Elijah POV
Ich rannte so weit mich meine Beine trugen, verdrängte dabei meine Gedanken und konzentrierte mich nur darauf nicht zu stolpern. Ich wusste nicht was mich antrieb, sondern nur dass die Situation ernst war. Ich glaubte jedes Wort meiner Großmutter was sie über die Königin sagte. Sie erzählte mir schon häufiger von ihr, und ihrem Wahn.
Wer weiß was sie mit mir anstellte, wenn mich ihre Ritter erstmal zu fassen bekommen. Lebend werde ich definitiv nicht mehr aus der Sache kommen.
Eigentlich machte es mir nichts aus zu fliehen. Meine Mutter würde so endlich wieder einen Mann finden und meine Großmutter könnte endlich zur Ruhe kommen und sterben. Ihre Zeit war reif, und ich mochte es nicht, wie sie sich bemühte für mich da zu bleiben. Die anderen im Dorf sind mir eh egal.. naja.. alle bis auf Noah. Es war schade ihn jetzt schon verlassen zu müssen, doch mitkommen konnte er nicht. Sollten die Ritter ihn mit mir erwischen, wäre sicher auch er dran
Plötzlich stieß ich mit dem Fuß gegen etwas, verlor mein Gleichgewicht und stürzte in den Schnee. Ich fluchte leise und setzte mich gleich auf um die Sachen, die aus meinen Korb gefallen waren und nun im Schnee lagen. Natürlich musste mir irgendwas passieren, wenn ich an diesen Idiot dachte..
"Alles okay?" die plötzliche Stimme ließ mich herum fahren, und fast hätte ich meinen Korb ein zweites mal fallen gelassen. Mein Blick heftete sich auf die Frau in Ledermontur. Gehörte sie zu den Rittern? "Oh! Du bist der Junge den sie Rotkäppchen nennen." stellte sie überrascht fest und kam näher. Ich runzelte leicht die Stirn und wich ein Stück zurück. Ich sollte ihr nicht trauen. "Mein Bruder Shawn hat mir von dir erzählt. Mein Name ist Penelope." lächelte sie und streckte mir ihre Hand hin. Skeptisch sah ich darauf und sie dann wieder an. Ihre schwarzen Haare waren zu einem Zopf geflochten und ihre grünen Augen strahlten fröhlich. Ich schätze ein kurzes Hallo ist schon in Ordnung. Würde ich vor ihr abhauen würde ich mich verdächtig machen und sie könnte den Rittern berichten, wo sie mich gesehen hat. "Hallo." mit diesem eher misstrauischen Wort nahm ich ihre Hand und drückte einmal sacht zu.
"Was machst du so weit draußen im Wald?" wollte sie neugierig wissen, nachdem sie meine Hand los gelassen hat. Ihr blick fiel einmal kurz auf meinen Korb und ich sah ihre Augenbrauen zucken. "Ich besuche meine Großmutter." log ich deswegen und hoffte damit hätte es sich erledigt. "Oh, lebt sie so weit draußen im Wald?" gab die Frau nicht locker und näherte sich mir erneut. "Ja, sie lebt gerne in Einsamkeit. Sie braucht die Ruhe und ist gerne in der Natur." nickte ich und zwang mich zum lächeln. Sie sollte mir vertrauen und mir glauben - und natürlich viel wichtiger: mich in Ruhe lassen. Die Ritter könnten mir bereits auf der Spur sein.
"Soll ich dich dahin begleiten? Im Wald könnten Gefahren lauern." bat sie mir an, doch ich schüttelte hastig den Kopf während ich mich langsam rückwärts von ihr entfernte. "Schon in Ordnung, ich bin sicher Shawn wartet schon auf sie. Bis dann." verabschiedete ich mich eilig, machte auf der Ferse Kehrt und rannte wieder eilig los. Kam das zu panisch rüber?
"HE WARTE!" schrie sie mir hinterher und nahm wahrscheinlich die Verfolgung auf. "Bleib stehen Bastard!" brüllte sie erneut wobei sie viel wütender Klang. Mist! Sie wusste also wer ich war und gehörte zur Königin. "Gleich habe ich dich." ihre mordlustige Stimme wurde immer deutlicher und lauter.
Meine Beine fingen an zu brennen und ebenso meine Lunge. Adrenalin pumpte durch meinen Körper und ließ mich weiter laufen. Aus irgendeinem Grund hatte ich doch noch angst um mein Leben. Ist es etwa Lebenswerter geworden, jetzt wo ich weiß dass es einen Menschen geben könnte, dem ich nicht egal bin?
Und wieder ein mal war ich so naiv und glaubte an jemanden, der ebenfalls nur so tat. Was hat er schon für mich getan? Er hat mit mir gelesen und mich vor einem Dummkopf wie Karlos verteidigt..
Ich wurde langsamer, keuchte stark und schloss mit mir meine Frieden. Was hätte ich eigentlich gemacht, wäre ich wirklich geflohen? Ein Nichtsnutz bleibt ein Nichtsnutz. Diese Penelope packte meine Schulter, drehte mich mit Schwung um und stieß mich hinter. Ich stolperte unbeholfen zurück und fiel letztendlich doch mit meinem Hintern in den Schnee. Sie zog einen langen Dolch hinter ihren Rücken hervor und kniete sich vor mich. Grob packte sie meinen Kragen und zog mich zu sich. "Du nimmst meiner Schwester nicht den Thron." hauchte sie bitte und legte die Klinge an meinen Hals. Ich presste meine Zähne zusammen und kniff die Augen zusammen.
Wie lange es wohl dauerte, bis ich starb? Ob es sehr schmerzhaft war? "Stoß sie weg!" schrie es in meinem Inneren und mein Körper gehorchter dieser Stimme. Mit all meiner verbleibenden Kraft stieß ich sie von mir. Nun fiel sie in den Schnee zurück und funkelte mich wütend an. Noch ehe sie jedoch erneut angreifen konnte, sprangen drei Wölfe von den Seiten dazu und bissen sich bei ihr fest. Ich zog scharf die Luft ein als ich die Szene beobachtete. Die Frau schrie und versuchte sich zu befreien, doch die Zähne der Wölfe waren zu tief in ihrem Fleisch. Auch konnte sie sich nicht mit ihrem Messer wehren, da ein Wolf sich in ihrem Handgelenk verbissen hatte. Mit schrecken beobachtete ich, wie sie bis auf den Tod kämpfte. Der Schnee hatte sich blutrot gefärbt und da ihre Schreie verklungen waren, hörte man nur noch das Knurren der Wölfe. Sie ließen von ihr ab und wendeten ihre Köpfe mir zu.
Starb ich also doch noch? Da wäre mir aber eine zerschnittene Kehle lieber.
"Keine Angst, sie tuen dir nichts." - da war sie wieder! Diese Stimme, die mir gerade schon dazwischen sprach. Suchend sah ich mich um, und erkannte auch schon den weißen Tod nicht weit entfernt hinter mir stehen. Was macht er denn hier?!
Ich erhob mich geschwind und sah ihm mit festen Blicken entgegen. Meine Angst um mein Leben war verflogen. Ich war fest überzeugt, dass dieser Wolf mir nicht weh tuen würde. "Was machst du hier?" wollte ich von ihm wissen und zeigte anklagend mit einem Finger auf ihn. Sein Körper setzte sich in Bewegung und blieb direkt vor mir stehen.
"Du schuldest mir noch was, dafür, das sich dir gesagt habe wo der Holzfäller Junge ist .. und wie kann ich meine Schuld einlösen, wenn du tot bist?" süffisant erschallte seine düstere Stimme in meinem Kopf. Seine dunklen, roten Augen waren fest auf mich gerichtet. "Lieber sterbe ich, als einem Wolf etwas schuldig zu sein." zischte ich scharf. Irgendwie gefiel es mir gar nicht, ihm etwas schuldig sein zu müssen. Nachher müsste ich ihm noch eine Jungfrau opfern.
"Harte Worte für deinen Lebensretter.. " entgegnete er belustigt klingend. "Also.. warum bist du wirklich hier im Wald?" fragte er und setzte sich vor mich nieder, womit er natürlich kein stück kleiner war. Ich schätze ihn kann ich nicht so leicht anlügen, doch würde er den wahren Grund überhaupt verstehen? Er war doch nur ein Tier.
"Ich bin auf der Flucht vor den Rittern der Königin. König Julius ist verstorben und ich bin einer seiner Bastarde." erklärte ich ihm und sah immer mal wieder nach hinten, wo noch die drei Wölfe samt der Leiche verweilten. Viel mehr hatte ich jedoch angst vor den Rittern, die jeden Moment zwischen den Bäumen erscheinen konnten.
"Oh sag bloß...." er schien weniger überrascht als ich angenommen habe. Naja, wie ich es mir gedacht habe: er verstand mich nicht, weil er ein dummes Tier war. "Und wohin willst du fliehen?" hackte er nach. "In ein anderes Königreich oder so." ich zuckte nur mit den Schultern. Ehrlich gesagt habe ich mir noch keine Gedanken drüber gemacht. Meine Prioritäten lagen erstmal bei der Flucht. "Willst du denn gar nicht König werden?" sein Kopf neigte sich leicht zur Seite bei dieser Frage. "Nein. Ist mir zu viel Arbeit." - Außerdem könnte ich das nicht einmal. Ich habe nichts an mir was ein König haben muss. "Gut.. Ich werde dir bei deiner Flucht helfen." teilte mir der Wolf mit und stellte sich wieder auf. Instinktiv wich ich ein Stück zurück. "Warum das?" verlangte ich ein wenig überrumpelt zu wissen.
"Weil du interessant bist Elijah." antwortete mir und ich sah deutlich dieses gewisse funkeln in diesen blutroten Augen.
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He is Mine [BoyxBoy]
FantasyRotkäppchen und der große böse Wolf - so steht es in vielen Märchenbüchern. Doch nicht in diesem. Wer sagt, dass der Wolf böse sein muss? Schon lange wird das kleine Dorf, dessen Einwohnerzahl gerade mal an die dreistellige Zahl kratzt, von einem...