Nach dem Essen ging Nola mit Will und der kichernden Katze zu den Zimmern zurück. "Und? Freust du dich schon auf morgen?", kicherte die Katze.
"Ich weiß es nicht.", murmelte Nola.
Chilon hatte vorgeschlagen, dass sie selbst zur Göttin der Quelle gehen sollte. Bei dem Gedanken wurde Nola flau im Magen.
Sie konnte sich so etwas wie einen Wassergeist, der auch noch als eine Art Gottheit angesehen wurde, gar nicht vorstellen.
Der Geist der Quelle war das Allerheiligste im Anderland und sie durfte diese Sache nicht vermasseln.
Will lächelte und winkte ab, als würde er ihr sagen wollen, dass schon alles gut werden würde.
Sie vertraute darauf, dass er Recht behielt.
Als sie sich in das weiche Himmelbett fallen ließ, schienen plötzlich all ihre Sorgen wie weggeblasen und sie schlief sofort ein.
Sie stand vor einem kleinen, glitzernden See, der einer breiten Quelle an einer Felswand entsprang. Das Wasser war tief. So tief, dass man den Grund nicht erkennen konnte. Aber der See wirkte deswegen nicht bedrohlich. Eher ... geheimnisvoll. "Nola.", rief auf einmal eine singende Stimme. Nun bekam sie es doch ein wenig mit der Angst zu tun. Woher kam diese seltsame Stimme? "Nola, du brauchst dich nicht zu fürchten. Wir sind ein Teil von dir. Du bist ein Teil von uns."
Überrascht schlug Nola die Augen auf. Das war ein ungewöhnlich faszinierender Traum gewesen.
Durch das breite Fenster fiel warmes Sonnenlicht in den Raum und erinnerten sie daran, dass sie wohl lange geschlafen hatte.
Wenige Minuten später klopfte Wolria an die Tür und hatte ein dunkelblaues Kleid über den Arm. Nola seufzte. Nicht schon wieder ein Kleid.
Als Wolria ihren verzweifelten Blick sah, lächelte sie leicht. "Tut mir leid, aber angemessene Kleidung bei einem Treffen mit der Göttin der Heiligen Quelle ist Pflicht. Aber glaub mir, es steht dir sicher ausgezeichnet. Blau ist bei uns die Farbe, die Reinheit und Ehrlichkeit symbolisiert."
Also ließ Nola das Kleid über sich ergehen. Draußen im Hof warteten Milanka, Chilon und drei Soldaten mit gesattelten Pferden. Maloa kam auf sie zugetrottet und ließ sich hinter den Ohren kraulen.
"Bist du bereit?", fragte Milanka, als Nola sich in den Sattel schwang.
Die Königin wirkte erschöpft und besorgt. Nola bemühte sich um ein Lächeln.
"Natürlich."
Während des Ritts dachte Nola nach. Nachdem sie vielleicht tatsächlich dem Anderland helfen würde, musste sie wieder nach Hause.
Sie war ihren Eltern eine Erklärung schuldig. Und vielleicht auch einen Abschied. Wenn es eine Chance gab, ins Anderland zurückzukehren, würde sie sie dann nutzen?
Viel zu bald erreichten sie über das Feld ein kleines Gebirge und einen schmalen Weg, bei dem Chilon verkündete: "Ab hier sind es nur noch zehn Minuten."
Nola hätte gerne noch mehr Zeit zum Nachdenken gehabt.
Über den Weg ritten sie bis zu einer versteckten Lichtung hinter einigen Bäumen und dort, zwischen zwei Felsen, entsprang eine gewaltige Quelle, die in einen kleinen See floss.
Glasklares Wasser spiegelte sich in der warmen Mittagssonne und gab ein einfach nur wunderbares Bild ab.
"Nola.", sagte Milanka leise. "Willkommen an der Heiligen Quelle."
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Nola im Anderland (Storyadaption)
FantasyNola fühlt sich in der normalen Welt überhaupt nicht wohl. Wegen ihrer eigensinnigen Art ist sie eine Außenseiterin. Eines Nachts taucht mitten in ihrem Zimmer ein Rabe mit einem Zylinder auf und führt sie quer durch London, bis zu einer Brücke. Die...