Hatte ich hier nur einen schlechten Stadtteil erwischt, oder war diese Fahrlässigkeit hier eine Norm?
Hoffen konnte man ja bekanntlich immer, und solange ich niemandem begegnete der diese Lebensart unterstützte, konnte ich weiterhin gut behaupten dass das alles einfach nur eine Ausnahme war.Bald kam ich auch in den Teil der Stadt, wo die ganzen Bars und Clubs anfingen und mit ihnen auch das Rotlichtviertel. Da standen sogar noch Leute auf den Straßen, oder doch eher als Frauen für Selbstvermarktung bekannt, die neue Freier anzuwerben versuchten.
Ich hatte noch nie Interesse an solchen Dingen gehabt und konnte auch nicht nachvollziehen, wie man seinen Körper an irgendwelche Fremden für etwas Geld verkaufen konnte. So gesehen machten die ganzen Prostituierten eigentlich auch nichts anderes als jeder andere Mensch, nur mit dem Unterschied dass jeder Andere Zeit gegen Geld eintauschte und man darüber streiten konnte, was wertvoller war. Das Leib oder die Zeit, die einem blieb.
Wahrscheinlich bin ich aber auch die einzige Person, die das so sah oder wieder mal zu viel in einige Dinge hinein interpretierte, die man eh nicht ändern konnte.
So oder so kam ich nicht drum rum bei einigen Prostituierten, die mir ehrlich genug wirkten, nach dem Watchpoint zu fragen. So stieß ich auch auf eine gewisse Roxanne, einparfumiert in einem starken Lavendelduft, mit einem kleinen Hund in der schwarz-pinken Handtasche, den hohen Absätzen, etwas zu viel Make-up im Gesicht und den mit durch die Falten sichtbaren paar Jahrzehnten auf dem Buckel.
Sie war schon länger in diesem Geschäft tätig, und sie hatte sich damit abgefunden, was man an ihrer gleichgültigen Miene erkannte.Ich zeigte ihr das Bild und bekam sogar ohne eine Bezahlung Auskunft, welche schon einige andere zuvor von mir verlangt hatten.
»Schätzchen, das liegt hier gefühlt südlich, wenn man den Blickwinkel betrachtet. Der Turm ist östlich und in dieser Perspektive sieht man ihn nur von da. Aber was willst du an so einem gottverlassenen Ort? Auch wenn ich zugeben muss, dass das Foto der Stadt einen ganz neuen Charme gibt; oder doch eher den alten zurück? Was weiß ich, das ist nicht mein Gebiet.«
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Going Backwards
AdventureAbends an einer einsamen Bushaltestelle fand ich diesen etwas veralteten Fotoapparat, der die Fotos noch als kleine Bilder auswarf und ein Blitzlicht hatte, mit dem man meinen ganzen Keller erleuchten könnte. Dass dieses kleine Wunderwerk scheinbar...