Drei

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Der Regen prasselte auf Nola herab wie eine kalte Dusche. Durch den Schleier aus Tropfen konnte sie den Raben kaum erkennen, dem sie so gut wie blind hinterher rannte.

Diesmal schauten ihr noch mehr Leute als sonst nach, aber es kümmerte sie nicht mehr. Ihre Gedanken kreisten nur noch um den Raben.

Schließlich setzte er sich auf das Geländer einer kleinen Brücke. Etwa drei Meter darunter lag ein schmaler Fluss, der eine Abgrenzung der Themse war. Das Wasser war ruhig und der Mond spiegelte sich verzerrt an der Oberfläche.

"Und jetzt?", fragte sie. "Spring hinein!" "Was!? Willst du, dass ich mich selbst umbringe, oder was?"

"Mach dich nicht lächerlich! Das Wasser ist keine drei Meter entfernt, still und nicht mehr als fünf Meter tief. Und außerdem ist es nur einen Art Übergang."

Nola wusste nicht, warum.

Sie kletterte über das Geländer.

"Warte.", sagte der Rabe langsam. Sie drehte den Kopf. "Du vertraust mir. Warum?" Nola lächelte.

"Ich schätze, weil ich verrückt bin."

In derselben Sekunde, in der sie den Satz beendete, veränderte sich etwas im Wasser. Etwas leuchtete nur für einen einzigen Augenblick hell auf.

"Na gut, Mädchen. Dann spring!"

Und sie sprang.

*****

Erst fühlte sie nur die Kälte des Wassers, dass sie wie eine Decke einhüllte.

Dann wurde ihr warm, ganz warm. Als würde sie irgendwo in der Karibik im Meer schwimmen.

Plötzlich wollte sie die Augen öffnen. Normalerweise sah man unter Wasser nur verschwommen, aber Nola sah alles klar vor sich. Da war kein schlammiger Boden oder Müll, den Passanten in den Fluss geworfen hatten.

Sie war von einem klaren Blau umgeben wie in der Mitte des Ozeans. Obwohl es Nacht sein sollte, sah sie Sonnenstrahlen, die die Wasseroberfläche durchbrachen.

Wie wunderschön, dachte sie und ließ sich einfach treiben.

Nola im Anderland (Storyadaption)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt