Prolog

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Ein Film ist etwas nahe zu perfektes.

Die Schauspieler treffen immer die richtigen Entscheidungen, auch wenn sie am Anfange noch so falsch schienen, sie sehen perfekt aus, egal ob sie von einem Zombie verfolgt werden oder puren Schmerz durchleben.

Alles scheint in Filmen perfekt zu sein.

Also, was ist ein Film?

Man könnte sagen eine Lüge, eine perfekte Lüge.

Mein Leben war wie ein Film - Was hinter den Kulissen stattfand wusste niemand.

Ich lächelte durch meine perfekte Maske, ich lächelte in meinem perfekten Film, doch was sich dahinter verbarg, das wusste nur ich selbst.

Ich war alleine, alleine mit der Wahrheit, alleine mit meinen Schmerzen, gefangen in einem Film, wartend auf das Geräusch der Filmklappe und das "Cut" des Regisseurs.

Stumm starrte ich auf das rauschende Meer hinab, wie die Wellen immer wieder gegen die Brandung klatschten und die Schaumkronen verspielt auf der Wasseroberfläche tanzten.

Eisiger Wind umgab mich und es schien, als spielte er mit meinem Mantel und meinen langen braunen Haaren. Meine Haut fühlte sich an wie Porzellan und ich konnte spüren wie tausend kleine, eiskalte Nadeln sich in mein Gesicht bohrten und jedes Mal wenn ich tief Luft holte und wieder ausatmete, bildete sich ein weiße Wolke in der Luft, die in den schwarzen Himmel empor stieg.

Ich hatte nie groß darüber nachgedacht wie ich einmal sterben werde. Ich habe auch nie gedacht, dass ich diese Welt, diese Menschen, die ich einst liebte, und insbesondere mich, so hassen würde.

Tatsache ist, dass ich keinen einzigen Millimeter dieser Welt und ihrer vielen Geschichten vermissen werde.

Tatsache ist, dass es nichts mehr in dieser Welt gab, was mich hielt.

Tatsache ist, dass ich ein sinkendes Wrack war, ohne Anker, ohne Rettungsboote, mitten auf dem großen, unendlichen Meer.

Mein Hoodie, sowie mein Mantel, war mittlerweile schon ganz durchnässt vom Regen, der hemmungslos vom Himmel hinabschüttete, vor Kälte konnte ich kaum noch etwas spüren, nur der Schmerz in meiner Seele war geblieben.

Ich verfolgte aufmerksam den Klang des rauschenden Meeres und den der Regentropfen, die wie eine Dusche auf das Meer prasselten, mein Atem wurde flacher und bei jedem Atemzug brannte die eiskalte Luft in meiner Lunge, wie Feuer.

Langsam wandte ich mich vom Meer ab und der Wind zog so sehr an meinem Mantel, als würde er versuchen mich in den Abgrund der Klippen zu ziehen, mitten ins Meer, als würde es nach mir rufen und die Hände nach mir ausstrecken.

Erschöpft schloss ich meine Augen, atmete hörbar ein und ließ mich einfach fallen.

Jegliche Luft wich aus meiner Lunge, als ich in das kalte Wasser eintauchte, welches mich hungrig verschlang, mich hin und her schleuderte und in die Tiefen des Meeres zog. Um mich herum wurde es immer dunkler und ich gab mich dankbar dieser unendlichen Dunkelheit, dieser Stille, dieser rücksichtslosen Kälte, die so lange nach mir gerufen hatte, hin.

Cut.

Das Leben ist kein Film ✔ |H.S.|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt