Oben angekommen war die Aussicht wirklich atemberaubend. Ich tat dafür sogar ein paar Schritte voran, um einen besseren Blick auf die Szenerie zu erhaschen.
Das ganze Büro bestand an drei Wänden aus Glas, von der Decke bis zum Fußboden, und dadurch, dass die Zeit langsam Mittag schlug, stand die Sonne hoch am Himmel und uberflütete mit ihrem warmen Licht den Raum.Das gab mir so ein angenehmes Gefühl; denn es war, als ob ich an einem Sonntagmorgen aus dem Bett gestiegen und gerade eben die Vorhänge zurückgezogen hatte, um die Sonne zu begrüßen.
Die Vögel zwitscherten, auf der Straße sah man Hundebesitzer mit ihren vierbeinigen Freunden die Straße entlang laufen, und ich konnte sogar meine Kaffeemaschine gluckern hören. Das waren alles gute Zeichen, um einen Tag angenehm werden zu lassen.»Sie sind es also, die ein Bild dieses... Schlingels machen konnten?«
Ich blinzelte ein paar mal, um den Tagtraum aus meinen Gedanken zu drängen und folgte dann der groben Stimme zu seiner Quelle:
Es war ein Mann Mitte fünfzig mit schleimig zurück gegeeltem, braunen Haar, durch welches sich bereits dicke, graue Strähnen zogen. Sein Gesicht war voller Falten, die ihm sicher nicht durchs Lachen entstanden waren und sein Blick war feurig mit Entschlossenheit. Letzteres war aber gewiss auch nur mit der Vorfreude zu vergleichen, die man empfand, wann immer man eine Möglichkeit gefunden hatte, seinen größten Feind vor versammelter Schulmannschaft bloß stellen zu können. Und irgendwie wollte ich nicht unbedingt dabei sein müssen.Aber warte mal, hatte er die Person auf dem Bild gerade ernsthaft "Schlingel" genannt? Von diesem Wort habe ich sonst nur in Büchern gelesen. Überraschend, wie es anscheinend tatsächlich Leute gibt, die dieses Wort auch benutzen.
»Das stimmt. Aber wir geben es ihnen nur, wenn wir im Gegenzug dafür angemessen bezahlt werden. War ja immerhin nicht leicht, so ein Foto zu machen.«
Der alte Griesgram ging mit auf dem Steinboden klackernden Schuhen auf mich zu, bis er kurz vor mir stehen blieb. Ich wollte zurück weichen, so einschüchternd war diese Pose wie auch abstoßend sein nach Rauch stinkender Atem; jedoch spürte ich eine Hand an meinem Rücken, die mich leicht nach vorne drückte.
Aus dem Augenwinkel konnte ich Joshi erkennen, wie er sich seitlich hinter mir positioniert hatte. Und das gab mir wieder den Mut, den ich brauchte.Ich hielt dem Griesgram das Foto direkt vor's Gesicht. Er wich etwas zurück, da er das scheinbar erstens, nicht erwartet hatte und zweitens, wohl eher weitsichtig war.
Er brauchte nur ein paar Sekunden, um zu erkennen, wer da auf dem Bild abgebildet war. Und kaum hatte er es realisiert, wollte er mir scheinbar das Bild aus der Hand reißen; jedoch wurde er dabei von Joshi am Handgelenk gepackt und somit daran gehindert.Die Beiden wechselten einen kurzen, teils feindseligen, teils warnenden Blick, und nahmen dann beide ihre Hände wieder zurück.
Der Griesgram trat einen Schritt zurück und richtete seinen Ärmel.
»Ich gebe euch dafür zehn Dollar.«, »Fünfzig.«, »Zwanzig!«, »Fünfundvierzig.«, »Fünfundzwanzig. Keinen Dollar mehr.«, »Vierzig, oder wir nehmen das hier wohl wieder mit.»
Nachdem Joshi so mit dem Griesgram gehandelt hatte, nahm er mir vorsichtig das Bild aus der Hand und tat so, als würde er es einstecken wollen.
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Going Backwards
AventuraAbends an einer einsamen Bushaltestelle fand ich diesen etwas veralteten Fotoapparat, der die Fotos noch als kleine Bilder auswarf und ein Blitzlicht hatte, mit dem man meinen ganzen Keller erleuchten könnte. Dass dieses kleine Wunderwerk scheinbar...