Die Katze begleitete Nola und Will und die Stadt und kicherte fast die ganze Zeit über. Nola war nicht nach lachen zumute.
Sicher, das Dorf war schön, die Leute freundlich und all die neuen Pflanzen, Früchte und Bücher, die es dort gab, begeistern sie ohne Ende. Aber der Gedanke, dass es selbst im Anderland einen grausamen König gab, machte ihr Angst.
Sie schätzte, dass es bei ihr zu Hause irgendwann am Vormittag sein musste, denn langsam begann ihr Magen zu knurren. Die Katze kicherte und Will musste grinsen. Er führte sie zu einem Stand wo eine freundlich wirkende Frau etwas Ähnliches wie Gebäck verkaufte.
Es war rund, weiß, hatte violette Streifen und roch nach einer Mischung aus Banane und Zitrone. Die Frau reichte Nola ein Stück und Will ließ ein paar kupferfarbene Münzen in ihre Hand fallen.
"Vielen Dank.", sagte sie und wandte sich dem nächsten Kunden zu. Nola bedankte sich ebenfalls bei Will. Vorsichtig führte sie das Gebäck zu ihrem Mund und biss ein Stück ab. Erst schmeckte es nach Mehl, eher der Geschmack süß wurde wie Schokolade und dann wieder wie Brot.
"Was ist das?", fragte Nola und nahm noch einen Bissen. "Marolai-Brot.", erklärte die kichernde Katze. "Es ist köstlich. Ach und Will, ich hab's vorhin gar nicht gesagt, aber die Spieluhr war wunderschön. Hast du das Uhrmachen von deinen Eltern gelernt?"
Er lächelte erst stolz, eher seine Mundwinkel nach unten sanken. Er schüttelte den Kopf. "Von einem Lehrmeister?" Er nickte und zog eine goldene Taschenuhr heraus. Gillianette war auf der Vorderseite eingraviert.
"Hieß sie so? Gillianette? Hat sie dir die Taschenuhr geschenkt?" Er nickte und sah zum Himmel. "Oh ... ist sie ... tut mir leid." Will legte ihr eine Hand auf die Schulter und lächelte schwach.
"Wenn ihr dann fertig mit dem Trübsal seid...", kicherte die Katze. "Dann könnten wir ihr ja die Ewigen Wälder zeigen."
Will nickte und zog Nola zum Ende der breiten Kaufstraße. Erst da sah sich Nola die Tür, durch die sie mit Milanka gekommen war, von dieser Seite genauer an.
Es war nur eine Tür. Kein Haus, keine Mauer... Dahinter war nichts. Das grüne bemalte Holz leuchtete im Sonnenschein und der Türknauf zeigte deutliche Spuren des täglichen und jahrelangen Gebrauchs.
"Wow.", flüsterte Nola. Will hielt ihr die Tür auf und sie standen wieder in dem kleinen Raum.
Die Wachen fragten sie, ob sie etwas wichtiges dabei hätten. Sie verneinten und gingen durch das Schloss nach draußen.
Wie selbstverständlich gingen alle möglichen Leute hier ein und aus. Milanka musste eine sehr volksverbundene Königin sein.
Sie gingen nach draußen und durch den Garten, bis Nola das Wiehern von Pferden hören konnte.
Lange Stallungen erstreckten sich im hinteren Hof. Der Reiter von vorhin, Chilon, war gerade dabei sein Pferd.
"Hey, Vemu.", begrüßte sie es und bekam ein entspanntes Schnauben als Antwort. "Hi, Chilon." "Nola. Wie ich sehe, hast du unsere kichernde Katze und unseren stillen Uhrmacher Will schon kennengelernt."
Nola nickte und Will deutete auf die Sattelkammer, was Chilon sofort verstand. "Ihr wollt einen Ausritt machen? Gute Idee. Nola, kannst du selbst reiten?"
"Na ja, ich hatte mal ein paar Reitstunden, aber..." "Verstehe. Vielleicht reitest du besser mit Will." Er wandte sich an den Uhrmacher. "Will, nehmt ihr Maloa? Die dürfte euch beide locker tragen."
Maloa war eine große, braune Norikerstute. Obwohl sie es inzwischen wusste, erschrak Nola als sie plötzlich "Guten Tag, Will.", sagte. "Du hast ja Begleitung. Bist du nicht das Mädchen aus dem anderen Land?"
Wussten hier alle über sie Bescheid?
"Ja, ich bin Nola." Will holte den Sattel und Zaumzeug, während Nola Maloa striegelte. "Du wirkst sehr ruhig, Nola.", sagte sie irgendwann.
Nola blinzelte verwirrt. "Was meinst du?" "Nun, nach allem was Milanka mir erzählt hat, können bei euch die Tiere nicht sprechen." "Nein, aber so gefällt es mir viel besser.", gab Nola ehrlich zu und Maloa gab ein amüsiertes Schnauben von sich.
"Die Kleine gefällt mir, Will!", wieherte Vemu und Will lächelte, als er den Sattel auf Maloas Rücken legte und festzurrte. Er schwang sie wie angeboren in den Sattel und hielt Nola seine Hand entgegen.
Sie ließ sich hochziehen und setzte sich hinter ihm in den Sattel. Er nahm ihre Hände, legte sie auf seine Taille und hob einen Zeigefinger, was wohl bedeuten sollte gut festhalten!
Das tat sie auch, denn Will galoppierte sofort wie bei einem Rennen los und innerhalb von Sekunden hatten sie denn Schlosshof verlassen. Nach dem ersten Schrecken musste Nola lachen, als der Wind ihr ins Gesicht schlug und die Freiheit förmlich spüren konnte.
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Nola im Anderland (Storyadaption)
ФэнтезиNola fühlt sich in der normalen Welt überhaupt nicht wohl. Wegen ihrer eigensinnigen Art ist sie eine Außenseiterin. Eines Nachts taucht mitten in ihrem Zimmer ein Rabe mit einem Zylinder auf und führt sie quer durch London, bis zu einer Brücke. Die...