Take 01

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Grace's POV.

>> Die Vorlesung ist zu Ende, ihr könnt nun gehen. << Erschöpft rappelte ich mich auf und presste mein vollkommen leeres Notizbuch an mich.

Ich hatte kaum geschlafen und obwohl ich meinen Kaffee quasi mit Energy-Drinks gekocht hatte, fühlte ich mich schlapp und ausgelaugt. Die Uni lag mir wirklich sehr am Herzen, ich wollte später schließlich nicht mit leeren Händen vor meiner Zukunft stehen.

Ich schlurfte in meinen schwarzen Converse, mit dem Strom der anderen Studenten, zum Ausgang und gerade als ich die Türschwelle des riesigen Saals passieren wollte, hörte ich jemanden nach mir rufen und ich blieb abrupt stehen.

Ein Mädchen welches mir die ganze Zeit hinterhergetrottet war, lief fast gegen mich und konnte noch in letzter Sekunde ausweichen, trotzdem funkelten ihre blauen Augen mich wütend an, als würde sie mir sagen wollen "Pass doch auf, du bist nicht alleine hier."

Entschuldigend schaute ich ihr hinterher, als ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter spürte. Erschrocken wirbelte ich herum und starrte in zwei blau-graue Augen >> Tut mir leid, Mrs. Grey, ich war total in Gedanken und... <<, weiter kam ich nicht >> Ist schon gut. <<

Ich atmete hörbar aus und meine Haltung entspannte sich wieder etwas.

>> Ms. Wheeler, ich wollte mit ihnen über ihre Leistungen sprechen <<,fing sie an und holte tief Luft, aber schon hatte ich wieder meinen Mund aufgerissen und plapperte darauf los >> War der Bericht wirklich so schlecht, oder liegt es an der Prüfung, ich weiß nicht was an dem Tag mit mir los war, wirklich...<< Als sie nur den Kopf schüttelte brach ich ab und beäugte sie verwirrt.

>> Nein, nein, Grace. Du bist mit Abstand die beste Kommilitonin dieses Jahrgangs, es geht eher um deine Zukunft. Ich sehe großes Potential in dir und deshalb bin ich bereit ein Angebot zu machen. <<

Ungeduldig und zugleich neugierig, knetete ich meine Hände und hing wie gebannt an ihren roten Lippen.

>> Vor einer Woche haben wir einen neuen Patienten bekommen, er lag für zwei Tage auf der Intensivstation und jetzt soll er ein Zimmer in der psychologischen Abteilung bekommen, das Zimmer ist ja nicht das Problem, aber wir brauchen Jemanden der sich um ihn kümmert. <<

Sie schwieg und schaute mich abwartend mit ihren kleinen Augen an.

>> Wollen sie damit sagen, dass ich, ICH <<, dabei deutete ich energisch auf mich , >>mich um diesen Patienten kümmern soll? <<

Zaghaft nickte die alte Frau und fuhr fort >> Als Gegenleistung, wenn sie den armen Jungen wieder reingewaschen bekommen, dürfen sie sofort ihr Examen ablegen und ein Arbeitsplatz wird ihnen auf der psychologischen Abteilung zugesprochen. <<

Ich riss erstaunt meine Augen auf, das war als würdest du einem kleinen Kind einen Schlecker vor die Nase halten! Dennoch beschlich mich mein Selbstzweifel und ich antwortete >> Mrs. Grey, verstehen sie mich nicht falsch, dieses Angebot ist Gold für mich wert, aber ich fürchte ich bin noch nicht bereit dazu. <<

Ich meine, was wenn ich irgendetwas falsch machen würde, oder ich meine Gefühle nicht im Zaum halten konnte? Ich war auf der Gefühlsebene nicht gerade die Stabilste.

>> Ich bitte dich, Grace, du bist die Beste in diesem Kurs! <<, flehte Mrs. Grey und ihre knochige Hand griff nach meiner und sie zwang mich in ihre Augen zu sehen.

>> Die Beste in etwas zu sein, heißt nicht automatischen gut genug zu sein <<, erklärte ich, wand mich aus ihrer Hand und wandte mich zum Gehen.

Das Leben ist kein Film ✔ |H.S.|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt