehen und mich etwas beruhigen. Wie soll ich mich bei soetwas beruhigen??", schluchzte sie und sah zu Severus, der aufstand und auf das Fenster zuging. Sie betrachtete seinen Rücken und konnte dennoch etwas irritierendes erkennen. Schuld. Er war nicht nur betroffen, sondern empfand auch Schuld. Aber wofür?
"Severus?", fragte Hermine verwundert. "Was ist?" Als er nicht antwortete und auch nach längerer Zeit noch schwieg sagte sie: "Du hast es gewusst." Es war keine Frage, sondern eine fast schon sichere Feststellung.
"Nein", kam seine leise Antwort. "Ich habe es vermutet und gehofft, dass es nicht stimmt."
Sie erhob sich und ging auf ihn zu, bis sie direkt hinter ihm stand. "Warum hast du mir nichts von deinem Verdacht erzählt?", fragte sie mit leiser Stimme, die erstickt klang vom Weinen.
"Ich wollte dir keine Angst machen", gestand er ihr, als er sich zu ihr undrehte.
Hermine sah zu Boden und verlor wieder einige Tränen. Sie konnte einfach nicht aufhören zu weinen, obwohl sie wusste, dass es nichts half. "Severus...sie ist noch nicht einmal fünf Jahre alt..." Er nickte. "Was soll ich tun wenn ich sie verliere?"
Ihre glasigen Augen suchten die seinen und auch in ihren fand sie Angst. Es erschreckte sie nahezu. Bei ihm hatte sie noch nie so eine Angst gesehen.Dann tat er etwas womit Hermine niemals gerechnet hätte. Er legte augenblicklich seine Arme um sie und legte sein Kinn auf ihrem Kopf ab. Hermine konnte nun gar nicht mehr an sich halten und begann hemmungslos in seine dunkle Robe zu schluchzen, während sie sein frischer Kräutergeruch umgab und sie trotzdem fühlte wie die Welt sich gegen sie wendete.
* * *
Hermine ging den weißen Gang des Krankenhauses entlang. An ihrer Seite Severus, welcher sich nicht davon abbringen ließ mitzukommen. Doch alleine hätte sie es wohl kaum durchgestanden, außer ihm wusste bis jetzt noch niemand um Antonias Zustand und sie brauchte seine Nähe mehr denn je.
Vor der Tür des Arztes angekommen klopfte Hermine mit einem bedrückenden Gefühl. Der Geruch von Tränken und Krankenhaus steig ihr in die Nase, neben einem entfernten Kräuterduft, welcher nur von dem Mann neben ihr kommen konnte.
Kaum hatte sie Zeit ihn anzusehen, als schon die Tür zu dem Büro aufging und der Arzt heraustrat."Miss, Granger", begrüßte er sie und gab ihr die Hand.
Sie nickte und erwiderte seinen Händedruck sanft mit steifen Fingern."Ich warte draußen", sagte Severus leise zu ihr und sah wie sie ihn noch einmal anblickte und dann das Büro betrat. Nachdem der Arzt hinter ihnen die Tür geschlossen hatte, ließ Severus sich auf einen Stuhl daneben fallen und schloss die Augen.
Noch nie hatte er in Hermines Augen so viel Verzweiflung gesehen. Es war wie ein Alptraum und er würde wirklich nichts lieber auf der Welt als aufwachen und diese Erleichterung spüren, dass alles nur ein Traum war und mehr nicht.
Er verschränkte die Arme vor der Brust und wartete.* * *
Im Büro saß Hermine vor dem Schreibtisch des Arztes. Ihre Hände zitterten in ihrem Schoß und ihre Augen glänzten mit Tränen.
"Ms. Granger, ich kann nachfühlen wie ihnen im Moment zu Mute sein muss. Aber es ist wichtig, dass wir einige Dinge besprechen", begann Dr. Nolan mit mitfühlender Stimme.
Hermine nickte zaghaft. "Die Symptome ihrer Tochter weisen auf eine schwere Erbkrankheit hin, die, wie sie ja schon wissen, häufig tötlich endet.""Eine Erbkrankheit?", fragte Hermine überrascht. "Soll das heißen ich habe diese Krankheit auch?"
"Nein, nicht zwangsläufig", sagte der Arzt. "Die Krankheit hat den Namen Morphus Gaiga. Hat jemand aus ihrer Familie diese Krankheit?", fragte er dann und sah in seine Unterlagen.
"Nein, nicht das ich wüsste", sagte Hermine. "Meine Eltern sind Muggel."
"Das verändert die Lage. Wie steht es mit dem Vater des Mädchens?", fragte er dann.
Hermine zögerte. "Ich...ich weiß es nicht. Ihr Vater...ich kenne ihn nicht."
"Gut, dann können wir wahrscheinlich davon ausgehen, dass die Krankheit in seiner Familie aufgetreten ist", sagte der Arzt und sah Hermine mit besorgten Augen an. "Wir werden so vorgehen, dass wir ihre Tochter weiter untersuchen und sie nach unseren Möglichkeiten auch behandeln werden. Tatsache ist jedoch, und darauf sollten Sie sich einstellen, dass es nur wenige Hexen und Zauberer gibt, die mit dieser Krankheit ein hohes Alter erreicht haben." Hermine schloss schmerzlich die Augen. "Ich verstehe, dass es nicht einfach für sie sein muss. Das heißt, wahrscheinlich verstehe ich es ganz und gar nicht wie sie sich fühlen, denn ich habe keine Kinder. Aber falls sie Hilfe brauchen, egal in welcher Form, dann melden Sie sich bei mir."
Hermine gab ihm die Hand und nahm einen Zettel entgegen. "Dies ist der nächste Termine ihrer Tochter. Ich würde ihr nichts sagen, zumindest nicht die volle Wahrheit."
Hermine schaffte nur noch ein leichtes nicken und verschwand dann aus dem Raum.
Draußen war Severus gerade dabei unruhig hin und her zu gehen, als die Tür auf ging. Er sah Hermine an und konnte kein einziges Wort zustande bringen, bevor sie sich plötzlich in seine Arme warf.
"Bitte sag nichts", wisperte sie. "Halt mich einfach nur fest."Und dies tat er.
* * *
"Hermine, es tut mir so leid", sagte Ginny und strich ihrer besten Freundin über die Hand.
"Ich wüsste nicht was ich tun sollte wenn James soetwas zustoßen würde."Die Frauen saßen an dem Tisch in der Küche in Grimmauld Place 12 und tranken eine Tasse Tee. Hermine hatte nun auch Ginny von Antonias Krankheit erzählt, was die junge rothaarige Mutter völlig in Schock versetzte.
"Und Dr. Nolan denkt wirklich, dass Antonia diese Krankheit von ihrem Vater hat?", fragte Ginny verwundert und zugleich besorgt.
"Meine Eltern sind Muggel und so wie ich die Krankheit verstanden habe, können nur Zauberer und Hexen sie bekommen", erklärte Hermine.
Ginny sah etwas zögerlich aus, sah allerdings keine Möglichkeit darum herum zu kommen. "Hermine, ich habe vier Jahre lang meinen Mund gehalten. Ich wusste wie schwer das ganze für dich war, aber jetzt kann ich einfach nicht mehr."
Hermine musterte ihre Freundin skeptisch.
"Wovon sprichst du?", fragte sie irritiert."Jeder der die kleine ansieht fragt sich wer der Vater ist", murmelte Ginny etwas zögerlich. "Ich glaube dir deine Geschichte nicht."
Hermine traute ihren Ohren nicht. Wie konnte Ginny sie nur in so einer Situation als Lügnerin abstempeln.
"Es ist die Wahrheit, Ginny! Wie kannst du nur soetwas sagen?", fragte Hermine entsetzt, doch Ginny schien sich davon nicht beeindrucken zu lassen."Belügst du nur mich, oder auch dich selbst, Hermine?", fragte sie mit einem durchdringenden Blick, den Hermine bei ihrer Freundin noch nie gesehen hatte. "Wer ist Antonias Vater?"
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The Rose
FanfictionEine verhängnisvolle Nacht hinter Hogwarts Toren, sorgt für eine vollständige Veränderung in Severus Snapes Leben. Wie wird er damit umgehen, dass es jemanden gibt, der ihn braucht und beschützt werden muss? Jemand, von dem er sich nicht abwenden ka...