»Jean, wir müssen reden.«
Joshi fuhr sich durch das völlig zerzauste Haar, aber bändigen konnte er das Vogelnest auf seinem Kopf damit auf keinen Fall. Dafür bräuchte er Kamm, Schere, Föhn, und den Segen der Götter; oder war das immer nur bei mir so?
»Zuerst hatte ich gedacht, du hättest einfach nur eine blühende Fantasie. Und ja, vielleicht auch, dass du so ein klein wenig verrückt wärst. So ein bisschen nur. Aber jetzt bin ich mir nicht mehr sicher.«
Er wirkte äußerst zwiegespalten, so wie er auf seiner Unterlippe herum kaute und dabei seine Hände keine fünf Minuten ruhig halten konnte. Joshi stand wohl in einem komischen Konflikt zwischen einer erschöpften Ruhe und einer beunruhigten Hibbeligkeit, als würde man ihm immer mal wieder Eiswürfel ins Hemd kippen und warten, bis diese geschmolzen waren, damit man sofort eine weitere Ladung nach schütten konnte.»Ich weiß nicht, ob du das auch begreifst, aber diese Kamera ist gefährlich. Oder zumindest die Orte auf dessen Fotos, ganz gleich. Du solltest dich von diesem Teufelsding trennen, auf den eigentlichen Besitzer mal geschissen. Es war seine eigene Schuld, dass er den Apparat an erster Stelle überhaupt verloren hat. Du stehst nicht in der Verpflichtung, sie ihm wieder zu geben.«
Ich wusste, verstand, dass er recht hatte. Es war mir schon zuvor aufgefallen, dass all diese Ereignisse und Orte keineswegs normal sein konnten. Nur, bisher hatte mich meine Neugier geleitet und jede Art von Zweifel in die tiefsten Ecken meines Kopfes gedrängt, zusammen mit meinen Sorgen und dem bitteren Nachgeschmack einer fehlenden Perspektive fürs weitere Leben.
Ich umfasste die Kamera noch fester, welche von dem Geschehen heute einige Kratzer und Dellen davon getragen hatte, die jedoch nicht weiter tragisch waren.»Ich... kann mich nicht einfach davon trennen. Ich bin schon so weit gekommen. Zu weit, um jetzt einen Rückzieher zu machen.«,
»Und du bist dir wirklich sicher, dass du das weiter durchziehen willst? Nachdem wir heute fast draufgegangen wären?«
Sein Blick war undefinierbar dunkel, genauso wie die Tiefen eines unergründeten Sees, doch nur schwach glaubte ich, etwas unter dessen Oberfläche ausmachen zu können, auch wenn ich nicht mit dem Finger darauf zeigen konnte. Aber es war da, und es bereitete mir leichtes Unbehagen. Ich nickte leicht. Er auch. Dann kurze Stille.»In Ordnung, dann werde ich dich weiterhin begleiten. So lange, bis es zu viel wird oder wir den Besitzer finden. Oh, und apropos Besitzer; warum geben wir in der Zeitung nicht eine Anzeige auf? So könnte es sein, dass wir uns an diesen dann wenigstens ein bisschen annähern könnten, anstatt die ganze Zeit in zerstreute Richtungen zu laufen. Deal?«, »Deal.«, und wir schlugen ein.
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Leute, ihr seid spitze.
Danke.
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Going Backwards
ПриключенияAbends an einer einsamen Bushaltestelle fand ich diesen etwas veralteten Fotoapparat, der die Fotos noch als kleine Bilder auswarf und ein Blitzlicht hatte, mit dem man meinen ganzen Keller erleuchten könnte. Dass dieses kleine Wunderwerk scheinbar...