Grau 14

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Noah POV

Die Zeit schien überhaupt nicht mehr zu vergehen. Ich war etwas nervös, immerhin wusste ich nicht wie sie mich befreien wollten, und wer überhaupt das machen soll. Ibis machte nicht den Eindruck als würde er es machen, und Elijah traute ich es ehrlich gesagt nicht zu, da er zumal noch die beiden Männer hier besiegen musste. Ob er Söldner beauftragt hat? Woher hatte er denn das Geld? 

Mein Kopf drohte vor Fragen zu bersten, weswegen ich mich entschied sie ihm nachher alle zu stellen, sobald ich ihn wieder sah. Es waren nur zwei Tage seit dem er weg war, doch sie waren mehr als genug um ihn zu vermissen. Es ist schrecklich nicht zu wissen wie es jemanden geht, den man mag. Elijah war aber anscheinend noch am leben, und das genügte mir vorerst.

Ich ließ meine Blicke über den Dorfplatz gleiten um meinen Retter zu finden. Ich war mir sicher er war ebenso ein fremder. 

Ich entdeckte meine Mutter in der Ferne stehen, wie sie mir traurig zulächelte. Sie hatte sich fein gekleidet, wahrscheinlich für die Messe heute. Auch wenn sie nicht zu mir konnte, spürte ich wie sie versuchte mir Kraft zu schenken. Ich erwiderte ihr Lächeln schwach um auch ihr Kraft zurück zu geben. Es muss schwer sein, sein Kind so zu sehen. Mir würde es das Herz zerreißen würde meine kleine Schwester hier dran gefesselt werden und verprügelt werden. 

Shawn und Derik erblickte ich wenig später auch, wie sie mit gesenkten Köpfen über den Platz gingen, Richtung Kapelle. Sie warfen mir entschuldigende und mitleidige Blicke zu. Ob sie wohl auch etwas leiden? Sie wussten sie konnten nichts machen, immerhin haben sie es schon mehrmals versucht. Wann immer ich Schläge einsteckte, versuchten sie sich für mich einzusetzen. 

Es wurde bereits dunkel und die Luft wieder um einiges Kälter. Wenigstens hatte ich jetzt wieder etwas Kraft zu zittern. Die Suppe hatte mir wirklich viel gegeben, oder war es einfach nur Ibis und der rote Umhang, die mir so viel Kraft geschenkt haben? 

Angespannt beobachtete ich wie die Bewohner aus ihren Häusern kamen und bereits Richtung Kapelle gingen. Das langersehnte Glockenläuten ließ nicht auf sich warten und ich war tatsächlich fast bis zum zerreißen gespannt, und ebenso meine Sinne. Ich sah mich um doch nichts schien sich zu regen. War es doch nur eine Lüge? Kam was dazwischen? Vielleicht haben sie es sich auch anders überlegt? 

Die Glocken verstummten und ich hörte wie die schweren Holztüren der Kapelle ins Schloss fielen. Meine Hoffnung war dabei zu zerbrechen als auf einmal die Ritter neben mir ihre Schwerter zogen. Der Stahl hörte sich schneidend an als er aus der Scheide gezogen wurde und hinterließ ein ungutes Gefühl bei mir. Ich sah auf und folgte ihren Blicken, die nach oben gingen. Meine Muskeln erschlafften als ich den riesigen Wolf auf dem Häuserdach entdeckte. Sein weißes Fell schimmerte leicht im hellen Mondlicht und sein Kopf war zu uns gedreht. 

Der weiße Tod.. jetzt?! Warum ist er hier?! Will er sich für das Gift rächen? "Was ist das?" hörte ich den Ritter neben mir etwas panisch. "Sieht aus wie ein Wolf." antwortete der zweite ruhiger. "Willst du mich verarschen?! Das Ding ist so groß wie ein Pony!" knurrte der erste wieder zurück. Das Tier sprang elegant vom Dach und landete ebenso elegant auf dem Boden. Seine Blicke fixierten uns, seine Ohren waren angelegt und seine Rute aufgestellt, um möglichst imposant und dominant zu wirken. Er bleckte seine Zähne und knurrte dunkel. Mir rutschte das Herz in die Hose und ich sah mich panisch nach meinen Rettern um. Der weiße Tod kommt im ungünstigsten Augenblick. Meine Retter werden doch noch vorher aufgefressen! 

Der linke Ritter stürmte zu erst auf den Wolf los und der zweite gleich hinterher. Geschickt wich der große Wolf den Schlägen aus und schnappte nach den Männern in den Rüstungen. Ein weiterer Schlag ging ins Leere, doch der Wolf setze eine Treffer. Sein Kiefer schloss sich um den Oberarm des angreifenden und schleuderte ihn herum. Er verlor sein Gleichgewicht und schrie vor Schmerz. Ohne Probleme hievte der Wolf den Mann in die Luft und warf ihn mehrere Meter durch die Luft. Vor Angst ganz starr blickte der zweite Ritte dem Schauspiel zu, und kaum nahm der Wolf ihn ins Visier, warf er sein Schwert fort und fing an zu rennen. Ohne Probleme hätte der Wolf ihn einholen können, doch er machte nicht den Anschein als wolle er ihn töten. Warum - oh... Ich bemerkte seinen Blick auf mir. Er hat wohl etwas appetitlicheres gefunden als einen Blechmann. Er näherte sich mir ruhig, bohrte seine Blicke in meinen Körper, der vor Angst zu zittern begann. Ich presste meinen Rücken fester gegen den Mast und mein Atem ging flacher. Er war mir so nah.. Seine Lefzen waren rot vom Blut des Ritters und seine Augen noch röter. Er wird mir ins Gesicht beißen... Ich schloss meine Augen. Gott.. bitte.. erhöre mich nur einmal.. Bitte lass mich nicht sterben, oder zumindest Schmerzfrei.. 

Der Druck um mein Handgelenk ließ nach und ich öffnete meine Augen wieder. Der eben noch so bedrohlich wirkende Wolf stand ruhig neben mir, sah mich nur an und hatte anscheinend das Seil zerbissen, welches meine Hände hinter den Rücken am Mast fesselte. Ich wusste Elijah konnte gut mit Tieren, aber wie konnte er diese Bestie in so kurzer Zeit so dressieren? 

Ich stand langsam auf, immer den Wolf neben mir im Auge behaltend. "Bringst du mich zu Elijah?" fragte ich leise und stand etwas wackelig auf den Beinen. Ohne weiteres trabte der Wolf los, blieb nach ein paar Metern jedoch stehen und sah sich nach mir um. Das war dann wohl ein 'Ja'... Ich setzte meine müden Beine in Bewegung und folgte ihm schwerfällig. 

Er brachte mich durch das Südtor aus dem Dorf. Mich wunderte es, dass hier keine Wachen standen, doch als ich den ersten Wolf herum streunen sah, konnte ich es mir denken. Der Weg war auf meinen tauben Füßen eine reine Qual, die ich auf mich nahm, immerhin wusste ich ja wer mich erwartet. 

Bald wurde das Haus von Elijahs Großmutter sichtbar. Oh nein.. er ist doch nicht etwa.. hier..

Der Wolf wurde schneller und erreichte das Haus viel eher als ich. Nun beeilte ich mich auch etwas, immerhin wusste ich, was in dem Haus war. Ich erklomm die wenigen Stufen und betrat das Haus. Es war dunkel und kalt. 

Mein Blick fiel als erstes auf den Wolf, und dann auf den blonden Hinterkopf der neben ihm kniete. Er schien mich nicht mitzubekommen, doch das war nicht verwunderlich, immerhin lag vor ihm die Leiche seiner Großmutter. Es war kein Geheimnis, dass sie verstorben war. Man sagte die Wölfe haben sie geholt, da die Ritter ihr Türschloss aufgebrochen haben. So wie ihre Leiche aussah, konnte man das auch denken. Es war kein schöner Anblick, weswegen ich ihn auch abwendete. 

Ich ließ ihm seine Zeit und hielt mich Abseits. Irgendwann stand er wieder auf und drehte sich zu mir um. "Wie du aussiehst.. " kommentierte er mein Äußeres und kam auf mich zu. Ohne seinen Umhang wirkte er noch kleiner als sonst.. Ich lächelte ihn fröhlich an. "Tut mir leid, nähstes mal putze ich mich noch raus." entgegnete ich scherzend und sah ihn an. Was machte er nur hier? Es war gefährlich. "Noah.." er war ernst und ruhig. Seine Augen trafen meine und wieder haut es mich um.  Dieser Kontrast.. "Kommst du mit mir, oder bleibst du hier? Wenn du hier bleibst, liefere ich mich aus damit du nicht leiden musst wegen mir." stellte er mich vor die Wahl. "Ich komme mit." antwortete ich gleich ohne groß zu überlegen. Bevor er sich freiwillig ausliefert, begleite ich ihn. Irgendwie war ich froh drüber, dass ich ihn begleiten konnte. So konnte ich auf ihn acht geben und ihn beschützen. "Sicher?" - "Ja." bestätigte ich sofort. 

"Wir bleiben diese Nacht hier. Du musst dich aufwärmen und Luxus geht in der Zeit jagen." erklärte Elijah und wendete sich dem Kamin zu. "Luxus?" fragte ich verwirrt. "Der weiße Tod.. sein Name ist Luxus." erklärte mir Elijah mit einer kurzen Geste zum Wolf, dessen Blicke mich durchlöcherten. Alles klar... 

Ich nickte langsam und half Elijah beim Feuer. "Willst du wirklich hier bleiben?" hackte ich nach und blickte einmal vage zum Leichnam. "Ich kümmere mich um sie." entgegnete der blonde ruhig. Ich sah ihn zögerlich an, doch wollte nicht weiter auf das Thema eingehen. Kaum war das Feuer entzündet, und die Wärme drang an meinen Körper fühlte ich mich gleich viel wohler. 

Ich setzte mich vor die Wärmequelle und schloss ein wenig meine Augen. 

He is Mine [BoyxBoy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt