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"Ich hätte Lust wandern zu gehen.", schlage ich vor.

Alex und ich liegen noch im Bett und überlegen, wie wir den Tag verbringen könnten. Der Urlaub neigt sich schon dem Ende zu und wir wollen noch so viel wie möglich erleben, während wir hier sind. Dabei vergeht die Zeit hier so furchtbar schnell.

"Bei dem Wetter?", fragt Alex skeptisch. Er sieht sich irgendetwas auf seinem Handy an, während mein Blick auf ihm liegt.

"Du hast uns damals auch bei dem Wetter wandern lassen.", werfe ich ihm vor.

"Aber doch nur um euren Zusammenhalt zu stärken. Und das hat doch auch geklappt."

"Hat es das?", frage ich provokant.

"Gib es zu."

Als ich nicht reagiere, fängt Alex an mich zu kitzeln. Kichernd winde ich mich hin und her, bis ich schließlich darum betteln muss, dass er aufhört.

"Okay, gut. Du hast Recht. Es hat geholfen." Ich kuschle mich an ihn.

"Na also."

"Also, gehen wir wandern?"

Alex seufzt. "Na schön. Lass uns vormittags wandern gehen und heute Abend fahren wir mit dem Schiff."

Aufgeregt schlage ich die weiße Bettdecke zur Seite und springe aus dem Bett.
Alex sieht mir nur sprachlos dabei zu. Mit verschränkten Armen sehe ich zu ihm herüber, denn er macht keine Anstalten aufzustehen und sich anzuziehen.

"Worauf wartest du denn? Steh auf!"

Er beteuert, dass er gleich aufstehen wird. Ich suche mir also etwas zum Anziehen raus und gehe ins Badezimmer. Als ich jedoch komplett fertig gemacht bin, liegt Alex immer noch im Bett und sieht auf sein Handy. Er lächelt.

"Warum lachst du?", frage ich misstrauisch. Alex sieht nie lächelnd auf sein Handy. Wirklich nie.

"Ich habe die Dropbox durchgesehen. Sieh mal."

Er dreht den Bildschirm in meine Richtung. Neugierig lasse ich mich wieder auf dem Bett nieder und sehe mir das Bild auf seinem Handy an. Es ist das Bild von mir im Krankenbett und Nathan als Weihnachtsmann. Ich muss ebenfalls lachen. Auch wenn ich anfangs stark dagegen war, dass das Foto gemacht wurde, bin ich jetzt ziemlich froh, dass es existiert.

"Ich glaube das ist mein Lieblingsfoto von euch beiden.", fügt Alex hinzu.

"Meins von euch beiden ist das auf dem du Noah hältst und er dir die Hand auf die Schulter gelegt hat. Als er ihn zum ersten Mal gesehen hat."

Alex durchsucht einen anderen Ordner, bis er schließlich das Bild findet.

"Meinst du das?"

Ich nicke. Das Bild zeigt Alex und Nathan mit Noah im Krankenhaus. Alex sieht Noah an und Nathan blickt stolz auf seinen kleinen Bruder hinab. Alex' Mutter muss das Bild gemacht haben, denn ich war nach Noahs Geburt ziemlich am Ende und wäre sicherlich nicht auf die Idee gekommen ein Foto zu machen. Henry kann es nicht gewesen sein, denn man sieht ein Stück seines Hemdes am linken Bildrand.

Nach einem kurzen Moment der Stille füge ich hinzu: "Denkst du, er wusste dass wir Probleme hatten?"

"Ja, das wusste er. Ich meine, wir reden hier über Nathan. Aber ich glaube er hat es nie angesprochen, weil er wusste, dass wir das auch alleine schaffen."

Wir sehen uns noch ein paar weitere Bilder an. Als mein Handy klingelt, beschließt Alex, dass es endlich Zeit ist sich für den Tag fertig zu machen. Während er duscht, unterhalte ich mich etwas mit Kate und bringe die neusten Ereignisse in Düsseldorf in Erfahrung. Außerdem erzähle ich ihr, dass Alex und ich auf einem sehr guten Weg sind.

Nach dem Frühstück machen wir uns dann endlich auf den Weg. Wir gehen genau dort entlang, wo Alex uns damals hat entlang laufen lassen, allerdings laufen wir nur ein Stück und müssen nirgendwo hochklettern und uns aus nicht in die Tiefe stürzen.
Wir reden über belangloses, machen ein paar Fotos und haben einfach nur Spaß.
Die Bewegung tut gut, trotz der Hitze.

Nach einem kleinen Abstecher in ein Café, kehren wir zurück zum Hotel. Da es ziemlich heiß draußen ist und das Wandern recht anstrengend war, beschließe ich noch schnell einmal überzuduschen, bevor wir zum Hafen gehen.
Das kalte Wasser tut gut, weshalb ich länger als geplant unter der Dusche bleibe. Als ich zurück in unser Zimmer komme, telefoniert Alex gerade.

"Danke, Ricks."

"Du hast mit Ricks telefoniert?", frage ich, nachdem er aufgelegt hat.

Er nickt. "Ja, ich habe gefragt, wie es läuft und ob alles in Ordnung ist."

"Und warum siehst du mich dann so nervös an? Stimmt etwas nicht?" Ich ziehe den Vorhang zurecht.

"Weil ich ihm außerdem meine Stelle überschrieben habe."

Wie erstarrt sehe ich ihn an. "Wie meinst du das?"

"Ich bin nicht mehr Chefarzt, sondern nur noch Oberarzt.", erklärt er.
Ich weiß nicht was ich sagen soll.
"Ich möchte mehr Zeit mit meiner Familie verbringen und mein Job macht mir das unmöglich. Also habe ich gekündigt. Außerdem macht Ricks das wirklich gut."

"Aber... Du liebst deinen Job."

Ich kann nicht ganz glauben, dass Alex das wirklich getan hat. Es ist ein riesiges Opfer was Alex erbringt, so riesig, dass es in mir fast Schuldgefühle auslöst. Ich habe mir immer gewünscht, dass er weniger arbeitet, aber jetzt, wo er tatsächlich gekündigt hat weiß ich nicht mehr was ich davon halten soll. Ich hoffe bloß, dass das nicht so eine Kurzschlussentscheidung war, die er später bereuen wird.

"Das stimmt.", stimmt Alex mir zu. "Aber dich und die Kinder liebe ich mehr."

HusbandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt