Stehlen, lügen und betrügen

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»Sie wollten doch eher sagen, dass ich untertreibe?«, »Nix, nada, niente, nein. Ich meine meine Sätze für gewöhnlich schon so, wie ich sie formuliert habe.«, »Sind Sie sich da wirklich zu hundert Prozent sicher, dass Sie es in dem Fall tatsächlich so gemeint haben und nicht etwa anders?«, »Ja, ich bin mir sehr sicher. Sie brauchen mir von dem her nicht weiter die Worte im Mund zu verdrehen.«, »Ich? Niemals.«, »Natürlich nicht.«, »Ich bin entrüstet, dass Sie mir so etwas unterstellen wollen.«

Okay, er mochte es scheinbar sehr, zu übertreiben und zu scherzen. Dass er sich dabei benahm wie ein kleines Kind kam als Erweiterung zu dem Originalpaket, und das mit dem erstaunlich billigen Preis der Langeweile.

»Sie sind aber schnell aufgetaut.«, stellte ich trocken fest, und so stimmte das eigentlich auch. Zuvor war es schon schwer gewesen, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Aber nun ist er derjenige geworden, der mich unter einer Lawine seiner Worte zu begraben versuchte.

»Wissen Sie, das könnte am Wetter liegen. Ich bin ein Sklave meiner Umstände, und bei Kälte möchte ich einfach die Augen schließen und schlafen wie ein Bär, bis zum nächsten warmen Frühlingstag.«, »Da haben wir mal was gemeinsam. So ein Wetter macht mich depressiv und eher weniger gut gelaunt, aber das Problem dabei sind immer-«, »Die Menschen.«, »Genau, die Menschen.«

Wir fuhren schon eine Weile, und weil ihm scheinbar zu heiß wurde, zog er sich seine Mütze vom Kopf und öffnete leicht den Reißverschluss seiner fetten, olivgrünen Winterjacke.
So kamen auch seine komplett verstrubbelten schwarzen Haare hervor.

»Es ist alles immer auf die Menschen zurückzuführen. So gesehen sollte sich eigentlich auch alles erklären lassen, wenn man die Leute kennt.", »Aber dem ist nicht so.«, »Genau. Leute stehlen, lügen und betrügen. Sie suchen sich alles zu ihrem eigenen Vorteil zusammen.«, »Wenn Sie sich dessen sicher sind, dann will ich wissen, auf welche Art Sie wohl an mir profitieren.«, »Nun ja...«

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