Wie in Krimis, für den Schein

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Selbst als nach einer Stunde der Bus ankam blieb der Besitzer des Geräts spurlos verschwunden, also nahm ich das kleine Wunderwerk mit in das Gefährt voller verschwitzter und übermüdeter Menschen.

Die Luft da drinnen war stickig und heiß und stand im klaren Kontrast zu den kalten Temperaturen draußen, was sich sehr gut an den beschlagenen Fenstern abzeichnete.
Als Kind habe ich immer Gesichter und weiteres da ran gemalt.
Und nachdem es mir meine Mutter gezeigt hatte, auch mit einer Hand kleine Fußabdrücke darauf hinterlassen und mit einem Finger noch zusätzliche Punkte gesetzt, als wären es die Zehen.
Eine lustige Spielerei mit der ich mir hin und wieder die Zeit vertrieben habe, aber heute hatte ich etwas Interessanteres in den Händen.

Der Apparat an sich lag gut in der Hand und ich schätzte das Gewicht auf keine zwei Kilo, aber ich war bei solchen Dingen noch nie sehr gut im Abschätzen gewesen. Ich glaube, meine innere Waage misst eben in anderen Maßen. Genau wie meine innere Uhr wohl dem Rhythmus eines Faultiers folgt, welches gut zwanzig Stunden am Tag schläft.

Die erste richtig auffallende Eigenschaft an der Kamera war solche, dass es keine neuartige war und man somit auch keine Fotos auf normalerweise einem dieser kleinen Bildschirme vorne nachschauen konnte.
Dafür gab es nur zwei Knöpfe:
Einen, um ein Foto zu schießen und einen für das Aktivieren des Blitzlichts.
Vorne an der Kamera wo das Objektiv war gab es darunter noch einen länglichen Schlitz, aus dem wohl die Bilder ausgeworfen wurden.

Nun verspürte ich irgendwie den Drang, selbst mal ein Foto zu schießen und suchte mir auch direkt ein passendes Motiv.
Mir sprang dabei die überwucherte Sitzbank einer Haltestelle ins Auge, an welcher der Bus gerade hielt und nutzte die Gelegenheit, um davon ein Bild zu machen.

Das Blitzlicht war viel zu laut und brachte mir ein paar missbilligende Blicke einiger älterer Leute ein, aber das ignorierte ich im Moment geflissentlich.

Meine Konzentration lag auf dem Bild, das gerade ausgeworfen wurde, und so wedelte ich dieses wie ich es schon in einigen alten Krimis gesehen habe, um das Bild zu lüften oder keine Ahnung warum man das machte. Es sah zumindest ziemlich professionell aus und ich wollte nicht wie jemand wirken, der keine Ahnung hatte von dem Gerät in seinen Händen, auch wenn es mir eigentlich gar nicht gehörte.

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