10 Jahre zuvor...
"Noah?", rufe ich durch die Wohnung. Seitdem er laufen kann ist er fast nur noch unterwegs. Daraus macht er sich oft einen Spaß und versteckt sich. Diesmal finde ich ihn hinter dem Sofa. Er hat sich in die kleine Lücke gezwängt und grinst mich an. Was das angeht, ist er fast wie Nathan. Nur Unsinn im Kopf.
"Hier bist du. Dann musst du wohl leider doch in die Badewanne."
Unter viel Geschrei kriege ich ihn dann doch dazu, zu baden. Friedlich sitzt er in der Badewanne und lässt sein Schiff durch den Schaum fahren. Das Gemeckere geht erst wieder los, als ich ihn wieder aus der Wanne herausholen möchte. Jedes Mal ist es das selbe, aber ansonsten ist er pflegeleicht.
"Noah, hör jetzt auf. Erst willst du nicht rein, jetzt willst du nicht raus. Papa kommt gleich nach Hause, da willst du doch wieder fertig sein, oder etwa nicht?"
Schließlich gibt er sich geschlagen. Ich helfe ihm beim Anziehen, föhne ihm die dunklen Haare und so weiter. Als mein Handy klingelt, lasse ich ihn für einen Moment alleine. Es ist eine Nachricht von Alex. Er wird später kommen. Seufzend lege ich das Handy wieder auf den Tisch zurück. Als ich zurück ins Badezimmer gehe, um nach Noah zu sehen, ist dieser nicht mehr da.
"Noah?", rufe ich und fange erneut damit an das Haus zu durchsuchen. Ich hätte es wissen müssen, dass ich ihn nicht alleine lassen kann. Ich finde ihn schließlich im Wohnzimmer. Er sitzt auf dem Sofa und versucht den Fernseher anzuschalten.
Da Alex ohnehin später kommen wird, erlaube ich Noah noch etwas fernzusehen. Ich schalte auf irgendeine Kindersendung und gehe dann in die Küche. Dort habe ich den Kleinen zum Glück immer im Blick. Aber Noah bleibt wider erwarten sitzen und verfolgt gespannt in seinen Schlafanzug gekuschelt seine Serie.
Ich fange an das Essen vorzubereiten. Eigentlich wollte ich nichts besonderes kochen, aber wenn Alex später kommt habe ich mehr Zeit und kann mir doch noch etwas anderes überlegen.
Als er schließlich die Wohnung betritt ist das Essen noch nicht ganz fertig. Er drückt mir einen Kuss auf die Lippen und begrüßt dann seinen Sohn. Mit ihm auf dem Arm kommt er zurück in die Küche."Ich habe Neuigkeiten."
Gespannt sehe ich ihn an. Es scheinen gute Neuigkeiten zu sein, denn ein Lächeln umspielt seine Lippen. Kleine Lachfalten bilden sich an seinen Augen.
"Na sag schon."
"Hast du mitbekommen, dass Dr. Price aufhört?"
Ich nicke. "Ja, es wird ja über nichts anderes mehr gesprochen. Sehr schade eigentlich. Wusstest du, dass er mich davon überzeugt hat das Krankenhaus nicht zu wechseln?"
"Jetzt bin ich dem Mann noch dankbarer als ohnehin schon.", antwortet Alex.
"Und was sind jetzt die Neuigkeiten?"
"Naja, wenn Dr. Price geht, braucht es natürlich einen Nachfolger."
Langsam wird mir klar, wovon er spricht. Ungläubig sehe ich ihn an. Er lächelt immer noch. Noah umklammert seine Hand mit seinen kleinen Fingern.
"Heißt das...?"
Er nickt.
"Melissa, ich werde Chefarzt der Chirurgie. Ich werde ein Krankenhaus leiten."
"Das ist der Wahnsinn."
Freudig umarme ich ihn. Dann deute ich auf das Essen und die Flasche Wein, die bereits auf dem Tisch steht.
"Lass uns das feiern. Ich bin so stolz auf dich."
"Ehrlich gesagt, habe ich noch nicht zugesagt.", erklärt Alex, als wir uns gerade an den Tisch gesetzt haben.
"Wieso nicht?" Ich schiebe Noah einen Löffel in den Mund. Dieser sieht uns zufrieden an.
"Ich wollte das erst mit dir absprechen. Wenn ich die Stelle annehme bedeutet das ja auch für uns eine ganz andere Situation. Ich werde viel mehr arbeiten müssen."
"Das kriegen wir hin.", sage ich zuversichtlich. "Noah kann jetzt bald in den Kindergarten gehen und Mittags wechseln wir uns einfach ab. Wenn du die Stelle wirklich möchtest, dann nimm sie an, Alex."
"Bist du dir sicher?"
"Ja. Ich bin mir sicher. Na los, ruf Price an."
"Okay, okay."
Er nimmt sein Handy aus der Hosentasche und tippt etwas darin herum. Dann hebt er es an sein Ohr. Ich kann nichts verstehen. Alex ist nervös. Er kaut leicht auf der Lippe herum. Das Gespräch ist schnell wieder beendet. Erwartungsvoll sehe ich meinen Mann an.
"Zum nächsten Monat fange ich an."
"Chefarzt Lehmann." Wir müssen beide lachen.
"Also, Frau Dr. Lehmann, wie fühlt es sich an, wenn der Ehemann Chefarzt ist?"
"Gott, nein.", bringe ich unter Lachen hervor. "Ich bin so froh, dass wir RTL nach dem Final Talk los waren. Die hätten so viele Schlagzeilen um uns gebracht."
"Oh ja! Sind sie wieder zusammen? Ist Melissa etwa schwanger? Heiraten sie? Wie sieht die Hochzeit aus? Wir wird das Leben mit Kind? Hat er als Chefarzt noch genug Zeit für seine Familie? Wie viele Kinder wird Melissa bekommen? - Das sagt ihr Horoskop."
"Wir hätten berühmt werden können."
"Zum Glück hast du das Kleid geklaut. Diesen Verlust konnten sie nicht verkraften."
Noah sieht uns ziemlich verdattert an. Ich streiche ihm kurz über die Haare und gebe ihm dann den nächsten Löffel. Dann ist er wieder zufrieden.
"Hast du das Kleid noch?", fragt Alex plötzlich.
"Ja, aber ich weiß nicht, ob es noch passt."
"Lass es uns ausprobieren."
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Husband
Teen FictionDreizehn Jahre sind vergangen, seitdem Alex und Melissa sich das Ja-Wort gegeben haben. Aber das Leben ist nicht so perfekt wie es scheint und das Paar hat Schwierigkeiten, die Probleme des gemeinsamen Zusammenlebens zu überwinden. Als der Begriff d...