Ich versuchte, so vorsichtig wie möglich, an den Bergen an Zeugs vorbei zu kommen, ohne etwas umzuschmeißen. Irgendwann wurde es mir aber zu kritisch, und so musste ich Grant die Kamera wohl von weitem zeigen.
»Zum Verkauf?«, »Nein, Mitnichten. Das ist eine Fundsache.«, »Welches Modell?«, »Eh, lasst mich kurz schauen...«
Ich drehte die Kamera in meinen Händen, um eventuell das Modell oder die Seriennummer oder sowas zu erblicken. Doch davon keine Spur.»Verzeihung, aber das steht hier nirgends.«, »Kann nicht sein. Ist in jeder Kamera irgendwo eingraviert. Schaut genauer hin.«
Joshi nahm mir die Kamera aus den Händen und musterte diese ebenso eindringlich wie ich gerade eben.
»Nun, ich sehe auch nichts.«, meinte er und gab mir die Kamera zurück »Keine Seriennummer, kein Modell. Ist wohl Handarbeit. Eine Seltenheit.«Grant tippte auf seiner Tastatur herum »Dann sollte es einfacher sein. Wenn es eine Signatur oder so etwas in der Art gibt, zumindest.«, »Gibt es nicht.«, »Quatsch mit Soße. Wo habt ihr denn so eine Kamera her?«, »Von einer Bushaltestelle.«
Grant lehnte sich zurück und massierte sich die Schläfen »Welche genau?«, »Die Wattingen im Norden, vor etwa einer Woche.«, »Und ihr kommt damit hierher?«
Joshi und ich wechselten einen vielsagenden Blick. »Na ja, es ist viel passiert. Und jetzt sind wir hier gelandet. Wäre das jetzt möglich?«
Grant schob seinen Stuhl wieder näher an den Tisch und tippte erneut auf seiner Tastatur herum. Dabei machte das ein maschinelles, klackerndes Geräusch. »Möglich schon. Machen wir einfach ein Bild von der Kamera. Das sollte genügen.«
Grant schob den Stuhl wieder zurück und kramte irgendwo unter dem Tisch eine Kamera hervor. »Gehen wir damit nach oben. Dort ist besseres Licht.«, meinte er, und so gingen wir zurück in den Aufzug.
»Dürfte ich eine Frage stellen?«, fing ich dabei an, da mir die Stille unangenehm war. Grant murrte nur. »Wie lange arbeiten Sie schon hier?«, »Zwölf Jahre.«, »Ziemlich lang.«, »Gerade mal genug, um kein Praktikant mehr zu sein.«, und mit diesen Worten gingen die Türen auf zum Empfang. »Hier lang.«, wies er uns an, und wir folgten ihm. Vorbei an Frau Hanisch, die mal wieder jemanden an der Leitung hatte. Vorbei an den Tischen der weiteren Mitarbeiter, die dort arbeiteten. Vorbei an Bergen und Bergen von Papier.
»Herr Grant? Warum arbeiten Sie als einziger im Keller?«, fragte ich schließlich, da es mich schon seit dem ersten Anblick seines Büros beschäftigt hatte. Er sagte nichts dazu, sondern führte uns einfach weiter in einen recht hell beschienenen Raum. Dort sollte ich die Kamera auf einem Tisch abstellen, was ich auch tat.
Grant brachte sich mit seiner Kamera in Position und knipste ein paar Bilder von der anderen auf dem Tisch. Dass er mir nicht geantwortet hatte, gab mir ein unangenehmes Gefühl, dass ich zu weit gegangen wäre.»Sie sind ziemlich neugierig. Stecken Sie immer ihre Nase in Dinge, die Sie nichts angehen?«, fragte er schließlich während er die entstandenen Bilder musterte.
Ich fuhr mir etwas verlegen durchs Haar; oder wie auch immer man meine lockige Mähne beschreiben wollte.»Jup. Jup, das ist sie.«, meinte Joshi und zeigte mir dabei ein schiefes Lächeln. Was ein Idiot.
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//Kapiteltitel vorgeschlagen von Mel//
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Going Backwards
AventureAbends an einer einsamen Bushaltestelle fand ich diesen etwas veralteten Fotoapparat, der die Fotos noch als kleine Bilder auswarf und ein Blitzlicht hatte, mit dem man meinen ganzen Keller erleuchten könnte. Dass dieses kleine Wunderwerk scheinbar...