Fünf

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Das Pferd galoppierte wie verrückt durch den Wald. Die Bäume zogen nur wie flüchtige Schatten an Nolas Blick vorbei und hin und wieder bildete sie sich ein, ein Augenpaar, das sie aus dem Dickicht beobachtete, zu sehen.

Irgendwann ließen sie den Wald hinter sich und ritten durch ein scheinbar unendliches Kornfeld. Erst in der Ferne konnte sie die Spitzen eines Gebäudes erkennen. Auf dem Feld waren einige wenige Arbeiter verteilt, die sie nur kurz ansahen.

"Darf ich Sie was fragen?", rief sie nach vorne. "Natürlich." "Die Art und Weise, wie ich hergekommen bin. Die sprechenden Tiere. Ist das Magie?"

Es dauerte eine Weile, bis sie eine Antwort bekam. "Das kann dir Königin Milanka besser erklären, als ich. Sie kennst sich ein wenig mit euren Regeln für Raum und Zeit aus."

"Soll das heißen, ich bin in einem anderen Universum oder so?" Er drehte sich um und lächelte. "Weißt du Nola, du solltest nicht alles glauben, was andere Leute dir erzählen. Nur weil Dinge anders sind, heißt das noch lange nicht, dass sie kein Teil der Menschen sind."

Er sagte das auf keine tadelnde Art. Es klang mehr wie der Ratschlag eines Freundes. Schließlich tauchte eine Art Schloss oder eher eine Art riesiges  Herrenhaus vor ihnen auf. Es lag in der Mitte eines Sees, der sich direkt auf dem Feld befand.

Anstatt von Mauern wurde das Gebäude von Bäumen umgeben, die es wie eine Art Dach verbargen. Es wirkte auf den ersten Blick wie eine alte, zugewachsene Ruine, aber kurz darauf sah Nola das Leben, das das Gemäuer umgab.

Menschen und Tiere in seltsam bunter Kleidung verließen und betraten das Grundstück über eine breite Brücke aus dunklem Stein.

Auf der langen Straße zum Eingang des Hauses war es wegen der Baumkronen beinahe dunkel, aber einige Gaslaternen, die teilweise an den Ästen der Bäume hingen, spendeten warmes Licht.

Vor einem großen Tor stiegen sie ab und Nola streichelte dem Pferd kurz über die Flanken. "Wie heißt du?" Das Pferd blies leise die Luft aus den Nüstern. "Vemu."

"Danke für den Ausritt, Vemu.", rief sie noch, während sie dem Reiter hinein folgte.

Er führte sie durch viele verschiedene Säle, die alle wunderschön dekoriert waren.

Hofdamen und Bedienstete in blauen Westen und Kleidern lächelten ihr entgegen, als wäre sie keine Fremde.

In einem etwas kleineren Raum blieb er stehen. Der Boden war mit schwarzem Teppich bedeckt und die Tapete an den Wänden war weiß mit abwechselnden Mustern von Sonnen und einem abnehmenden Mond. Ein Bücherregal zierte die hinterste Wand und links und rechts waren große Fenster.

Und in der Mitte stand eine Frau. Sie sah aus wie Mitte Dreißig. Sie trug ein bodenlanges, schwarzes Kleid mit dunkelblauen Stickereien in Form von Sternen. Ihr ellbogenlanges, tiefschwarzes Haar fiel ihr offen über die Schultern. Sie lächelte Nola entgegen und ihre dunklen Augen funkelten freundlich.

"Nola, darf ich vorstellen?", begann der Reiter. "Milanka, aus dem Hause der Nacht und Königin des Anderlands."

Nola im Anderland (Storyadaption)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt