Im Inneren des Hauses war alles ziemlich stilvoll eingerichtet. Allerdings schien das Meiste ziemlich teuer zu sein. Allein die Kleiderhaken waren aus kunstvoll bearbeiteten Holz. Der Kleiderschrank musste tausende von Euros gekostet haben. Das Holz war blank poliert und edle Schnitzereien waren eingearbeitet. Iano schien das herzlich wenig zu interessieren. Er schmiss seine Jacke in irgendeine Ecke und lief dann eine ebenfalls mit etlichen Schnitzereien verzierte Treppe hoch. Verunsichert folgte ich ihm.
Sein Zimmer war relativ schlicht gehalten. Die Möbel und das Wasserbett waren schwarz. Die Wände waren weiß. Es hingen keinerlei Bilder an ihnen. An seinem Schreibtisch aus schwarzen Ebenholz saß Iano bereits und wartete auf mich.
Die nächste Stunde verbrachte ich damit ihm das Passiv und Aktiv zu erklären. Außerdem wusste er nicht, wie man das Perfekt vom Plusquamperfekt unterschied. Also erklärte ich es ihm geduldig. Als wir die Zeitformen soweit außeinander genommen hatten, dass er es begriffen hatte, entstand eine kleine Pause. Dann drehte er sein Gesicht.
"Alesha". Seine Stimme klang so weich und samtig. Und ich verlor mich sofort in seinen smaragdgrünen Augen. Er schob meine Pulloverärmel hoch. Betrachtete die Kratzer und blauen Flecken. Ich Wand mich. "L-lass das", wandte ich ein. Doch er hörte nicht auf mich. Schob meinen Pullover hoch und sog beim Anblick meiner blauen Rippen und der Wunden, die die Scherben hinterlassen hatten, erschrocken die Luft ein. "Wer zur Hölle tut so etwas?", wisperte er leise. Zupfte den Pullover wieder zu Recht. Ich schüttelte den Kopf. "B-bitte! Ich will e-es nicht sagen", flüsterte ich ängstlich. Er nickte. Dann hob er völlig überraschend für mich meine Hand an seine Lippen und küsste sie. Scheu schaute ich zu ihm auf. "I-ich muss nach Hause, sonst gibt es Ärger", hauchte ich leise. Er nickte. "Ich fahre dich", schlug er vor. Ich nickte schüchtern. "Wenn es dir nichts ausmacht..." Iano lächelte mich an. "Es macht mir nichts aus", meinte er locker. Mein Blick glitt über seine markanten Gesichtszüge und blieb an seinem verwuschelten schwarzen Haar hängen. Ob es wohl so kuschelig war, wie es aussah? Ich schüttelte erschrocken den Kopf. So etwas durfte ich nicht denken! Stattdessen lief ich zur Zimmertür und schaute Iano abwartend an. Er lächelte amüsiert, folgte mir aber.
Nach einer weiteren rasanten Fahrt, die mir alle Sorgen für wenige Minuten aus dem Leib pustete, standen wir vor meiner Haustür. Ich stieg vom Motorrad ab und reichte Iano den Helm. Er nahm ihn lächelnd an,schien aber noch warten zu wollen, bis ich drin war. "Alesha, du. Miststück!" Natürlich hatte Dad gehört, wie ich die Tür aufgeschlossen hatte. Ich schaute ergeben ein letztes Mal zu Iano, um ihm Tschüß zu sagen. Er beobachtete mit besorgtem Blick, wie ich ins Haus ging. Mein Dad kam mir entgegen und zerrte mich durch die Tür. Dann schloss er diese mit einem Tritt. "Du Fehlgeburt! Wo bist du gewesen?", brüllte er. "A-arbeiten", murmelte ich. Dann sprintete ich los in mein Zimmer und schloss die Tür blitzschnell ab. Von dem Alkohol war mein Dad glücklicherweise langsamer als ich, sodass es für ihn zu spät war, als er die Tür erreichte. Ich schob meinen Kleiderschrank vor die Tür für den Fall, dass das Schloss nicht standhalten konnte. Dann lief ich zum Fenster. Ich schwang mich auf die Fensterbank und steckte die Ohrstöpsel rein, bevor ich hinausschaute . In der Ferne kurvte einsam ein Motorrad durch die Straßen. Und ich fühlte mich nach der Zeit mit Iano einsamer als je zuvor.
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Cherry Tree Dreams (Fertiggestellt)
Romance"Du Hure! Du wiederliche Schlampe!" Alesha wird täglich von ihrem Vater geschlagen, der ein Alkoholiker ist. Ihr Leben geht den Bach runter. Bis sie Iano trifft... "L-lass das, ich bin doch nicht wichtig! Nur ein Stück Dreck", flüsterte ich "Und ob...