5 Jahre zuvor...
Alex trägt unsere Koffer aus dem Auto zu der kleinen Ferienwohnung. Es ist nicht die schlauste Idee mit dem Auto nach Frankreich zu fahren, wenn man eine dreijährige im Auto sitzen hat, aber die Reise hat sich definitiv gelohnt. Über die Rückfahrt will ich jetzt jedoch noch gar nicht nachdenken.
Schon auf dem Weg haben wir die vielen Lavendelfelder und Olivenbaumplantagen gesehen. Die Sonne scheint, es ist keine Wolke am Himmel zu sehen. Das Wetter ist genauso traumhaft, wie die Landschaft.
Unser Ferienhaus für die zwei Wochen, die wir hier verbringen wollen, ist keinesfalls luxuriös. Es ist sehr einfach, hat nur das Nötigste, aber ist umringt von Pflanzen.
Die Provence ist genau so wie ich sie mir vorgestellt habe.
Ich bin jetzt schon total verliebt.Wir richten uns etwas im Haus ein und sehen uns ganz in Ruhe den Ort an, der für die nächsten Tage unser Zuhause sein wird.
"Gefällt es dir?", fragt Alex. Wir stehen zusammen auf der kleinen Terasse. Man hat den perfekten Blick auf einen kleinen Fluss.
"Es ist viel schöner, als ich es mir vorgestellt habe. Das war bei weitem deine beste Idee."
Später, gegen Abend, fahren wir in die Stadt. Es ist mehr ein kleines Dorf, aber es hat den typischen französischen Flair. Auch Noah ist begeistert.
An einem kleinen Imbiss kaufen wir etwas zu essen. Wir sitzen zwar an einem eigenen Tisch, aber man hat nicht das Gefühl alleine zu sein. Um uns herum sind so viele Menschen, die singen und lachen und Spaß haben, dass man sich schon fast zugehörig fühlt.Irgendwann deutet Alex auf ein Schild an einem Haus. Es ist ein Werbeplakat für einen Stierkampf am Wochenende.
"Möchtest du da gerne hingehen?", fragt er.
"Warum nicht?"
Auf dem Rückweg kaufen wir Noah und Emily noch ein Eis. Zurück in der Ferienwohnung fallen beide müde ins Bett. Draußen ist es noch warm, also setzen Alex und ich uns mit einem Glas Wein auf die Terasse.
"Ich liebe Frankreich.", murmle ich mit Blick auf die Olivenbäume.
"Ich liebe dich. Aber Frankreich gefällt mir auch sehr gut." Lachend sehe ich ihn an. "Weißt du, was ich uns morgen zum Frühstück mache?"
"Was denn?", frage ich neugierig.
"Baguette. Und Croissants. Die backe ich natürlich nicht selber, aber trotzdem."
"Hoffentlich ist das nicht nur so ein Klischee, dass Franzosen immer Baguette essen."
Alex lacht. "Mir dir erfülle ich gerne alle Klischees der Welt."
Am nächsten Morgen stehen tatsächlich frische Croissants und ein Baguette auf dem Tisch. Während Alex den Tisch deckt, wecke ich unsere Kinder.
"Was ist das?", fragt Noah, als Alex ihn etwas in seine Tasse schütten möchten.
"Frisch gepresster Orangensaft vom Markt."
"Ich möchte auch ein Glas, bitte.", mische ich mich ein.
Im Endeffekt ist es das perfekte Frühstück. Voller Klischees, aber ziemlich lecker. Und wenn man schon mal in Frankreich ist, und dann auch noch im Süden, kann man das ja auch mal nutzen. Nur beim Fisch sehe ich das leicht anders, auf den verzichte ich nämlich gerne.
Unser Urlaub entwickelt sich zur schönsten Reise, die ich je erlebt habe. Wir gehen spazieren, bummeln über den Markt und verbringen viel Zeit mit unseren Kindern. Wir lernen Menschen kennen, die hier leben und andere Touristen.
Ich habe das Gefühl, dass meine ganze Familie aufblüht.
Die Luft ist frisch, das Wetter ist gut.Die Provence vermittelt einfach ein Gefühl von Freiheit.
Ich muss nicht über meinen Beruf nachdenken. Ich habe keine Verpflichtungen, kann aufstehen wann ich will und schlafen gehen, wenn ich müde bin.Die Stierkämpfe gefallen mir weniger, aber auch sonst gibt es genügend andere Dinge die man tun kann.
An einem Tag fahren wir an die Küste. Noah und Emily planschen mit Alex im Meer, während ich ihnen dabei zusehe oder ein Buch lese.
Das Rauschen der Wellen entspannt mich vollkommen.Am liebsten würde ich für immer hier bleiben. Nie mehr nach Hause, wo der Stress auf uns wartet.
Am liebsten würde ich den Rest meines Lebens hier verbringen. Umgeben von der Natur, guter Laune und Freiheit.
Ich kann verstehen, dass es Henry und Karin nach Island gezogen hat.
Tatsächlich frage ich mich, ob Alex und ich auch irgendwann, wenn Emily und Noah erwachsen sind, aus Deutschland wegziehen werden. Vielleicht werden wir ja sogar an diesen Ort zurückkommen?Dementsprechend traurig bin ich, als wir wieder abreisen müssen. Ich merke, dass es den anderen nicht anders geht.
Alex, der die Idee für diese Reise hatte, ist an diesem Ort ebenfalls aufgeblüht. Ich glaube, dass er es sehr genossen hat die Zeit mit seinen Kindern zu verbringen. Es wird ihm wohl nicht gefallen wieder arbeiten gehen zu müssen, denn schließlich heißt das auch, weniger Zeit mit der Familie zu verbringen.Und den Kindern geht es wohl ebenfalls nicht anders. Noah hat, trotz der Tatsache, dass Tian in Deutschland auf ihn wartet, keine Lust auf die Schule.
Als alle Koffer im Auto sind und die Kinder auf der Rückbank sitzen, drehen Alex und ich uns noch einmal zu dem kleinen Ferienhaus um, welches uns die Zeit hier noch schöner gemacht hat.
Noch einmal sehen wir uns die Aussicht an, die Olivenbäume, das glitzernde Wasser im Fluss.
Alex legt einen Arm um meine Hüfte."Ich werde das hier sehr vermissen."
"Und ich erst.", stimme ich zu.
"Lass uns eines Tages hier her zurückkehren. Nur du und ich."
Ich lächle ihn an. "Nur du und ich."
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Husband
Teen FictionDreizehn Jahre sind vergangen, seitdem Alex und Melissa sich das Ja-Wort gegeben haben. Aber das Leben ist nicht so perfekt wie es scheint und das Paar hat Schwierigkeiten, die Probleme des gemeinsamen Zusammenlebens zu überwinden. Als der Begriff d...