12 Jahre zuvor...
"Sehr schön. Meine Damen und Herren, das war's."
Applaus erfüllt den kleinen Operationssaal. Die Entnahme eines Tumors war ein voller Erfolg. Der leitende Chirurg sieht anerkennend zu mir.
"Auch von ihnen gute Arbeit, Dr. Parker. Schon mal darüber nachgedacht in die Kardiologie zu gehen?"
"Ehrlich gesagt", antworte ich, "schlägt mein Herz für die Neurologie."
*
Nach der Operation habe ich Feierabend. Ich bin gerade auf dem Weg durch die Eingangshalle zu den Umkleiden, als ich den beiden mir liebsten Personen begegne.
"Guck mal, da ist Mama!", ruft Alex von der anderen Seite des Raumes aus. Lächelnd winke ich ihnen zu.
"Hi, Noah!", begrüße ich meinen kleinen Sohn und lasse ihn mir von Alex geben. Er schlingt seine kleinen Arme um meinen Hals. Alex selbst drückt mir schnell einen Kuss auf die Lippen und piekst Noah anschließend in die Seite.
"Erzähl Mama mal, was wir heute gemacht haben."
"Wauwau. Lilly wau."
"Ihr wart bei Lilly und habt den Hund gesehen?", frage ich. Kurz küsse ich den Kleinen auf die Wange.
"Nona wauwau."
Alex und ich müssen lachen. Es ist goldig, wie er versucht zu sprechen. Seinen Namen kann er nicht richtig aussprechen und deshalb nennt er sich immer Nona. Auch sonst ist er noch sehr unbeholfen im Umgang mit der Sprache, aber dafür, dass er noch so klein ist spricht er schon sehr gut.
"Ich befürchte, das geht nicht, aber wir können jetzt ja öfter zu Lilly und James gehen und mit ihrem Hund spielen, okay, Nona?"
Noah ist mit Alex' Vorschlag einverstanden. Die ganze Geschichte ist aber auch schnell wieder vergessen, denn Nathan läuft ebenfalls durch die Halle. Sofort ruft Noah nach ihm und streckt die Arme nach ihm aus. Er ist verrückt nach seinem Onkel.
"Da ist ja Onkel Nathans kleiner Nona."
Alex' Bruder nimmt seinen Neffen an sich. Ihre Begrüßung ist, wie immer, ein Highfive. Nathan hat es ihm beigebracht und mittlerweile ist es wie eine Art geheimer Gruß für die beiden geworden.
"Sollen wir gleich noch etwas essen gehen?", fragt Alex. Er zieht mich an sich und drückt mir erneut einen Kuss auf die Wange.
"Oh ja, bitte. Ich verhungere."
Wir geben Nathan und Noah noch einige Minuten um etwas herumzualbern. Währenddessen erzähle ich Alex von der Operation. Stolz sieht er mich an. Ich erzähle alles ganz genau, jeden Schritt.
"Hört sich so an, als hättest du alles richtig gemacht." Alex nickt anerkennend.
"Es war unglaublich. Ich wusste einfach was zu tun war ohne darüber nachzudenken."
"Und deshalb wirst du eine großartige Ärztin."
"Das hoffe ich sehr."
Kurz lächeln wir uns an, dann wenden unsere Blicke sich wieder Noah und Nathan zu.
"Noah, hast du Hunger? Du willst dich groß und stark werden."
"Aber so groß und stark wie Onkel Nathan wirst du trotzdem nicht."
"Doch!", ruft Noah und streckt seinem Onkel die Zunge raus. Lachend gibt Nathan ihm einen Kuss auf die Backe. Dann gibt er Noah an seinen Bruder zurück.
*
Nachdem wir noch etwas essen gegangen waren, haben wir einige Zeit mit Noah auf dem Sofa verbracht. Schweren Herzens muss ich ihn danach ins Bett bringen. Ich liebe meine Arbeit, aber ich hasse, dass ich meinen Sohn an diesen Tagen kaum zu Gesicht bekomme. Trotzdem möchte ich keine Routinen unterbrechen. Durch unseren ständig geänderten Dienstplan ist sein Tagesablauf chaotisch genug.
"Habe ich dir heute schon gesagt, dass ich dich liebe?", fragt Alex. Er liegt bereits im Bett. Ich schlage die Decke zurück und schmiege mich an ihn.
"Ja, hast du. Aber ich kann es nicht oft genug von dir hören."
"Ich liebe dich." Sanft streicht er über meine Haare. "Und ich bin stolz auf dich. Wir kriegen das gut hin mit Noah, oder?"
"Ja, das tun wir."
"Denkst du, wir sollten meine Eltern in Island besuchen gehen? Jetzt, wo Noah laufen kann wäre das doch auch für ihn schön."
"Vielleicht nächstes Jahr. Unser Urlaub ist aufgebraucht.", wende ich ein. Alex nickt.
"Dann lass uns das für nächstes Jahr einplanen. Es würde uns allen gut tun, glaube ich."
"Das glaube ich auch."
In dieser Nacht bin ich unheimlich froh und dankbar dafür, dass Noah durchschläft und nicht mehr nachts aufsteht. Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen ist nicht einfach ohne eines von beiden zu vernachlässigen. Es kommt immer häufiger vor, dass Alex und ich am Abend erschöpft ins Bett fallen. Trotzdem bin ich glücklich. Es ist genau so wie ich es mir vorgestellt habe.
Alex und ich sind ein gutes Team. Das haben wir nun mehr als genug bewiesen. Ich wüsste nicht was ich ohne ihn machen sollte.
Auch wenn ich anfangs skeptisch war, Bachelor war das Beste was mir passieren konnte. Auch wenn es einige Hindernisse zu überwinden gab, war es das durchaus wert. Ein Leben ohne Alex, ohne unsere Familie, ist für mich unvorstellbar geworden.
"Alex?", frage ich in die Dunkelheit.
Doch Alex antwortet nicht mehr. Sein Atem ist ruhig und regelmäßig. Ich schlafe mit einem Lächeln auf den Lippen ein.
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Husband
Teen FictionDreizehn Jahre sind vergangen, seitdem Alex und Melissa sich das Ja-Wort gegeben haben. Aber das Leben ist nicht so perfekt wie es scheint und das Paar hat Schwierigkeiten, die Probleme des gemeinsamen Zusammenlebens zu überwinden. Als der Begriff d...