Neun

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Im Feld wurde Maloa etwas langsamer und ging in den Trab. In der Ferne war das Waldrand zu erkennen. "Die Quelle, die mich hergebracht hat ... ist sie in den Ewigen Wäldern?" Sie sah Will nicken. "Kommt oft jemand aus meinem ... Land zu euch?"

Er schüttelte den Kopf. "Okay. Und wann muss ich eigentlich wieder zurück?" Will zog so abrupt an den Zügeln, dass Nola hinten beinahe aus dem Sattel gerutscht wäre. "Was? Was ist los?" Er drehte sich zu ihr um und deutete auf ihren Mund.

"Hab ich was Falsches gesagt?" Er nickte. "Was denn?" "Er meint das muss.", erklärte Maloa. "Niemand muss hier weg, wenn er es nicht will. Wenn jemand hierbleiben will, dann darf er das auch. Milanka verstößt niemanden, der Hilfe braucht."

"Das finde ich ... wundervoll.", gab Nola ehrlich zu und Maloa setzte sich wieder in Gang. Sie ritten an einer Pfütze vorbei, aus der wie aus dem Nichts die kichernde Katze auftauchte. "Aber würdest du deine Familie und Freunde nicht irgendwann vermissen?", fragte sie.

Nola schaute zum Himmel, als wäre dort die Antwort verborgen. "Doch, ich denke schon. Aber wenn ich dann auf ewig in einer Welt leben muss, in der es mir im Gegensatz zu hier nicht gut geht, dann ... ach ich weiß auch nicht."

Will drehte sich nochmal um, griff nach ihrer Hand und schüttelte lächelnd den Kopf, was wohl heißen sollte: du musst dich auch nicht sofort für eine Welt entscheiden

Nola war dankbar dafür. Sie hatte sich in ihrem Leben immer zu allem gezwungen gefühlt. Aber hier ... im Anderland ... war alles anders. Hier schien es, als könnte sie endlich sie selbst sein.

Denn diese wundervolle Welt schien genauso verrückt zu sein wie sie.

Sie schlang ihre Arme fester um Will und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. "Ich liebe es hier.", sagte sie laut und sie war sicher, dass der stille Uhrmacher genauso sehr grinste wie sie.

°*°

Als sie die Waldgrenze erreichten, wurde es etwas kühler. Die Bäume erhoben sich wie ein Dach über dem weichen, moosigen Boden und die seltsamsten Tiere streckten ihre Köpfe aus Erdlöchern, um sie mit großen Glupschaugen anzusehen.

Vor einem kleinen See blieb Maloa stehen. Das Wasser war kristallklar, sodass Nola bis zum Grund blicken konnte, wo lange, silberne Fische mit schleierhaften Flossen ihre Runden zogen.

Nola ließ sich aus dem Sattel rutschen und ging auf das Wasser zu. Es war beinahe hypnotisierend.

Die kichernde Katze war hier ganz in ihrem Element. Sie sprang hinein und schien sogleich eins mit der Wasseroberfläche zu werden. Das Kichern verklang langsam wie ein Echo.

Grinsend zog Nola ihre Socken und Stiefel aus und machte ein paar Schritte hinein. Es war kühl, aber nicht unangenehm kalt. Will tat es ihr gleich und Maloa trank ein paar Schlucke.

"Hier ist es wirklich unglaublich.", staunte sie. "Ich hab von solchen Orten geträumt, als ich noch ein Kind war. Es mag sich vielleicht seltsam anhören, aber ich hab nie aufgehört zu hoffen, dass es sie wirklich gibt."

Will lächelte einfach nur und genoss mit ihr diesen stillen Moment.

Maloa trank ruhig, bis irgendwann plötzlich ihr Kopf hochschoss. Sie scharrte mit den Hufen. "Was ist los?", fragte Nola besorgt und strich der Stute beruhigend über den Hals. 

"Hier sind Soldaten. Wardens Soldaten.", schnaubte sie und trat nervös auf der Stelle. "Wir müssen weg hier!" Will war schon neben ihr und schwang sich in den Sattel. Kaum hatte er Nola zu sich gezogen, galoppierte Maloa auch schon los und Wasser spritzte in Nolas Gesicht. 

"Stehen bleiben!", rief eine wütende Stimme. Ein Pfeil zischte durch die Luft und streifte Maloa am Hinterbein. Sie wieherte, bäumte sich auf und Nola fiel nach hinten. Will wollte nach ihrer Hand greifen, aber da lag sie schon auf den Boden und das Geklapper von Waffen wurde lauter.

Einige Soldaten bildeten einen Kreis um sie herum. "Ihr kommt jetzt mit.", knurrte er und sie unsanft hochgezogen. Sie strampelte und trat um sich, aber es hatte alles keinen Sinn. Die Soldaten zerrten Will von Maloa herunter.

"Helft ihr gefälligst, wenn ihr sie schon anschießt!", schrie Nola wütend, aber sie sah nur noch eine Faust auf ihr Gesicht zurasen, eher alles schwarz wurde. 

Nola im Anderland (Storyadaption)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt