Eins

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"Miss Graves! Schlafen Sie etwa!?" Die schrille Stimme ihrer Französischlehrerin riss Nola aus ihren Träumen. Die Klasse brach in Gelächter aus. 

"Tut mir leid, Madame.", murmelte sie. "Kein tut mir leid! Nicht schon wieder! Ein Aufsatz über die Geschichte der Tower Bridge. Bis morgen. Und zwar in fehlerfreiem Französisch!"

"Ja, Madame." Nola konnte sich nicht helfen, der Unterricht war einfach so furchtbar langweilig. Sie sprach perfekt französisch, immerhin war ihre Mutter Franzosin. Da brauchte sie keine schrille Nachtigall, die ihr Vokabeln aufsagte.

Als es endlich zur Pause läutete, hielt sie die Lehrerin nochmal auf. "Nola, ich mache mir Sorgen um dich. Du schläfst ja nicht nur in meinem Unterricht. Deine Noten sind furchtbar." 

"Ich weiß, daran brauchen Sie mich nicht zu erinnern." "Dann verhalte dich nicht dementsprechend.", erwiderte sie kalt.

Mürrisch ging Nola zur Underground, die rappelnd durch die Tunnel raste. Wie immer starrten einige Leute sie an. Vielleicht lag es an ihrer dunklen, düsteren Kleidung und den dazu langen, rabenschwarzen Haaren. Sie war kein Fan von Gothic und schminkte sich nicht, noch trug sie irgendeinen Schmuck außer den Ring ihrer Mutter.

Sie kleidete sich einfach schwarz, weil  es unauffällig war und manchmal auch weil sie etwas pummeliger war. Aber wann immer sie von It-Girls ihrer Schule deswegen ausgelacht wurde, stellte sie sich vor, wie diese in Plastik im Laden verkauft wurden, wie die Barbies, denen sie ähnelten.

Generell flüchtete sie sich oft in die Welt ihrer eigenen Fantasie. Aber nur mit ihren Gedanken, denn ihr Körper war an diese grauenvolle Welt gefesselt.

Der Lautsprecher verkündete ihre Station. Sie stieg aus und folgte wie jeden Tag dem grauen Gehweg bis zu der Wohnung, wo sie mit ihren Eltern lebte. Nola hatte nichts dagegen, dass die Wohnung klein war. Sie hatte nur etwas dagegen, dass mit ihren Eltern auf so wenig Raum zusammenleben musste.

Ihre Eltern waren ja an sich keine schlechten Menschen. Aber mit ihrem Dad kam sie trotzdem so gut wie gar nicht zurecht und ihre Mutter war einfach meist viel zu gestresst, um ihr wirklich zuzuhören.

Darum verkroch sie sich meist in ihrem Zimmer und träumte von einer Welt, die nur ihr allein gehörte.

Nola im Anderland (Storyadaption)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt