Take 22

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Harrys Pov.

>> Schicke Frisur, Harry. <<

Ich schenkte Aiden nur einen vernichtenden Blick, als ich den Raum betrat in dem er mich bereits erwartet hatte. Der Frisör hatte gerettet, was zu retten gewesen war. Ich kann mich nicht beklagen.

>> Also lass uns über deine Kate reden. <<

>> Grace. <<

>> Wie auch immer. Erzähl mir von ihr. <<

>> Ist es nicht irrelevant dir von ihr zu erzählen, wenn du mir selbst eingebläut hast, dass es sie nicht gibt? <<

>> Ja und Nein. Weißt du was irrelevant ist? <<

Ich schluckte.

>> Dass du deine Tabletten nicht nimmst und vollkommen ausrastest. Du hättest sie schlucken sollen. Du merkst ja was passiert wenn nicht. <<

>> Diese Tabletten bringen nichts <<, knurrte ich und biss die Zähne zusammen.

>> Das sehe ich anders. Wenn ich dich erinnern darf, wenn du das Zeug schön brav schluckst bist du hier raus und wenn nicht, dann nicht. Es liegt alleine in deiner Hand. <<

Ich schnaubte >> Was wenn ich gar nicht will, dass die Halluzinationen und Alpträume enden? Sie scheint ein Part meines Herzens zu seim, als würde ich sie schon ewig kennen und dennoch tue ich das nicht. <<

>> Sie ist nicht real. Aber das hier ist real! Die Freiheit ist direkt vor deiner Nase, sie ist real. Es liegt nur an dir ob du sie betrittst. <<

Eine ersehnte Stille breitete sich aus und wie in Zeitlupe streckte ich meine Hand nach den Tabletten aus, die für mich bereitstanden.

Zitternd nahm ich den kleinen Plastikbehälter in die Hand und kippte dessen Inhalt in meinen Mund, gleich hinterher ein bisschen Wasser, welches mir das Schlucken erleichterte.

Ein mehliger, unangenehmer Geschmack breitete sich auf meiner Zunge aus und ich rümpfte die Nase.

Ich konnte die Freiheit bereits riechen.

-Zeitsprung-

Grace' Pov.

Rücksichtslos prasselte der Regen auf mich hinab und ich lauschte dem Klang des niederprasselnden Wassers.

Ein großer Mann trat neben mich und legte mir sanft sein Jackett auf meine Schultern.

>> Danke El <<, flüsterte ich und mein Blick war weiterhin starr auf den alten Mann vor mir gerichtet.

Die Lippen des alten Mannes bewegten sich, doch ich war viel zu sehr in Gedanken um mitzubekommen über was er sprach.

>> Mrs Wheeler? <<, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen und sagte verwirrt >> Äh... ja. <<

>> Wollen sie ein paar Worte äußern? <<

Stumm nickte ich - Wenn nicht jetzt, wann dann?

Langsam trat ich in meinen schmerzenden Pumps auf der nassen Wiese nach vorne und schluckte.

>> Äh... Also..<<, begann ich und mir wurde heiß angesichts der vielen Gesichter die mich erwartungsvoll anglotzten.

Stell dir einfach vor sie sind nackt, Grace.... okay, lieber nicht.

>> Genaugenommen habe ich keine Rede vorbereitet und genaugenommen wusste ich bis vor kurzem nichts von all dem. Und vielleicht wäre es besser auch so geblieben, aber das Leben ist nun einmal kein Wunschkonzert.

Mein Leben hätte echt besser laufen können, aber wer wären wir, wenn alles im Leben anders gelaufen wäre. Wir wären nicht wir.

Deshalb bin ich froh, dass alles so gelaufen ist, wie es eben gelaufen ist. Ich bin sogar dankbar, obwohl alles noch so scheiße gelaufen ist, wie es nur ging, denn so konnte ich der Mensch werden, der jetzt hier steht.

Also Dad, hör mir zu:

Ich habe dich gehasst, gedacht du hättest uns verlassen, doch in Wahrheit hast du uns schützen wollen. Vor dir selbst. Ich hoffe du weißt jetzt, dass das niemals nötig war und ich hoffe du weißt, dass ich dir vergebe.

Ich vergebe dir trotz all deinen Fehlern, deinen Ticks, deinem überschwänglichen Beschützerinstinkt, ich vergebe dir obwohl deine Taten mich verletzt haben.

Ich wünsche mir so sehr, ich hätte dir das von Angesicht zu Angesicht sagen können, ich wünschte ich hätte dir noch sagen können wie sehr ich dich liebe, wie sehr ich dich vermisst habe und es jetzt wieder tue.

Ich würde alles dafür geben dich ein letztes Mal in den Arm nehmen zu können.

Ich dachte immer, Menschen die man hasst, denen könnte man nie verzeihen und sie wären von Grund auf böse...aber das hier ist ein Beweis. Ein Beweis dafür, dass man sich irren kann, dass in jedem Menschen etwas Gutes steckt, dass jeder Mensch es wert ist geliebt zu werden.

Und vor allem, dass man jedem Menschen verzeihen kann, egal was er getan hat.

Ich habe dich geliebt, Dad und ich werde niemals damit aufhören. <<

Als ich verstummte war mein Gesicht tränenüberströmt und die Anwesenden begann langsam aber sicher zu klatschen. Mit zitternden Händen legte ich eine rote Rose auf das Grab und ging mit zitternden Knien zu meinem Onkel zurück, der mich sofort in seine starken Arme nahm.

>> Shhh. Es ist okay <<, flüsterte El in mein Ohr und ich weinte nur noch mehr in sein dunkelgraues Hemd hinein, welches ohnehin schon vom Regen nass war. >> Nichts ist okay, El <<, schniefte ich und blickte in seine ebenfalls glasigen Augen.

>> Warum ist die Welt nur so gemein? <<

>> Weißt du, die Welt nimmt immer die Menschen die gebraucht werden. <<

Ungläubig schüttelte ich meinen Kopf und fragte wie ein kleines Kind >> Für was werden sie gebraucht? <<

>> Als Engel, die über diejenigen wachen, die sie lieben. <<


Das Leben ist kein Film ✔ |H.S.|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt