Du?!

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Pov: Schlänjuel

„Und Manu, wie ist deine Antwort?" fragte mich Palle gespannt. „Wie oft den noch Palle. Du weißt das ich mich niemanden zeige." Wiederholte ich wie so oft meine Antwort auf diese Frage. „Ach komm schon. Manch doch einmal eine Ausnahme." Bettelte er mich an. „Du gibst keine Ruhe bis ich ja sage oder?" gab ich etwas nach. „Ja kein Stück." Kicherte Pat. „Na gut, aber danach lässt du mich in Ruhe. Versprochen?" seufzte ich und stützte mich mit meinem Arm auf dem Tisch ab. „Versprochen." Kam es kurz von ihm.

„Ok, wann soll ich dann zu dir kommen?" fragte ich. „Ich hätte am Samstag, also in zwei Tagen, zeit." Antwortete mir Patrick. „Gut, dann komme ich so gegen 13 Uhr, wenn das passt." Schlug ich vor. „Ja perfekt." Kam es von ihm und man konnte förmlich sein Grinsen heraus hören.

„Ja ich muss jetzt das Video schneiden. Tschüss." Verabschiedete er sich noch und verließ anschließend den TS. Nun saß ich dar und starrte meinen Monitor an. Gott. Warum habe ich nachgegeben. War es, weil ich ihn mehr als einen Freund mochte? Oder weil ich einfach neugierig war, ihn zu treffen? Nein ich hatte eher Angst. Angst davor, wie Palle reagieren wird. Wird er mich sogar vielleicht wieder erkennen? Nein, das wird er bestimmt nicht. Schließlich war ich damals ein unbedeutendes Opfer. Mehr nicht.

Kurz erklärt, ich wurde zu meiner Schulzeit gemobbt. Zum Einen wegen meiner Stimme und zum Anderen weil ich schwul war. Jedenfalls war ich mit Patrick an der selben Schule und damals schon unglaublich verliebt in ihn. Er war zwar 4 Klassen über mir, aber das störte mich wenig. Denn wenn ein 14-jähriger Junge verliebt ist, ist er halt verliebt. Irgendwann sind wir dann nach Essen gezogen und seit da an habe ich ihn nicht mehr gesehen.

Länger wollte ich nicht über meine dunkle Vergangenheit nachdenken. Das zog mich nur runter. Also stand ich von meinem Stuhl auf und verließ anschließend mein Aufnahmezimmer. Ich ging in mein Schlafzimmer und öffnete meinen Schrank. Ein paar Sachen sollte ich mir vielleicht einpacken. Denn ich denke, dass ich schon etwas länger als nur einen Tag bleiben werde.

Schnell hatte ich ein paar Klamotten zusammen gesucht und in meine Reisetasche gepackt. Nun hieß es nur noch bis Samstag warten. Ich war irgendwie total aufgeregt. Vielleicht war es doch keine so schlechte Idee, einem Treffen zuzustimmen.

(...)

Es war so weit, heute würde ich Palle, nach fast 12 Jahren persönlich wieder sehen. Nervös saß ich nun im Zug und konnte die Ankunft in Köln kaum noch erwarten. Leider konnte mich Patrick nicht abholen, da er noch beschäftigt war seine Wohnung aufzuräumen. Zu mindestens behauptete er das. Was ich ihm aber voll und ganz glaube, denn in seinen Vlogs sah es immer chaotisch in seiner Wohnung aus. Wie es von einem Kürbiskopf nicht anders zu erwarten war.

Bei dem Gedanken musste ich kurz lachen. Ja die Pallette war schon süß. Nach ungefähr 5 min kam der Zug auch schon in Köln an. Ich stieg aus und verließ den Bahnhof. Jetzt muss ich nur noch zu Patricks Wohnung und dann war es soweit. Palle hatte mir seine Adresse geschickt und musste sie jetzt nur noch auf Google Maps eingeben. Und schon ging es los.

Nach 20-30 min kam ich an einem mehrstöckigen, Mehrfamilienhaus an. Bei den Klingelschildern suchte ich nach den Nachnamen Mayer. Schnell hatte ich ihn gefunden und drückte schließlich auf die Klingel. Nicht lange und ich hörte ein Surren. Also drückte ich die Türe auf und trat ein.

Etwas nervös lief in den dritten Stock und blieb vor seiner Wohnungstüre stehen. Nun war es soweit, nun gab es kein zurück mehr. Es waren Schritte zu hören und im nächsten Moment ging die Türe auf. Sofort sahen mich zwei rehbraune Augen an. Aber sie sahen mich nicht überrascht an, sondern mehr geschockt. War ich etwa so hässlich?

„Du?!" kam es von Palle überrascht. „Ja wer soll ich den sonst sein?" lachte ich. Palle kam wieder zur Besinnung und ließ mich eintreten. Während ich meine Schuhe und Jacke auszog, sah er mich immer noch an. „Äh Palle, habe ich irgendetwas im Gesicht oder so?" fragte ich etwas unsicher. „Nein. Ich kann es einfach nur nicht fassen, dass du es bist?" nuschelte Patrick. „Wer sollte ich denn sonst sein?" kicherte ich und ging auf ihn zu.

„Nein, so meinte ich es nicht. Ich wusste nicht, dass du es warst vor all den Jahren." Nun sah ich ihn geschockt an. „W-was meinst du?" fragte ich, als hätte ich keine Ahnung von was er redete. „Du bist der Junge, der vor Jahren an meiner Schule gemobbt wurde." Nuschelte Patrick und sah mich etwas bemitleidend an.

„Warum sollte ich das gewesen sein sollen? Wir gingen ja nie auf die selben Schule." Versuchte ich mich so unauffällig wie möglich, heraus zureden. „Ja stimmt. Aber ihr seht euch einfach so verdammt ähnlich. Die leuchtend grünen Augen, die langen braunen Haare und die dünne Statur. Es passt einfach alle." Erklärte Palle.

„Wow, das du dich so genau daran erinnerst?" fragte ich neugierig. Ich war überrascht, wie gut er sich mein Aussehen gemerkt hatte. Schließlich war ich ein Außenseiter, niemand mochte mich, geschweigenden interessierte sich für mich. „Nun ich weiß auch nicht. Aber ich fand ihn interessant. Selbst wenn er ein Außenseiter war, hatte er etwas an sich, was ich nicht beschreiben konnte." Denn letzten Satz flüsterte er und wurde rot.

Er fand mich interessant. „Irgendwie bereue ich es ihn nicht angesprochen zu haben und ihn beschützt zu haben. Naja und als ich endlich meinen Mut zusammen gebracht hatte, kam er nicht mehr zur Schule. Anfangs dachte ich er habe Selbstmord begangen. Irgendwann hörte ich das er nur umgezogen sei." Erzählte Patrick weiter.

Innerlich zerbrach ich gerade. Lange würde ich meine Fassade nicht mehr halten können. Zu viele alte Gedanken kamen wieder hoch. Palle mochte mich und fand mich interessant. Hätte ich mich damals nur getraut ihn anzusprechen, aber ich war einfach zu schüchtern.

Langsam kamen mir die Tränen. „Manu ist alles in Ordnung?" fragte mich Patrick besorgt und kam einen Schritt näher und stand nun direkt vor mir. Mit meinem Blick zu Boden gerichtet weinte ich und sah zu, wie einzelne Tränen auf den Boden tropften. „Ich war es." Schluchzte ich. „Was?" fragte Palle verwirrt. „Ich war es damals." Antwortete ich nun ganz und sah zu ihm auf in seine geschockten Augen.

„Du warst es die ganze Zeit?" hauchte Palle leise. Nun hatte ich es geschafft. Pat war jetzt bestimmt sauer auf mich, da ich ihn nicht von Anfang an die Wahrheit erzählt hatte. Ich machte mich geistig schon bereit, eine Abfuhr zu bekommen.

Zusätzlich begann ich neben dem Weinen auch noch zu zittern. Ich spürte, wie sich zwei starke um mich schlangen und an sich zogen. „Manu nicht weinen." Beruhigte mich Patrick. „Aber ich habe dir nicht die Wahrheit gesagt." Schluchzte ich. „Du hattest einfach Angst es mir zu sagen, dass ist nicht schlimm." Flüsterte er mir ins Ohr und strich sanft durch meine Haare.

„Ich fühle mich jetzt aber schlecht, da ich dich angelogen habe." Sagte ich und sah zu ihm auf. „Du musst dich nicht schlecht fühlen, ich sollte es eher. Ich hätte dich damals beschützen sollen und nicht wie ein Feigling zu schauen sollen, wie du beschimpft wirst." Kam es von ihm und sah mir in die Augen.

„Du wusstest nicht, dass ich es bin." Beruhigte ich ihn. „Trotzdem, hätte ich einfach mutiger sein sollen." Meinte er. „Aber anderes Thema. Ich finde es sehr interessant, was du vorhin zu mir gesagt hast." Wechselte ich nun das Thema. Palle wurde wieder leicht rot und sah weg. „Nun ja ich ... wie bereits gesagt finde ich dich sehr interessant." Stotterte er leicht und sah weg. „Patrick." Hauchte ich. „Ja." Kam es schnell von ihm und sah wieder zu mir.

Ich sah ihm einfach nur noch in seine rehbraunen Augen und er in meine. Langsam kam er mir näher, bis ich seinen Atem auf meiner Haut spüren konnte. Immer wieder sah ich zwischen seinen Augen und Lippen hin und her.

Und so überwand ich die letzten Zentimeter und küsste ihn sanft. Vorsichtig erwiderte er und begann seine Lippen gegen meine zu bewegen. Ich legte meinen Kopf schief, um so den Kuss etwas zu vertiefen. Es war ein unglaubliches Gefühl. Alles kribbelte in mir und gab mir so ein wohliges Gefühl. Wir lösten uns wieder und sahen uns erneut tief in die Augen.

„Wow, was für ein Gefühl." Kam es nach etwas längerer Zeit von Patrick. „Ja." Hauchte ich und kam ihm wieder näher. Dieser Kuss war zwar kürzer als der Erste, aber genauso leidenschaftlich. Kurz lösten wir uns wieder, doch Pat legte schnell wieder seine Lippen auf meine.

Vorsichtig stupste er mit seiner Zunge gegen meine Unterlippe und bat um Einlass, den ich ihm gewehrte. Es entstand eine etwas wildere Knutscherei, die ich aber vollkommen genoss. Ein wohliger Seufzer entwich mir.

Als wir uns schließlich wieder lösten sah mich Patrick lächelnd an. „Ich liebe dich." Flüsterte er anschließend gegen meine Lippen, was mich grinsen ließ. „Ich dich auch." 

Kürbistumor OSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt